Gersthofer Friedhof
48° 13' 51.83" N, 16° 19' 2.47" E zur Karte im Wien Kulturgut
Gersthofer Friedhof (18., Möhnergasse 1, Czartoryskigasse nach 68 [neben der Wohnhausanlage Czartoryskigasse 62-68]). Der Friedhof ist 31.714 Quadratmeter groß und verfügt über rund 4.600 Grabstellen. Eine Besonderheit ist das Kriegerdenkmal.
Geschichte
Der Gersthofer Friedhof wurde am 27. Oktober 1880 auf einem Grundstück am Alsrücken eingeweiht, nachdem der bisherige Friedhof zu klein geworden war und die Gersthofer zwischen 1877 und 1880 auf dem Hernalser Friedhof bestattet werden mussten.
Mit der Eingemeindung 1892 wurde Gersthof mit anderen Vororten zum 18. Bezirk Währing vereinigt und der Friedhof ging nunmehr in die Zuständigkeit der Wiener Stadtverwaltung über.
Aufgrund einer Eingabe des Bezirksvorstehers des 18. Bezirks genehmigte der Wiener Gemeinderat 1895, dass das rechts neben dem Mausoleum gelegene Massengrab, in dem die Leichenreste des alten Gersthofer Ortsfriedhofs bestattet worden waren, während der Jahre 1895 bis 1899 erhalten und auf Kosten der Gemeinde ausgeschmückt wurde.
Erste Erweiterung und Adaptierungen
1899 bewilligte der Gemeinderat die Erweiterung des Friedhofes und den Ankauf einer Grundfläche im Ausmaß von rund 20.000 Quadratmetern. Davon wurde 1901 eine Fläche von 8.262 Quadratmetern in den Friedhof einbezogen und am 27. Jänner 1901 eröffnet. Zudem wurde die Errichtung eines Administrationsgebäudes und die Adaptierung des bestehenden Totengräberhauses im Gersthofer Friedhof genehmigt. 1902 wurde auf dem neuen Friedhofsteil ein Friedhofkreuz aufgestellt.
Weitere Infrastrukturausbauten betrafen den Bau einer Wartehalle, die Verlegung der Eingänge zur Infektionsleichenkammer und das Anbringen eines Schutzdaches. Diese Arbeiten wurden ebenso wie die Ausgestaltung des Einsegnungsraumes als Kapelle im Oktober 1903 bewilligt und 1904 begonnen. Am 11. April 1907 konnte die Friedhofskapelle feierlich eingeweiht werden. Im Februar 1909 wurden die zu beiden Seiten des Friedhofseinganges liegenden Gebäude an das Gasrohrnetz angeschlossen und die Gasbeleuchtung eingeführt. Im März 1912 folgte die Genehmigung zur Erweiterung des Totengräbergebäudes.
Zweite Erweiterung und weitere Adaptierungen
Da der Friedhof erneut an seine Kapazitätsgrenzen stieß, wurde im November 1916 der Ankauf eines Grundstückes zu seiner Erweiterung bewilligt, im Juli 1918 dem vom Stadtbauamt vorgelegten Erweiterungsprojekt zugestimmt und im November 1918 die neuerliche Erweiterung beschlossen.
Am 3. Juli 1922 erhielt die Direktion der Städtischen Leichenbestattung die Bewilligung zur Instandsetzung der Einsegnungskapelle und deren Benützung zu Aufbahrungszwecken unter der Bedingung, dass die gesamten Herstellungskosten von der Städtischen Leichenbestattung getragen werden. Die Einsegnungskapelle musste zudem gegen Entrichtung der von der Städtischen Leichenbestattung festgesetzten Tarife auch den privaten Leichenbestattungsunternehmern zu Aufbahrungszwecken überlassen werden.
Mit der Regulierung der Klampfelberggasse wurde 1938 an der Südseite des Friedhofs eine architektonisch gegliederte, circa 180 Meter lange Einfriedungsmauer sowie ein Einfahrtstor errichtet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1945 bis 1951 die Aufbahrungshalle instandgesetzt sowie die Einfriedung in einer Länge von 110 Meter erneuert, eine Stützmauer errichtet und eine neue Friedhofsglocke montiert.
Auf dem Friedhof befindet sich ein 1945 belegtes Massengrab von russischen Soldaten, wobei die Zahl der hier beigesetzten gefallenen Soldaten nicht bekannt ist.
Geplante Schließung
1952 wurde die Vergabe neuer und heimgefallener Gräber nicht mehr gestattet, obwohl neue Beerdigungsflächen vorbereitet worden waren. Hintergrund war, dass der Gemeinderat 1953 eine Schließung des Gersthofer Friedhofs sowie neun weiterer Friedhöfe im Jahre 1975 vorsah. 1957 wurde die Vergabe heimgefallener Gräber mit der Einschränkung genehmigt, dass das Benützungsrecht in allen Fällen am 31. Dezember 1975 erlöschen würde. Die Beerdigungen sollten nach einer Festlegung vom Oktober 1959 nur noch am Montag, Mittwoch und Freitag stattfinden.
