Todescopalais
Todescopalais (1., Kärntner Straße 51, Walfischgasse 2, Mahlerstraße 1; Konskriptionsnummer 1028).
Vorgängerbauten
An der Stelle des Palais stand seinerzeit der alte Kärntner Turm, bei dem am 14. Oktober 1529 die letzten Angriffe der Osmanen zurückgeschlagen werden konnten. Heute erinnert die am Todescopalais angebrachte Kärntnerturm-Gedenktafel an dieses Ereignis. Der Turm wurde 1547 teilweise und im Zuge der Errichtung des neuen Kärntnertors 1671 zur Gänze abgetragen. Nach einer Pulverexplosion, die am 15. Dezember 1752 im Bereich des Kärntnertortheaters stattfand, den ganzen Stadtteil in Mitleidenschaft zog und auch die Stadtmauer beschädigte, wurden hier in die Fortifikation eingebaute Kasematten errichtet, die von Karl August Schimmer als "Tischlercasematten" bezeichnet wurden. Nachdem Kaiser Franz Joseph I. am 20. Dezember 1857 die Demolierung der Festungswerke befohlen hatte, entstanden auf deren Grundfläche neue Bauparzellen.
Todescopalais
Das Todescopalais wurde 1861-1864 nach Plänen von Ludwig Förster und Theophil Hansen für die Bankiers Eduard und Moriz von Todesco erbaut. Das im Stil der Renaissance errichtet Palais (Grundfläche: 1759 Quadratmeter) ist ein für seine Entstehungszeit typischer Repräsentationsbau. Die Innenausstattung stammt zum überwiegenden Teil von Hansen (darunter einer seiner schönsten privaten Festsäle), doch waren auch bekannte Künstler beteiligt (Deckengemälde von Carl Rahl, im Tanzsaal von Gustav Gaul). Hier empfing Todesco Beust, Schmerling, Halm, Dingelstedt, Laube und viele andere Prominente; Hofmannsthal war ständiger Gast. Die Theateraufführungen erfreuten sich eines guten Rufs. 1893 veranstaltete Sophie Todesco eine Aufführung von "Lebenden Bildern".
Eduards jüngerer Bruder Moriz Ritter von Todesco ließ sich 1862 das Nebenhaus (1, Walfischgasse 4) erbauen. Mit seiner Mätresse Jetty Treffz (die 1862 Johann Strauß ehelichte) hatte er zwei Kinder.
1874 eröffnete Peter Habig im Todescopalais ein vornehmes Hutgeschäft. Das Haus selbst wurde 1935 von der "Versicherungsanstalt der österreichischen Bundesländer, Versicherungs AG" erworben, die in der Zeit des Nationalsozialismus den Namen "Ostmark Versicherungs AG" trug. Diese ließ 1938 eine vollkommene Neugestaltung des Gebäudes durchführen. Im Hausflur wurden die Wappen von Städten aus allen österreichischen Bundesländern angebracht. Vor dessen Übergang zum Vestibül entstand ein in Sepia gehaltenes Freskogemälde, das das neue Kärntnertortheater (1763-1870) zeigte.
Als gegen Ende des Zweiten Weltkriegs am 12. März 1945 das Nachbarhaus Walfischgasse 4 von einer Bombe getroffen wurde, wurde der an der Feuermauer in der Walfischgasse gelegene Teil des Gebäudes in einer Breite von drei Fensterachsen in die Tiefe gerissen beziehungsweise durch Feuer zerstört. Da der Brand gelöscht werden konnte, blieb der an der Kärntner Straße gelegene Teil des Palais (bis auf wenige Druckschäden) unversehrt.
1947 bis 1992 befand sich in diesem Palais die Zentrale der Österreichischen Volkspartei. Sie wurde dann aus Kostengründen aufgegeben und nach 1, Lichtenfelsgasse 7, übersiedelt, wo sie sich bis heute befindet.
Gewerbe und Firmen innerhalb des Hauses im Laufe der Jahre
- Hutgeschäft Peter Habig
Quellen
Literatur
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. 11 Bände. Wiesbaden: Steiner 1969-1981,Band 1: S. 124 f.,Band 4: S. 437, S. 451
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 434
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 5, 2. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 462-466