Zwangsarbeiterlager Schwechat, Aichhof
48° 6' 51.82" N, 16° 30' 7.10" E zur Karte im Wien Kulturgut
Zwischen 1942 und 1945 befanden sich zahlreiche Lager auf Wiener Boden. Einerseits waren dies Lager für Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, andererseits Sammellager für zur Deportation vorgesehene Jüdinnen und Juden. Darüber hinaus wurden mit Ende des Zweiten Weltkriegs auch Flüchtlingslager eingerichtet.
Im Volksgerichtsakt von Dr. Siegfried Seidl befindet sich eine Liste eines jüdischen Arztes, der diese 1946 als Zeuge im Prozess gegen Seidl vorgelegt hat.[1] Es handelt sich dabei um Lager ungarisch-jüdischer Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in den Bezirken 10 bis 25 und außerhalb Wiens sowie die Firmen, denen die Lager zugeordnet waren.
In 23., Gut Aichhof (Aichhof 1A), Schwechat (1938-1954 als Teil des 23. Bezirks Schwechat zu Groß-Wien gehörend) befand sich laut dieser Liste ein Lager der "Wünschek-Dreher Aichhof, Schwechat" in "Schwechat". Die ungarisch-jüdischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wurden vermutlich bei landwirtschaftichen Arbeiten eingesetzt. Laut Volksgerichtsakt umfasste das Lager zum Zeitpunkt einer Inspektion durch den jüdischen Lagerarzt 52 Personen (11 Männer, 29 Frauen und 12 Kinder), von denen 52 als arbeitsfähig eingestuft waren.
Der Aichhof wurde 1874 von Anton Dreher jun. als landwirtschaftlicher Großbetrieb (502 Hektar) und Jagdrevier (205 Hektar) errichtet. Heute befindet sich der Gutshof mit Pferdestallungen im Besitz von Serena Hamberg.[2] 1875/1884 wurde circa drei Kilometer östlich als Dependence der Katharinenhof errichtet.
Siehe auch: Zwangsarbeit, Zwangsarbeiterlager, Lager in Wien, Juden
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht, A1 - Vg Vr-Strafakten: Vr 770/1946: Dr. Siegfried Seidl & Mittäter
Weblinks
- Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien: Ungarische Zwangsarbeit in Wien
- Deutschland - ein Denkmal: Verzeichnis der nationalsozialistischen Lager und Haftstätten 1933 bis 1945: Zwangsarbeitslager für ungarische Juden in Österreich: Aichhof (Wien-Schwechat)
Literatur
- Eleonore Lappin-Eppel: Ungarisch-Jüdische Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen in Österreich 1944/45. Arbeitseinsatz – Todesmärsche – Folgen. Wien: LIT 2011, S. 492
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, Volksgericht, A1 - Vg Vr-Strafakten: Vr 770/1946: Dr. Siegfried Seidl & Mittäter.
- ↑ TU Wien: Projekt 2: Interkommunale Entwicklungskonzepte für die Region Schwechat.