Turl Wiener
Turl Wiener, * 7. September 1875 Asparn an der Zaya, † 15. August 1971 Wien, Schauspieler, Sänger.
Biografie
Der gebürtige Weinvierter Theodor Windbrechtinger begann seine erfolgreiche Karriere unter dem Pseudonym Turl Wiener als Unterhaltungskünstler in Pawlatschentheatern. Nach österreichweiten Tourneen als Charakterkomiker erhielt er 1902 ein Engagement im Colosseum. Hier blieb er zehn Jahre lang Hauskomiker. Partnerin auf der Bühne und im Privatleben war die Wienerliedsängerin Fritzi Rolly.
1912 eröffnete er im Zirkus Busch ein Varietétheater, das er aber bereits 1914 wieder aufgeben musste. In den folgenden Jahren trat er nach einem kurzen Kriegseinsatz im Lustspieltheater im Prater auf. Zu seinem Repertoire zählten Nummern wie "Der Clarinettenwenzel", "Der Vetter vom Land", "Musiki, Musiki", "Servus Schlieferl" oder der "Tramwayschienenritzenkratzer", deren Titel zwar an Wienerlieder denken lassen, die sich musikalisch aber doch deutlich vom typischen Wienerlied abheben, da sie oft von einem Orchester begleitet wurden.
1919 kam er ans Komödienhaus, wo er gleichzeitig auch Co-Direktor war. Mit seiner Frau Fritzi Rolly trat er hier und auf anderen Bühnen öfter als 2.000 Mal in der Operette "Das Sperrsechserl" auf. Turl Wiener wirkte auch in einigen Stummfilmen mit. Witze, die Turl Wiener in seinen Programmen zum Besten gab, veröffentlichte er ab 1929 in "Das Turl-Wiener-Witzblatt mit 40 pikanten und jüdischen Witzen".
Ab 1923 versuchte sich das Ehepaar auch in der Gastronomie. Neben der 10er Marie betrieben sie auch ein Lokal in der Innenstadt, scheiterten jedoch 1930. Ohne fixes Engagement tourte das Ehepaar durch die deutschsprachigen Länder und an Badeorte. Nach dem sogenannten "Anschluss" bekam die Karriere von Turl Wiener und Fritzi Rolly einen neuen Aufschwung durch Auftritte bei "Kraft durch Freude"-Veranstaltungen. Als Mitglieder eines zehnköpfigen Ensembles gastierten sie mit der Revue "Im Zeiserlwagen" in Fronttheatern. 1943 kehrten sie wieder nach Wien zurück, spielten noch auf der "Bunten Bühne" im Bayerischen Hof und zogen sich nach 1945 allmählich aus der Öffentlichkeit zurück. Ihr letzter gemeinsamer Auftritt fand im Februar 1958 anlässlich ihrer goldenen Hochzeit statt.
Literatur
- Iris Mochar-Kircher: Unterhaltung mit Beigeschmack. Die Publikumslieblinge Turl Wiener (1875–1971) und Fritzi Rolly (1886–1964). In: Bockkeller, 1/2008, S. 8 ff.
- Elisabeth Th. Fritz / Helmut Kretschmer [Hg.]: Wien. Musikgeschichte. Teil 1: Volksmusik und Wienerlied. Wien: Lit 2006, S. 266 ff.
- Hans Hauenstein: Interpreten des Wienerliedes. Wien: K. & O. Karner 1979, S. 21
Turl Wiener im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.