Wipplingerstraße 11
1., Wipplingerstraße 11 (Konskriptionsnummer 348).
Hier befand sich zur Zeit der Judenstadt ein rituelles Frauenbad, das Tukhaus genannt wurde. Es handelte sich um ein kaltes Tauchbad (davon leitet sich der Name Tukhaus ab). Im Zuge der Judenvertreibung von 1421 (siehe Geserah) wurde das Gebäude von Herzog Albrecht V. beschlagnahmt und am 28. März 1425 Thomas Paumgartner, dem Pfarrer von Oberhollabrunn, geschenkt. Es handelte sich um eine Gegenleistung für die Arbeit Paumgartners beim Verglasen der Burgkapelle. Dessen Erben verkauften das Haus "mitsambt dem hindern aussern höflein auf dem halben Tukhaus, dem prunn und die infart von dem tor uncz [bis] gar an das Verber maur [Haus Stadt 344; Wipplingerstraße 13]" am 3. Oktober 1426.
Nach 1457 kam das Gebäude in das Eigentum Kaiser Friedrichs III., der es bis zum 26. Juni 1482 besaß. Auf welche Weise er in dessen Besitz gekommen war, ist nicht bekannt. Während der ungarischen Zwischenregierung (1480-1495) gehörte es einem Parteigänger des ungarischen Königs Matthias Corvinus. 1490 wurde es daher wegen Ungehorsams gegenüber dem Landesfürsten beschlagnahmt. Am 15. November 1490 schenkte es König Maximilian I. seinem Diener Peter Röhrl in Anerkennung seiner für das Haus Österreich geleisteten Dienste.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts scheint das Haus einem Brand zum Opfer gefallen zu sein, da in einer Grundbucheintragung des Jahres 1521 vermerkt wird, dass das "Haus lange Jahre öd gelegen" und wegen nicht bezahlter Steuern an die Stadt gefallen sei. Es wurde daraufhin verkauft und wiederhergestellt.
Das heutige Haus entstand im Jahr 1873.
Literatur
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 3. Teil. Wien ²1953 (Manuskript im WStLA), S. 520-522