Zum eisernen Mann (1)
Zum eisernen Mann (1, Kärntner Straße 21-23, Teil; Konskriptionsnummer 944).
Vorgängerbauten
Haus A "Zum blauen Esel" / "Allwo der Esel in der Wiege liegt"
Dieses Haus wird im Jahr 1448 erstmals urkundlich erwähnt. Später führte es den Schildnamen "Zum blauen Esel". In Jahr 1553 wurde hier der spätere Kardinal Melchior Khlesl als Kind protestantischer Eltern, denen das Haus ab 1557 auch gehörte, geboren. Im Jahr seiner Amtseinführung (1598) taucht erstmals der Name "Allwo der Esel in der Wiege liegt" auf, der auf Spott der Protestanten zurückzuführen sein dürfte. Als am 11. Juli desselben Jahres im Schaumburgerhof ein Feuer ausbrach, das 19 weitere Häuser zerstörte, wurde auch dieses Objekt vernichtet. Es wurde bald danach wiederaufgebaut und wahrscheinlich im Jahr 1792 vom Eisenhändler Franz Winkler erworben (ausführlichere Beschreibung im Artikel Allwo der Esel in der Wiege liegt).
Haus B
1476 wird dieses Objekt als Brandstätte, die "mit Planken aufgezaigt" gewesen war, zum ersten Mal erwähnt. Noch im selben Jahr verkaufte der Bürgermeister Hans Heml, dessen Gattin Haus A gehörte, das wiedererrichtete Gebäude. 1696 erwarb es die Gemeinde Wien, die es aber noch im selben Jahr wieder veräußerte. Am 8. Mai 1795 kaufte es Franz Winkler.
Zum eisernen Mann
Anstelle der Häuser A und B ließ Franz Winkler im Jahr 1795 ein vierstöckiges Miethaus errichten, das auf einer Grundfläche von 734 Quadratmetern stand. Der Schildname "Zum eisernen Mann" leitet sich vom Hauszeichen, der Darstellung eines Ritters, ab. Im zweiten Stockwerk des Gebäudes wohnte der Dichter Alois Blumauer bei seiner Geliebten Katharina Hackel, der Gattin des Glückshafenbesitzers Johann Hackel und Schwiegermutter des Hofschauspielers Nikolaus Heurteur. Blumauer starb hier am 16. März 1798.
Im selben Haus unterhielt die Heroine des Burgtheaters Julie Rettich in ihrer Wohnung einen literarischen Salon, der von Bauernfeld, Grillparzer, Hebbel, Laube und Stifter gerne besucht wurde. Für künstlerische Attraktionen sorgten Fanny Elßler und Clara Wieck (spätere Gattin von Robert Schumann). Als es zwischen Laube und mehreren Mitgliedern des Burgtheaters zu Spannungen kam, bemühte sich Betty Paoli um die Wiederherstellung des Friedens. Sie fiel auch dadurch auf, dass sie hier dicke Havannazigarren rauchte.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus ein Opfer des großen Brandes, der am 11. und 12. April 1945 in diesem Teil der Kärntner Straße wütete. Heute steht hier ein Teil des 1948 errichteten Hauses Kärntner Straße 21-23.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
Haus A:
- Bäckerei
Literatur
- Felix Czeike: Die Kärntner Straße. Wien [u.a.]: Zsolnay 1975 (Wiener Geschichtsbücher, 16), S. 87 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 390
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 441-446