Nach einem Beschluss des Gemeinderats 1965 wurde die Zahl der Sperrfriedhöfe um sechs weitere Friedhöfe auf 16 erhöht. Somit durften dort keine neuen oder heimgefallenen Gräber mehr vergeben werden. Die Beilegung sollte mit dem 31. Dezember 1975 enden. Im Mai 1975 wurde die Bestimmung um zehn Jahre verlängert und die Beilegung bis 31. Dezember 1985 gestattet.
Volksbefragung und Weiterbestand des Friedhofs
Bei einer 1980 über mehrere Themen durchgeführten Volksbefragung in Wien stimmten die Wienerinnen und Wiener für die Aufhebung der Sperre und die Beibehaltung der Friedhöfe. Am 26. September 1980 hob der Gemeinderat den Sperrbeschluss auf. Das nach der Aufhebung des Sperrfriedhofbeschlusses begonnene Einziehungsverfahren konnte 1982/1983 abgeschlossen werden und auf den Friedhöfen wieder Grabstellen zur Verfügung gestellt werden.
Durch die Aufhebung des Sperrbeschlusses wurden auch wieder Maßnahmen in die Verbesserung der Infrastruktur bewilligt, so im August 1981 die Errichtung eines Zubaues für einen Träger- und einen Priesterraum, und durch bauliche Änderungen in der Aufbahrungshalle die Voraussetzung für die Errichtung einer gekühlten Beisetzkammer geschaffen. Von August 1982 bis 3. März 1983 war die Aufbahrungshalle für Trauerfeiern gesperrt und nach den Plänen des Architekten Prof. DI Erich Boltenstern renoviert und umgestaltet.
Siehe auch: Friedhöfe, Gersthofer Friedhof (1785-1845), Gersthofer Friedhof (1846-1877), Gersthofer Friedhöfe
Bestattete Personen
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 57 Einträge von Personen, die auf diesem Friedhof bestattet sind.
BildName des Bildes | Personenname | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum | Grabstelle |
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Karl Andorfer | Numismatiker | 18 April 1852 | 21 März 1912 | ||
August Angenetter | Journalist | 27 August 1876 | 14 Juli 1944 | ||
Hermine Ascher | Malerin | 14 März 1847 | 29 Januar 1924 | ||
Julius Axmann | Politiker Handelsangestellter | 12 April 1858 | 12 Dezember 1929 | ||
Karl Bastien | Bürgermeister von Gersthof | 1823 | 27 März 1889 | Nummer 3 | |
Josef von Bauer | Agronom Jurist | 21 Januar 1860 | 11 April 1936 | ||
Emil Karl Blümml | Lokalhistoriker Kunsthistoriker Volkskundler | 25 Oktober 1881 | 26 April 1925 | Gruppe 1, Reihe 3, Nummer 3 | |
Carl Bobies | Maler | 4 November 1865 | 24 Juli 1897 | ||
Josef Bock | Bildhauer | 11 Februar 1883 | 15 Mai 1966 | ||
Josef Breitner | Bildhauer | 19 Dezember 1864 | 22 November 1930 | ||
… weitere Ergebnisse |
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1803 - Gersthof, Friedhof
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1806 - Magistratisches Bezirksamt 18: Pötzleinsdorfer und Neustifter Friedhof
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Friedhofsbücher und Sterbeverzeichnisse, 1807 - Magistratisches Bezirksamt 18: Gersthofer, Pötzleinsdorfer und Neustifter Friedhof
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 213a, A2/1 - Lagepläne Friedhöfe: 11 - Friedhof Gersthof | 1950
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Pläne aus dem Bestand M.Abt. 213a, P1 - Wiener Friedhöfe: 12020 - 18., Friedhof Gersthof
Literatur
- Werner T. Bauer: Wiener Friedhofsführer. Genaue Beschreibung sämtlicher Begräbnisstätten nebst einer Geschichte des Wiener Bestattungswesens. Wien: Falter-Verlag 1988, S. 155
- Franz Knispel: Zur Geschichte der Friedhöfe in Wien. Band 1. Wien: Wiener Stadtwerke - Städtische Bestattung 1992
- Helmut Kretschmer: XVIII. Währing. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1982 (Wiener Bezirkskulturführer, 18), S. 7
- Währing. Ein Heimatbuch des 18. Wiener Gemeindebezirks. 2 Bände. Wien: Selbstverlag Währinger Heimatkunde 1923-1925, S. 247 f.
Weblinks
- Friedhöfe Wien: Gersthofer Friedhof [Stand: 26.09.2023]
- Wien: Geschichte des Gersthofer Friedhofs [Stand: 16.07.2024]
- Friedhöfe Wien: Friedhofspläne [Stand: 29.07.2024]