Waldamt Purkersdorf (Herrschaft)

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Ausschnitt aus der Einleitung zum Dienstverzeichnis der Herrschaft Waldamt Purkersdorf aus 1572
Daten zum Objekt
Auf Veranlassung des Waldamts gesetzter Grenzstein aus 1778 (MT = Maria Theresia)

Waldamt (auch Waldamt bzw. Herrschaft Purkersdorf). Vom 13. Jahrhunderts (1235 Wichard von Arnstein) ist das Amt eines „Forstmeisters“ in Österreich belegt. Ein Forstmeister des Wienerwalds tritt erstmals 1356 in der Person Wernhers (Schenk von Ried) entgegen. Parallel zu diesem Amt existierte auch das des Jägermeisters. Diese beiden bildeten die Waldverwaltung. Der Wienerwald selbst war seit der Babenbergerzeit in „Ämter“, also Verwaltungssprengel, gegliedert. Instruktionen zur Waldverwaltung lassen sich ab den 1490er-Jahren fassen.

Neuorganisation der Verwaltung und Ämter

Um 1500 erfolgte im Zuge der Reformen Maximilians I. eine Neuorganisation. Die oberste Aufsicht und Verwaltung des Wienerwalds wurde dem Waldmeister übertragen. Er hatte den Sitz in Purkersdorf. Ihm zur Seite stand ein Waldschaffer mit Sitz anfänglich in Hütteldorf, später ebenfalls in Purkersdorf. Dazu kamen drei Überreiter in Purkersdorf, Weidlingau und Hütteldorf sowie zwölf Förster samt Forstknechten. Für die oberste Verwaltungsinstanz, die in Purkersdorf ihren Sitz hatte, wurde die Bezeichnung Waldamt üblich. Dem Waldschaffer oblag die Einnahme der Natural- und Geldzinse der Waldleute. Die Überreiter übten die Forstpolizei aus. Der Waldmeister selbst hatte neben der Oberaufsicht auch noch die Landgerichtsbarkeit über die zur Herrschaft Purkersdorf gehörigen Untertanen und später auch die Forstgerichtsbarkeit inne. 1517 bis 1532 wurden die Ämter des Forstmeisters mit Amtssitz im Schloß Hadersdorf mit jenem des Waldmeisters mit Amtssitz im Schloss Purkersdorf kurzzeitig zusammengelegt. Vorgesetzte Behörde des Waldmeisters war das Oberstjägermeisteramt. Die ab 1532 wieder eigenständigen Dienststelle, der je ein Forstmeister für die landesfürstlichen Wälder nördlich (Sitz in Wolkersdorf) beziehungsweise südlich der Donau (Sitz im 14., Auhof; seit 1560 in landesfürstlichen Besitz) angehörten, wurde in "Niederösterreichisches Waldamt" umbenannt. Unter Ferdinand I. wurde die Abgabe des vierten Pfennigs, also des vierten Teils des Holzerlöses, eingeführt.

Grenzfestlegungen

Unter den Verwaltungsmaßnahmen aus der Zeit Maximilians I. ist der wiederholte Auftrag an den Waldmeister, Bereitungen und Grenzbegehungen vorzunehmen, hervorzuheben. Ferdinand I. ordnete 1525 eine Grenzbegehung des Wienerwalds an. Die politischen Umstände, insbesondere die anhaltende Türkengefahr verhinderte diese jedoch. 1533 bis 1551 war das Waldamt an Niclas Pitti, den Inhaber der Herrschaft Hadersdorf verpfändet. 1552 wurde erneut eine Grenzbegehung angeordnet, welche von Maximilian II. 1565 wiederholt wurde. Die Erhebungen dazu konnten 1572 beendet werden und fanden ihren Niederschlag in der Anlage eines neuen Waldbuchs.[1] Eine 1572 angeordnete Bereitung des Wienerwaldes wurde 1573 vollendet. Die dafür eingesetzte Kommission amtierte noch drei weitere Jahre, um die Einsprüche und Anfechtungen gegen die Erhebungen der Besitznachbarn abzuarbeiten. Weitere Bereitungen und Beschreibungen wurden 1575, 1622, 1637 und dann 1674-1678 in der bedeutenden Arbeit unter Leopold I., deren Ergebnisse im kaiserlichen Wald- und Forstbuch des Wienerwalds von 1674-1678 niedergelegt wurden. Heute zeugt noch eine Vielzahl von erhaltenen Grenzsteinen von dieser Wald(grenz)beschreibung.[2] 1718 wurde die nächste Bestandsbeschreibung vorgenommen. Sie lieferte die Grundlage für die finanzielle Bewertung des Waldgebiets, welches 1724 der Ministerial-Bankodeputation in Wien mit allen Rechten und Gerechtigkeiten , inkorporierten Grundbuchsgefällen, Orten und Grundholden verpfändet wurde.

