Pempflingerhof
48° 12' 41.82" N, 16° 22' 29.25" E zur Karte im Wien Kulturgut
Pempflingerhof (Pämpflingerhof, durch Verballhornung auch Dempfingerhof; 1, Seitenstettengasse 4, Fleischmarkt 1a; Konskriptionsnummer 494).
Beim Pempflingerhof handelte es sich um ein altes, ausgedehntes Gebäude, das gegenüber dem Gaminger Hof auf dem Katzensteig lag. Der Hof gehörte bis 1376 Andreas Hutstokcher. Aus der Verkaufsurkunde erfährt man, das hier ursprünglich vier Häuser standen. Die Beschreibung des Objekts belegt, dass der Hof die Grundflächen der beiden späteren Häuser Stadt 494 und 493 (1, Seitenstettengasse 6) einnahm. 1487 kam der gesamte Hof in den Besitz des Stadtrichters Kristof Pempflinger, der bereits seit 1473 ein Drittel besessen hatte und nach dem er fortan benannt war.
1555 kaufte ihn Bonifaz Wolmuet, der den berühmten Stadtplan von Wien anfertigte (Wolmuet-Plan, 1547). Er ließ den Hof 1565 derart umbauen, dass nebenan ein zweites (selbständiges) Gebäude entstand (Haus Stadt 493 [1, Seitenstettengasse 6]). 1589 gehörte der Pempflingerhof dem Mathes Wolmuet, "römisch kaiserliche Majestät Wassermautgegenhandler beim Rotenturm", der ihn nach dem Erdbeben vom 15. September 1590 im darauffolgenden Jahr neu erbauen und an der Fassade eine diesbezügliche Inschrift in lateinischer Sprache anbringen ließ.
Zwischen Pempflingerhof und Gaminger Hof befand sich das Katzensteigtor, das beide Häuser durch einen Schwibbogen verband. 1814 kaufte die israelitische Gemeinde den Hof, um eine Synagoge zu errichten. Die Regierung, der dieses Vorhaben bekannt war, versuchte diesen Kauf zu verhindern. Bereits vorher hatte die israelitische Gemeinde versucht, zu diesem Zweck den alten Passauer Hof zu erwerben und war am Widerstand des Polizeiministers Josef Sedlnitzky von Choltic gescheitert, der keine Synagoge in der Nähe einer Kirche wünschte. Nachdem der Ankauf des Pempflingerhofes dennoch gelungen war, wurde er für baufällig erklärt und die Genehmigung für den Neubau unter der Auflage erteilt, dass die künftige Synagoge nicht von außen als solche erkennbar sein dürfe. Kurz darauf wurde Pempflingerhof demoliert, und am 12. Dezember 1825 war die Grundsteinlegung zu der nach Plänen Josef Kornhäusels am 9. April 1826 vollendeten Synagoge (Stadttempel).
Literatur
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 42 ff. (Dempflingerhof)
- Renate Wagner-Rieger: Das Wiener Bürgerhaus des Barock und Klassizismus. Wien: Hollinek 1957 (Österreichische Heimat, 20), S. 80 f.
- Friedrich Reischl: Die Wiener Prälatenhöfe. Wien: Selbstverlag 1919, S. 149 ff.
- Karl Oettinger: Das Werden Wiens. 1951, S. 106
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 329 (Dempfingerhof)
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 604-607