Taubstummeninstitut
Taubstummeninstitut (4., Favoritenstraße 13 [neben dem Theresianum ], Taubstummengasse 13-17).
Joseph II. beschloss, nachdem er bei seinem Aufenthalt in Paris die Schule des Abbé l'Epée gesehen hatte, ein ähnliches Institut in Wien zu errichten und brachte dieses zunächst in einer Wohnung des Bürgerspitals unter (1779). Das Institut kam dann ins Stögersche Haus unweit des Stubentors und 1784 ins aufgehobene Pazmanitenkollegium (Pazmaneum; 1, Schönlaterngasse 15 [Teil]). Als unter Franz II. (I.) das Pazmanitenkollegium wiederhergestellt wurde, kam das Taubstummeninsitut für kurze Zeit ins nahegelegene Windhaagsche Stiftungshaus. 1808 erwarb die Landesregierung ein Haus auf der Wieden für das Institut. Es handelte sich um das Haus Nr. 162 und befand sich direkt neben dem Theresianum. 1822 wurde der rückseitige Quertrakt an den U-förmigen Komplex angebaut, 1864 ein Stockwerk aufgesetzt. 1912 wurde durch Anton Schwarz ein Neubau errichtet. Heute befindet sich das Taubstummeninstitut in Wien 13, Speisinger Straße 105.
Das in Bundesinstitut für Gehörlosenbildung umbenannte Institut ist heute in der Maygasse 25 ansässig, benannt nach dem zweiten Direktor des Instituts Josef May (1792-1804). Der erste Direktor (1782-1804) war Johann Friedrich Stork, vergleiche Storkgasse.
Literatur
- Carl Hofbauer: Die Wieden mit den Edelsitzen Conradswerd, Mühlfeld, Schaumburgerhof und dem Freigrunde Hungerbrunn. Historisch-topographische Skizzen zur Schilderung der Vorstädte Wiens. Wien: Gorischek 1864, S. 77 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 1: Geschichte, historische Hilfswissenschaften, Festungswerke und Kriegswesen, Rechtswesen, Kulturgeschichte, Sittengeschichte. Wien: Touristik-Verlag 1947, S. 263 ff.
- Walter Schott: Das k.k. Taubstummen-Institut in Wien 1779-1918. Dargestellt nach historischen Überlieferungen und Dokumenten mit einem Abriß der wichtigsten pädagogischen Strömungen aus der Geschichte der Gehörlosenbildung bis zum Ende der Habsburgermonarchie. Wien/Kön/Weimar: Böhlau 1995.