Seitenstettengasse 6
48° 12' 41.13" N, 16° 22' 30.41" E zur Karte im Wien Kulturgut
1., Seitenstettengasse 6 (Konskriptionsnummer 493), Rabensteig 3.
Das Haus, auf dessen Grund ursprünglich ein Teil des Pempflingerhofes stand, wurde erst im Jahr 1565 von diesem getrennt. Das neue, eigenständige Gebäude wurde von Bonifaz Wolmuet, der den berühmten Stadtplan von Wien anfertigte (Wolmuet-Plan, 1547), errichtet. Im Jahr 1785 wurde es abgetragen und durch ein für die josefinische Zeit typisches Gebäude ersetzt. Bei Aushubarbeiten stieß man hier auf Reste der ehemaligen Befestigungsmauer. 1862 ließ die Gemeinde am Haus eine Gedenktafel anbringen, laut der an dieser Stelle das Katzensteigtor stand, das das älteste Stadttor Wiens war. Im Jahr 1903 kam die Hälfte des Hauses in den Besitz der "Pfundhellerschen Verwandten- und Armenstiftung", die 1939 in "Vereinigte Wiener Armen Geldstiftung" umbenannt wurde. 1923 erwarb die Israelitische Kultusgemeinde, deren Stadttempel sich im Nachbarhaus befand, ein Viertel des Gebäudes und im Jahr 1942 kaufte die Gemeinde Wien einen Teil des Hauses.
Das "Vienna Wiesenthal Institute", Rabensteig 3, und das römische Legionslager Vindobona
An der Adresse Rabensteig 3 befindet sich seit 2017 das Wiener Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien (VWI - Vienna Wiesenthal Institute).[1]
Die für die Einrichtung des Vienna Wiesenthal Institutes nötigen und vom Bundesdenkmalamt betreuten Umbauarbeiten ermöglichten ab 2013 bauhistorische Forschungen beziehungsweise eine archäologische Grabung der Stadtarchäologie Wien.[2]
Neben Informationen, die aufgrund der Lage des Hauses Rabensteig 3 zur Stadtgeschichte gewonnen werden konnten, erbrachten die Untersuchungen unter anderem Erkenntnisse zur Baugeschichte eines Steinhauses aus dem 12. Jahrhundert. Das nahe Umfeld des Hauses, ein Plateau der Wiener Stadtterrasse, ist eine auf eine Hangrutschung um 300 nach Christus zurückgehende Geländekante zum heute regulierten Donaukanal hin geprägt, entlang einem früher hier verlaufenden, schiffbaren Donauarm. Strategisch günstig gelegen, lag hier ab circa 100 nach Christus die nord-östliche Ecke des römischen Legionslagers Vindobona, das ab Hadrian zum Hauptlager der 10. Legion wurde und um 420/430 nach Christus aufgelassen wurde. Sein heute bekannter, eigentümlich trapezförmiger Grundriss geht auf die zuvor erwähnte Naturkatastrophe zurück.
Quellen
Literatur
- Paul Mitchell: Rabensteig 3. Untersuchung eines Hauses im Herzen Wiens. In: Günther Buchinger / Friedmund Hueber [Hg.]: Bauforschung und Denkmalpflege. Festschrift für Mario Schwarz. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2015, S. 239-258
- Constance Litschauer: Wien 1, Rabensteig. In: Fundort Wien 18 (2015), S. 259-266.
- Constance Litschauer: KG Wien 1-Rabensteig. In: Fundort Österreich 52 (2014), S. D5445–D5457
- DEHIO-Handbuch. Die Kunstdenkmäler Österreichs. Wien. I. Bezirk – Innere Stadt. Wien 2003.
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 1, 3. Teil. Wien ²1951 (Manuskript im WStLA), S. 608 f.