Strombäder im Donaukanal
Durch das rasche Anwachsen der westlichen Vorstädte und die Eingemeindung der Vororte 1890 brachten für die dortige Bevölkerung einen Mangel an Badeanstalten mit sich. Gleichzeitig verbesserte sich die Wasserqualität im Donaukanal nach der Errichtung der beiden Hauptsammelkanäle (siehe Linker Hauptsammelkanal, Rechter Hauptsammelkanal) schlagartig und so wurde aus einem "Kanal" ein Donauarm mit dementsprechender Wasserqualität. Also suchte man das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden und so beschloss der Gemeinderat im Mai 1903 die Errichtung zweier Strombäder, bei der Sophienbrücke (heute Rotundenbrücke) und unterhalb des Nußdorfer Wehrs.
Die technische Umsetzung war nicht zu einfach, so mussten die Bäder sehr schmal gehalten werden um die Schiffbarkeit des Donaukanal zu gewährleisten. Die Badeanstalten, genaugenommen Badeschiffe, waren 50 Meter lang und 10 Meter Breit, wobei die Schwimmbecken selbst 15 mal 6 Meter maßen. Es gab ein Damen-, ein Herren- sowie ein Kinderbecken von geringerer Tiefe. Die Becken waren im Prinzip Metallkörbe mit Holzboden, welche in das Flusswasser gehängt wurden.
Der Erfolg der Strombäder war so groß, dass schon 1905 zwei weitere Badeschiffe bei der Augarten- und bei der heutigen Stadionbrücke aufgestellt wurden. Das Konzept war mit wechselnden Standorten bis nach dem Ersten Weltkrieg erfolgreich und erst die neuen Sommerbäder an der Alten Donau sollten die Popularität des kalten Donauwassers etwas vermindern. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren diese Art Bäder vom Donaukanal verschwunden.
Literatur
- Wilhelm Seledec/Helmut Kretschmer/Herbert Lauscha: Baden und Bäder in Wien. Wien: Europa Verlag 1987