Zwangsarbeiterlager Raasdorf

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Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation NS-Institution Zwangsarbeiterlager
Datum vonDatum (oder Jahr) von 29. Juni 1944
Datum bisDatum (oder Jahr) bis April 1945
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  68190
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WikidataIDID von Wikidata
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien, Juden
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Frühere Adressierung
  • 22 (Raasdorf, von: 29 Juni 1944, bis: April 1945)

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48° 14' 26.79" N, 16° 34' 49.80" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Zwischen 1942 und 1945 befanden sich zahlreiche Lager auf Wiener Boden. Einerseits waren dies Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, andererseits Sammellager für zur Deportation vorgesehene Jüdinnen und Juden. Darüber hinaus wurden mit Ende des Zweiten Weltkriegs auch Flüchtlingslager eingerichtet.

Im Volksgerichtsakt von Dr. Siegfried Seidl befindet sich eine Liste eines jüdischen Arztes, der diese 1946 als Zeuge im Prozess gegen Seidl vorgelegt hat.[1] Es handelt sich dabei um Lager ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den Bezirken 10 bis 25 und außerhalb Wiens sowie die Firmen, denen die Lager zugeordnet waren.

In 22., Raasdorf (Pysdorf, gegenüber dem Bahnhof) (1938-1954 als Teil des 22. Bezirks Groß-Enzersdorf zu Groß-Wien gehörend) befand sich laut dieser Liste ein Lager der "Phönixwerke".

Bei den "Phönixwerken" handelte es sich um die "Phönix Konservenfabrik Inh. Fam. Lachout". 1925 scheint Johann Lachout als Erzeuger von Fruchtsäften und Obstkonserven in 14., Diefenbachgasse 25 auf (1942 im Adressverzeichnis "Lehmann" in Wien 15[2]), wo er auch eine Honigniederlage betrieb.[3]

Das Gründungsdatum des Fabriksstandortes Raasdorf ist unbekannt. 1943 wurde der Raasdorfer Betrieb im "Amtlichen Fernsprechbuch Wien" als Konservenfabrik (Obst-, Gemüsekonserven-, Jam-, Marmelade- und Fruchtsafterzeugung) angeführt.[4] Ab Ende Juni 1944 wurden in der Raasdorfer Konservenfabrik ungarisch-jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter eingesetzt.

In den Baracken, in denen 68 ungarischen Jüdinnen und Juden (9 Männer, 49 Frauen und 10 Kinder, von denen anfangs 48 als "arbeitsfähig" eingestuft waren), untergebracht waren, gab es elektrischen Strom. Neben ihnen waren auch "arische" Arbeiterinnen und Arbeiter sowie ukrainische und kroatische Fremdarbeiterinnen und Fremdarbeiter eingesetzt, denen gemeinsam auch gut ausgestattete Waschräume und Waschküchen zur Verfügung standen. Obwohl sich die Arbeitsbedingungen zwar grundsätzlich nicht von denen der "Arierinnen" und "Arier" unterschieden, musste die ungarisch-jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter länger, nämlich sechs Tage in der Woche bis zu zehn Stunden ohne Bezahlung arbeiten. Verstöße gegen die Lagerordnung wurden bestraft, so unter anderem für den Diebstahl von Zucker mit einer Nacht Arrest im Keller. Einmal monatlich wurden sie von einem jüdischen Kontrollarzt untersucht und gegebenenfalls im jüdischen Spital in Wien weiter behandelt. Die Firmenbesitzer, Erich (* 18. Dezember 1907, † 29. September 1991) und Hans Lahout (* 13. Jänner 1906, bestattet 25. Jänner 1989), Söhne des Firmengründers, behandelten die (Zwangs-)Arbeiterinnen und -Arbeiter laut Zeugen gut.[5] Zudem waren die hygienischen Verhältnisse sowie auch die Versorgungslage in der Lebensmittelindustrie verglichen mit anderen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter einsetzenden Betrieben wesentlich besser.[6] Die Belegschaft der Phönixwerke überlebte de Krieg vollzählig.

1959 erzeugte die Fabrik, die zu diesem Zeitpunkt ein Zweigwerk in Bruckneudorf betrieb, Obst-, Gemüse- und Fleischkonserven, ferner Marmeladen und Fruchtsäfte. Der Honigimport war nach wie vor ein Teil des Geschäftes.[7]

1969 übernahm Felix Austria die Fabriken in Raasdorf und Bruckneudorf und die Produktion von Raasdorf wurde von Felix-Austria an andere Standorte verlegt, danach stillgelegt und längere Zeit als Rohstofflager verwendet.[8]

2011 zerstört ein Blitzschlag den Schlot des ehemaligen Fabriksgeländes.

Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien, Juden

Quellen

Weblinks

Literatur

  • Eleonore Lappin: Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45. Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen. Wien / Berlin: LIT 2010, S. 137

Einzelnachweise

  1. Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht, A1 - Vg Vr-Strafakten: Vr 770/1946: Dr. Siegfried Seidl & Mittäter.
  2. Wiener Adreßbuch (ohne letzte Eingemeindung) 1942, Band 1, Protokollierte Firmen, S. 52.
  3. Industrie-Compass 1925/1926. Band 1: Österreich. Wien: Compass Verlag 1926, S. 866.
  4. Amtliches Fernsprechbuch für das Ortsnetz Wien ... Hg. von der Reichspostdirektion Wien. Wien: Staatsdr. 1943, S. 276.
  5. Wersite: 1933-1945 Lager: Raasdorf (Phönix Konservenfabrik).
  6. Eleonore Lappin: Ungarisch-jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45. Arbeitseinsatz - Todesmärsche - Folgen. Wien / Berlin: LIT 2010, S. 137.
  7. Industrie-Compass 1959 Österreich. Wien: Compass Verlag 1959, S. 1678.
  8. Felix Austria: Chronik.