Vilma Degischer
Vilma Degischer, * 17. November 1911 Wien, † 3. Mai 1992 Baden bei Wien, Schauspielerin, Gatte (1939) Hermann Thimig (1890-1982; Sohn des Hugo Thimig), Schauspieler.
Biographie
Vilma Degischer nahm nach Volksschule und Gymnasium Tanzunterricht. Felix Salten, der die junge Künstlerin in einer Vorführung gesehen hatte, empfahl sie an Max Reinhardt. Dieser wiederum überredete sie, die Aufnahmeprüfung an das Max Reinhardt Seminar zu machen. Degischer war von 1929 bis 1931 Schülerin dieser Institution.
1931 debütierte sie als Hermia in "Sommernachtstraum" im Deutschen Theater in Berlin, wohin sie von Reinhardt geholt worden war und wo sie ihren späteren Ehemann Hermann Thimig kennenlernte. 1931 wurde ihr ein dreijähriger Elevenvertrag an die Reinhardt-Bühnen in Wien und Berlin angetragen. Wegen Hitlers Machtergreifung in Deutschland erfüllte Degischer diesen Vertrag nur am Theater in der Josefstadt. 1934 bekam sie dort auch einen Schauspielvertrag. Von 1935 bis 1939 gehörte sie zum Ensemble des Wiener Volkstheaters. Seit 1939 bis 1993 war sie am Theater in der Josefstadt.
Ihre bedeutendsten Rollen spielte Vilma Degischer in Stücken von Arthur Schnitzler, etwa die Irene Harms in "Der einsame Weg", die Klara Eckhold in "Stunde der Erkenntnis", die Olga Marholm in "Die Gefährtin" oder die Komtesse Mitzi. Sie verkörperte aber auch die Helene Altenwyl in Hofmannsthals "Der Schwierige", die Marie in Hermann Bahrs "Konzert" oder Shakespeare-, Goethe-, Tschechow- Anouilh-Rollen.
Degischer spielte auch in verschiedenen Filmproduktionen mit, etwa in "Tor zum Frieden", in dem Girardi-Film "Der Komödiant aus Wien" und schließlich in der publikumswirksamen Trilogie "Sissy". Einmal wagte Degischer auch einen Ausflug ins Musical und spielte mit Erfolg 1974 im Theater an der Wien in "Gigi" mit.
Parade-Rollen im "reiferen Fach", meist als Partnerin von Susanne Almassy, hatte Vilma Degischer an der Josefstadt in folgenden Stücken: "Einmal Moskau und zurück" (1984), "Arsen und alte Spitzen" (1985) und ebenfalls 1985 in Kalbecks "Hohenbühl oder Die Schwierigen". Erfolgreich spielte sie auch in der Tschechow-Inszenierung der "Drei Schwestern" die alte Kinderfrau Anfissa.
In den 1980er Jahren wirkte Vilma Degischer unter anderem in folgenden Inszenierungen mit: "Alles Walzer" (1987), Lotte Ingrischs "Wiener Totentanz" (1989/1990) sowie Jedermanns Mutter in Felix Mitterers "Ein Jedermann" (1990); im Fernsehen war sie etwa in zwei Folgen von "Der Leihopa" mit Alfred Böhm (1989) oder in der Fernsehkomödie von Fritz Eckhardt "Muttertag" (1990) zu sehen.
1980 wurde ihr als erster Schauspielerin, die nicht am Burgtheater engagiert war, der Titel "Kammerschauspielerin" verliehen. 1993 wurde in Wien-Währing der Vilma-Degischer-Park nach der Künstlerin benannt.
Quellen
Literatur
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personen Lexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien 1992
- Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1 (A – K). Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
- Herbert O. Glattauer: Menschen hinter großen Namen. Berühmte Österreicher, die Sie kennen sollten. Salzburg: Winter 1977
- Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
- Paul Ulrich: Biographisches Verzeichnis für Theater, Tanz und Musik. Band 1. Berlin: Spitz 1997, S. 363.
- Renate Wagner: Vilma Degischer. In: Frauenblatt, 09.05.1992
- Die Presse, 04.05.1992
- Rathaus-Korrespondenz, 10.11.1986