Verlag Anton Schroll & Co
48° 12' 8.32" N, 16° 21' 43.86" E zur Karte im Wien Kulturgut
Verlag Anton Schroll & Co. Am 17. Jänner 1884 durch Anton Schroll in Wien begründet, spezialisierte sich das Unternehmen auf qualitätsvolle Werke aus Kunst und Wissenschaft sowie Bildbände. Der Mitgründer und Teilhaber Paul Krebs aus Berlin schied bereits 1899 wieder aus. Die Verlagsproduktion startete mit einer Veröffentlichung über Architektur und Kunstgewerbe des Barocks zur Zeit Maria Theresias. Um 1900 und mit Beginn der Wiener Moderne sammelten sich Architekten und Künstler wie Otto Wagner, Josef Hoffmann, Kolo Moser und Joseph Maria Olbrich um die von Schroll gegründeten Zeitschriften "Der Architekt" (1895–1922) und "Das Interieur" (1900–1915). Die ebenfalls bei Schroll erschienene Zeitschrift "Die bildenden Künste" (1918–1922) zählte auch in Deutschland zu den führenden Kunstzeitschriften.
1913 trat Anton Schroll in den Ruhestand und übersiedelte nach Graz. Er übertrug die Firma an eine Ges. m. b. H., nach 1914 wurde der Verlag von Fritz Meyer (03.01.1876–24.01.1946), dem früheren Prokuristen des Verlags B. G. Teubner in Leipzig, geführt. Der Verlag widmete sich fortan unter anderem dem österreichischen Denkmälerbestand. Zu den bekanntesten Verlagsprodukten zählen "Die Kunstdenkmäler Österreichs" (Dehio-Handbücher), die "Österreichische Kunsttopographie" sowie die Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. In Zusammenarbeit mit Wiener Museen und Instituten verlegte Schroll zudem Kataloge, Einzeldarstellungen und Sammelwerke aus den verschiedensten Gebieten der kunstgeschichtlichen Forschung. Zu nennen wären das Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, der Gesamtkatalog der Albertina und zahlreiche Albertina-Faksimile-Drucke.
Auf literarischem Gebiet verlegte Schroll Liebhaberausgaben der Meisterwerke von beispielsweise Clemens Brentano, Charles Dickens oder Joseph von Eichendorff sowie große Ausgaben von österreichischen Klassikern wie Franz Grillparzer, Ferdinand Raimund, Johann Nestroy und Ludwig Anzengruber. Dem Bereich Architektur blieb der Verlag mit der Serie "Neues Bauen in der Welt" treu.
In den späten 1920er Jahren wurde der bis dahin hauptsächlich militärwissenschaftliche Verlag L. W. Seidel & Sohn (gegründet 1848) als Abteilung für historische und wirtschaftsgeographische Literatur ausgebaut.
Der Verlag kam 1931 vollständig in den Besitz der Drucker- und Verlegerfamilie Reisser. 1973 trat Friedrich Geyer in den Verlag ein. Nach dem Ausscheiden von Dietrich Reisser Ende 1980 wurde der Verlag von der Familie Geyer geleitet.
Literatur
- Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Band I. Geschichte des österreichischen Verlagswesens. Wien: Böhlau 1985
- Gisela Türk: Der 100 Jahre-Almanach des Verlages Anton Schroll & Co. 1884–1984. Wien: Anton Schroll 1984