Salons
Salons (in Wien). In zahlreichen bürgerlichen und adeligen Palais wurde es im ausgehenden 18. und im 19. Jahrhundert üblich, zu regelmäßigen Zusammenkünften einzuladen, bei denen sich Persönlichkeiten des Kulturlebens, der Politik und der Wirtschaft zur ungezwungenen Konversation treffen konnten. In manchen Salons wurde überwiegend Musik gepflegt (beispielsweise in den Palais der Lobkowitz oder Rasumofsky, aber auch in den Häusern weniger bekannter Familien), andere Häuser hatten Privattheater (so gab es im Metternichpalais sogar kostümierte Aufführungen von Opernszenen, im Haus des Grafen Fries wurden mehrstündige Singspiele aufgeführt, im Schwarzenbergpalais in der Stadt fanden noch in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts Theateraufführungen statt). Die Zeit der napoleonischen Kriege hatte allerdings eine soziale Umschichtung mit sich gebracht: die Aristokratie verlor merkbar an Einfluß, da sich die Regierung zunehmend an mittelständische Geldgeber (Bankiers und Industrielle) um Kredite und Waren wandte, und dies wirkte sich auch auf die Zusammensetzung der Mäzenaten aus (beispielsweise ging Fürst Lobkowitz 1811 bankrott und Fürst Esterházy verkleinerte 1813 sein berühmtes Orchester); andererseits schloß die neue großbürgerliche Schicht (deren Angehörige häufig nobilitiert wurden) die entstandene Lücke, wobei den jüdischen Bankiersfamilien, die aus dem Kreis der österreichischen Aristokratie ausgeschlossen waren, deshalb ein besonderer Stellenwert zukommt, weil sie es verstanden, ihre Salons aufgrund familiärer und geschäftlicher Kontakte zu Künstlern und Gelehrten aufzuwerten. Die Salons entwickelten sich rasch zu einem Teil typisch wienerischen Gesellschaftslebens. Die Bankiersgattin Fanny Arnstein, in deren Salon man zwischen mittags und mitternachts ohne besondere Einladung Zutritt hatte und stets die ausgesuchteste Gesellschaft antreffen konnte (selbst Joseph II. war bei ihr zu Gast), ist als Begründerin des großbürgerlichen Salons anzusehen, in dem auch musikalische Soireen abgehalten wurden. - Vgl. Jakob Geymüller, Kinsky, Julie von Ladenburg (Julienstraße), Heinrich Laube, Karoline Pichler, Schwarzenberg (Schwarzenbergpalais (1)), Todescopalais, Eduard Todesco, Heinrich Joseph Watteroth, Franziska von Wertheimstein und andere.
Literatur
- Gottfried Heindl: Wien. Brevier einer Stadt. 1972, S. 180 ff.
- Harry Kühnel [Red.]: Das Zeitalter Kaiser Franz Josephs [Katalog zur Niederösterreichischen Landesausstellung in Grafenegg]. Band 2: 1880 – 1916, Glanz und Elend. Wien: Amt der Niederösterreichischen Landesregierung 1984, S. 453
- Alice M. Hanson: Die zensurierte Muse. 1987, S. 132 ff.
- Elisabeth Fiorioli: Die Salonkultur der Wiener Aristokratie in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel der Fürstin Maria Anna Schwarzenberg. Diplomarbeit Universität Graz 1991