Tilly Wedekind

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person Wedekind, Tilly
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens Newes, Tilly
Titel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  369668
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 11. April 1886
GeburtsortOrt der Geburt Graz
SterbedatumSterbedatum 20. April 1970
SterbeortSterbeort München
BerufBeruf Schauspielerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Karl Kraus Portal
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 18.06.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Tilly Wedekind, * 11. April 1886 Graz, † 20. April 1970 München, Schauspielerin.

Biografie

Wedekind wurde als Tilly Newes in Graz geboren und hatte drei ältere sowie vier jüngere Geschwister. Ihr Vater Eduard Newes war ursprünglich Bankbeamter, führte später aber ein Weingeschäft. Seit ihrer Kindheit wollte sie Schauspielerin werden, sodass ihr Vater ihr bei Maximiliane Bleibtreu, der Schwester von Hedwig Bleibtreu, Schauspielunterricht organisierte. Mit 16 Jahren wurde sie erstmals als Volontärin bei Theaterdirektor Otto Purschian am Grazer Theater engagiert. Als Purschian nach Köln ging, nahm er Newes mit, wo sie überwiegend Hosenrollen spielte.

Nach Purschians Tod wurde sie von Köln aus in Wien am Kaiser-Jubiläum-Stadttheater engagiert. Dort kam sie in Kontakt mit Adele Sandrock, Arthur Schnitzler und den Kreis um Peter Altenberg und Karl Kraus. 1905 beschloss Kraus Frank Wedekinds dreiaktige Tragödie "Die Büchse der Pandora", die bisher aufgrund ihrer Zensur nicht aufgeführt werden konnte, vor einem geschlossenen Publikum aufzuführen. Dabei sollte Wedekind selbst die Figur des "Jack the Ripper" verkörpern. Tilly Newes war zunächst nur mit einer Nebenrolle bedacht, bis Kraus ihr die weibliche Hauptrolle "Lulu" übertrug. Bei der Aufführung am 29. Mai 1905 kam es zu einem ersten Kuss zwischen Newes und den um 22 Jahre älteren Frank Wedekind. Das Paar heiratete 1906 und zog zunächst nach Berlin, im September 1908, nach der Geburt der ersten Tochter Anna Pamela zog das Ehepaar Wedekind nach München. Adele Sandrock fungierte als Taufpatin, da diese aber evangelisch war, wurde sie von ihrer Schwester Wilhelmine Sandrock vertreten.

In den nächsten Jahren trat das Paar überwiegend gemeinsam in Frank Wedekinds Stücken auf. Sie gastierten in Wien, der Schweiz, zahlreichen Städten in Deutschland, etwa jedes Jahr in Berlin bei Max Reinhardt am deutschen Theater. Etwaige Ambitionen, Engagements alleine anzunehmen, wurden durch Frank Wedekinds Eifersucht verhindert. Wedekinds Querulantentum und nächtliche Abwesenheit erschwerten die Ehe, die nicht so harmonisch verlaufen sein dürfte, wie sie nach außen hin den Eindruck erweckte. Ab 1914 hatte Frank Wedekind mit den Folgen einer Blinddarm-Operation zu kämpfen, was die Lage nicht verbesserte. Tilly Wedekind verübte im Jänner 1918 einen Suizidversuch, zwei Monate vor Wedekinds Tod. Obwohl sogar eine Scheidung im Raum stand, versöhnte sich das Paar und Tilly Wedekind kehrte in die gemeinsame Wohnung zurück. Frank Wedekind starb allerdings nur wenige Tage später an den Folgen einer neuerlichen Operation in Tilly Wedekinds Anwesenheit.

Bereits 1918 beauftragte Tilly Wedekind einen Ausschuss mit der Herausgabe des Wedekind-Nachlasses, 1919 gab sie die Verfilmung von Wedekinds Werken frei. Die gemeinsame Tochter Pamela trat in die Fußstapfen ihrer Mutter, wurde Schauspielerin und heiratete den Dramatiker Karl Sternheim. Sie gehörte zudem dem Kreis um Klaus Mann an, dem Sohn von Thomas Mann.

Wedekind litt im Laufe ihres Lebens immer wieder an Depressionen, trat nach Frank Wedekinds Tod gelegentlich noch als Schauspielerin auf und las aus seinen Werken. Wedekind heiratete nicht erneut, unterhielt aber Verhältnisse, etwa zu Gottfried Benn, das sich allerdings nicht vertiefte. Ein Jahr vor ihrem Tod in München veröffentlichte sie ihre Biografie "Tilly Wedekind: Lulu – die Rolle meines Lebens".


Quellen

Literatur

  • Anatol Regnier: Du auf deinem höchsten Dach. Tilly Wedekind und ihre Töchter. Eine Familienbiografie. Albrecht Knaus, München: 2003
  • Tilly Wedekind: Lulu. Die Rolle meines Lebens. Scherz für Rüttern+Loenig, München: 1969


Tilly Wedekind im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks