Wolfgang Kos
Wolfgang Kos, * 12. Mai 1949 Mödling, Kulturhistoriker, Journalist, Museumsdirektor.
Biografie
Wolfgang Kos besuchte das Gymnasium in Mödling. Schon während seiner Schulzeit war er als Lokalreporter für die "Mödlinger Zeitung" tätig. Nach der Matura studierte er Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Wien.
Noch während des Studiums begann Kos seine Tätigkeit als Radiojournalist und -gestalter. Gemeinsam mit Alfred Treiber, André Heller, Michael Schrott, Richard Goll und anderen baute er ab 1968 die legendäre Ö3-Sendung "Musicbox" auf und übernahm 1980 deren Leitung. In den 1970er Jahren schrieb er für den Österreich-Teil der deutschen Musikzeitschrift "Sounds" und entwickelte 1972 die Ö3-Sendung "Popmuseum", deren Kurator er bis 1995 blieb. Hauptfigur war ein fiktiver Museumsaufseher, gespielt von Wolfgang Hübsch, der als Hauptfigur die Sendung präsentierte. Ende 1987 übernahm Wolfgang Kos selbst für einige Jahre die Präsentation des "Popmuseums".
Parallel zu seiner Tätigkeit für Ö3 entwickelte der Journalist auch neue Konzepte für Ö1; so schuf er 1984 die seither mehrfach preisgekrönte Wochenend-Feuilletonsendung "Diagonal – Radio für Zeitgenossen", deren Leiter er zeitweise war. Ab Mitte der 1990er Jahre gestaltete er auch regelmäßig die Ö1-Sendungen "Spielräume" sowie "Spielräume spezial" (letztere präsentierte seit 2003 Musikstile und Musikerinnen sowie Musiker in Porträt-Nahaufnahmen), die er entscheidend mitprägte.
Daneben trat der Journalist in den Jahren von 1983 bis 1991 gemeinsam mit Edek Bartz auch als Veranstalter des Avantgarde-Musikfestivals "Töne und Gegentöne" im Rahmen der Wiener Festwochen auf und gründete mit diesem 1982 die Band "Leider Keine Millionäre". Zu diesem Bandnamen hatte sie ein bekanntes Zitat des damaligen österreichischen SPÖ-Finanzministers und Vizekanzlers Hannes Androsch inspiriert.
Von 1988 bis 2003 hatte Kos einen Lehrauftrag an der Universität Wien für Zeitgeschichte. Außerdem kuratierte er mehrere Ausstellungen, unter anderem "Die wilden fünfziger Jahre" (Schallaburg, 1985), "Die Eroberung der Landschaft. Semmering − Rax − Schneeberg" (Niederösterreichische Landesausstellung, Schloss Gloggnitz 1992), "Alpenblick. Die zeitgenössische Kunst und das Alpine" (Kunsthalle Wien, 1998) oder "Go Johnny go. Die E-Gitarre − Kunst und Mythos" (Kunsthalle Wien, 2003).
Der gerne als "Generalist" bezeichnete Historiker leitete von April 2003 bis September 2015 das Wien Museum − das 2001 zu einer wissenschaftlichen Anstalt öffentlichen Rechts umgestaltete frühere Historische Museum der Stadt Wien. 2008 wurde sein Vertrag erneuert. Unter Kos' Führung wurde der Umbau des Museumsfoyers 2006 vollendet, 2013 konnten die auf mehrere Depots verstreuten Objekte in einem Zentraldepot in Himberg zusammengeführt werden. An Sonntagen wurde für die Dauerausstellung ein "Gratis-Museumstag" eingeführt.
In Kos' Direktion fiel die Entscheidung für eine Erweiterung des Wien Museums am Standort Karlsplatz, der Architekturwettbewerb dazu wurde 2015 abgewickelt.
Inhaltlich bemühte sich Kos um eine Schärfung des Museumsprofils. Die erste Ausstellung im neuen Wien Museum war die Helmut Qualtinger-Schau "Quasi ein Genie", die ab Oktober 2003 lief. Die beiden Großausstellungen "Alt-Wien − Die Stadt, die niemals war" und "Kampf um die Stadt − Politik, Kunst und Alltag um 1930" waren die erfolgreichsten kulturgeschichtlichen Ausstellungen, die in Wien im vergangenen Jahrzehnt stattfanden. Dazu kamen neue Dauerausstellungen an vier Standorten (Mozartwohnung, Otto Wagner Pavillon Karlsplatz, Römermuseum und Haydnhaus) sowie unzählige Veranstaltungen, mit denen das Haus am Karlsplatz zum Diskussionsforum über Stadtthemen, Politik, Kunst und Alltag wurde.
Nach seinem Ausscheiden aus der Direktion des Wien Museums übernahm der Historiker wieder Moderationen im Radiosender Ö1, insbesondere für das "Popmuseum". 2017 veröffentlichte er mit "99 Songs. Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts" 100 Jahre Weltgeschichte im Spiegel populärer Songs. Im Herbst 2018 kuratierte er im Rahmen des Galeriefestivals “Curated by” die Ausstellung “Vienna Transit” in der Galerie Georg Kargl Fine Arts. Für seine Verdienste wurde Wolfgang Kos mehrfach ausgezeichnet.
Selbständige Publikationen (Auswahl)
- Über den Semmering. Kulturgeschichte einer künstlichen Landschaft. Wien: Edition Tusch 1984
- Das Panhans. Aus dem Leben eines großen Hotels. Wien: Edition Atelier 1988
- Berge der Wiener. Rax, Semmering in historischen Plakaten. Wien: Edition Tusch 1992
- Eigenheim Österreich. Zu Politik, Kultur und Alltag nach 1945. Wien: Sonderzahl 1995
- Schreibtisch mit Aussicht. Österreichische Schriftsteller auf Sommerfrische. Wien: Ueberreuter 1995
- Inventur 45/55. Österreich im ersten Jahrzehnt der Zweiten Republik. Wien: Sonderzahl 1996
- 99 Songs. Eine Geschichte des 20. Jahrhunderts. Wien: Brandstätter 2017
- Der Semmering. Eine exzentrische Landschaft. Wien: Residenz Verlag 2021
Literatur
- Nachgefragt. Wolfgang Kos über Flughäfen, Postkarten & Trittsteine. In: NÖN.at, 05.12.2017 [Stand: 14.05.2018]
- Sebastian Hofer: Wolfgang Kos erklärt das 20. Jahrhundert in 99 Songs. In: Profil, 03.11.2017
- Wolfgang Kos und Dieter Bogner mit hohen Wiener Auszeichnungen gewürdigt. In: Rathauskorrespondenz, 24.05.2017
- Ein Klassiker kehrt zurück. In: Ö1, 23.06.2016 [Stand: 14.05.2018]
- Matthias Dusini: Eine Stadt lernt stehen. In: Falter, 23.09.2015
- Barbara Mader: Der glückliche Museumsmensch. In: Kurier, 27.12.2014
- Thomas Kramar: Wolfgang Kos − Ein sensibles Auge für Alt- und Neu-Wien. In: Die Presse, 29.09.2012
- Wolfgang Kos als Direktor des Wienmuseums bestätigt. In: Rathauskorrespondenz, 05.03.2008
Wolfgang Kos im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.