Verwaltungsorganisation ab 1724

Mit der Übergabe des Waldamts an die Wiener Stadtbank trat entgegen der ausdrücklichen Bestimmungen besonders ab 1755 der Einfluss des Obersthof- und Landjägermeisteramts gegenüber jenem der böhmisch-österreichischen Hofkanzlei, Hofkammer, Domänenadministration und der Bankodeputation zurück. Dieser komplexe Verwaltungsmechanismus wurde von Joseph II. 1788 beseitigt. 1781 verfügte er zunächst zu Zwecken der Sparsamkeit eine Verminderung des Waldamtspersonals und der Hofjägerei. 1782 wurde dann die Vereinigung des Jagddienstes mit dem Waldamtsdienst verfügt. Amtssitz für beide war von nun an Purkersdorf. 1788 erfolgte schließlich die Vereinigung von niederösterreichischem Waldamt und Oberstjägermeisteramt. Gleichzeitig wurde die Waldamtsdirektion nach Wien verlegt. In Purkersdorf verblieb das 1830 dann aufgehobene Oberforstamt. Das dort nach 1830 weiter bestehende Forstamt erhielt 1873 die Bezeichnung „k.k. Forst- und Domänenverwaltung Purkersdorf“. Die Unterstellung des Waldamts unter das Oberstjägermeisteramt blieb bis 1849 bestehen. In diesem Jahr erfolgte die Trennung von Staatsbesitz von kaiserlichem Privatbesitz. Damit wurde das Waldamt vom Obersthof- und Jägermeisteramt geschieden und in das neu geschaffene Ministerium für Landeskultur und Bergwesen bzw. nach dessen Auflösung 1850 in das Finanzministerium eingegliedert. Das ehemalige niederösterreichische Waldamt wurde 1850 in die Forstdirektion für Niederösterreich umgebaut. Nach deren Aufhebung 1862 erfolgte die Verwaltung des Wienerwalds durch die k.k. nö. Finanzlandesdirektion, der ein eigenes Forst- und Domänendepartement angegliedert wurde. 1872 ging die Verwaltung an das Ackerbauministerium. 1873 trat die Neugliederung der Staatsforstwesens in Kraft. Fortan erfolgte die Verwaltung durch die k.k. Forst- und Domänendirektion. 1925 ging sie an die Österreichischen Bundesforste über.

Siehe auch

Quellen

Grundbücher

  • Dienst-, Satz- und Gewerbücher 1573-1880. Zu Topographie und Besitzgeschichte des Wiener Raums, vor allem von Hütteldorf, Baumgarten (Unterbaumgarten), Dornbach, Weidlingau, Alland (Niederösterreich, Bezirk Baden), Anzing (Niederösterreich, Bezirk Tulln, Gemeinde Würmla), Klosterneuburg (Niederösterreich, Bezirk Wien-Umgebung), Kogl (Niederösterreich, Bezirk Tulln, Gemeinde Siegahrtskirchen), Maria Anzbach (Niederösterreich, Bezirk Sankt Pölten-Land) , Purkersdorf (Niederösterreich, Bezirk Wien-Umgebung), "Reichliesing", "Ried", Tulbing (Niederösterreich, Bezirk Tulln), , "Weißenbach": Wiener Stadt- und Landesarchiv, Grundbücher, 195 - Grundbuch Waldamt Purkersdorf 1573-1880

Patrimonialverwaltung

Grenzbeschreibungen

Literatur

  • Ernst Klebel, Alois Brusatti, Viktor Flieder, Erich Hillbrand: Landgericht Waldamt. In: Erläuterungen zum historischen Atlas der Österreichischen Alpenländer 1/2/2 (1957), S.12 ff.
  • Anton Schachinger: Der Wienerwald als landesfürstliches Verwaltungsgebiet und der Kampf um seinen Bestand 1870-1871. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 4 (1931), S. 217 ff.
  • Anton Schachinger: Der Wienerwald - eine landeskundliche Darstellung. In: Forschungen zur Landeskunde Niederösterreichs 1/2 (1934)
  • Anton Schachinger: Das kaiserliche Waldamt und die Herrschaft Purkersdorf im letzten Viertel des 17. Jahrhunderts. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge 29 (1944-1948), S. 167 ff.
  • Anton Schachinger: Das Verwaltungspersonal des niederösterreichischen Waldamtes am Ende des 17. Jahrhunderts. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 19 (1948), S. 1 ff.
  • Anton Schachinger: Das große Reorganisationswerk im kaiserlichen Wienerwald. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 10 (1952/1953), S. 201 und Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 11 (1954), S. 53 ff.
  • Christoph Sonnlechner: Verwaltung von Natur. Ressourcenmanagement und das geschriebene Wort in spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Grundherrschaften. In: Walter Pohl und Paul Herold (Hg.), Vom Nutzen des Schreibens. Soziales Gedächtnis, Herrschaft und Besitz im Mittelalter (= Forschungen zur Geschichte des Mittelalters Bd. 5, Wien 2002), S. 375-394.
  • Christoph Sonnlechner: Christoph Sonnlechner: Bürger und Wald. Überlegungen zur Nutzung von Wiener Bürgerspitalswäldern im Mittelalter. In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien Bd. 64 (2010), S. 82-114.
  • Gustav Winter: Beiträge zur niederösterreichischen Rechts- und Verwaltungsgeschichte. Teil V: Zur Geschichte der Forstverwaltung. In: Blätter des Vereines für Landeskunde von Niederösterreich. Neue Folge 16 (1882), S. 273 ff.

Einzelnachweise