Albrechtsaltar. Ursprünglich Hochaltar des Karmelitenklosters Am Hof, um 1437/1440 entstanden. Der Albrechtsaltar bestand aus einem (verschollenen) Mittelschrein mit Skulpturen und aus (mit Gemälden gezierten) beweglichen Seitenflügeln. Von den Gemälden bildeten acht (Szenen aus der Geschichte des Karmelitenordens) die Werktagsseite, 16 (Verherrlichung der Muttergottes durch die Engelschöre) die Sonntagsseite und acht (Szenen aus dem Marienleben) die Festtagsseite. Nach Übernahme des verödeten Karmelitenklosters durch die Jesuiten (provisorisch 1554, endgültig 1568) wurden die Werktagsbilder mit Passionsszenen übermalt. Spätestens 1709 wich der Altar dem neuen barocken Hochaltar, nur die bemalten Flügel bewahrte man auf. Nach Aufhebung des Jesuitenordens (1773) wurden sie von der Regierung 1774 dem Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg überlassen und nach Trennung der Vor- und Hinterseiten (wobei vier Gemälde der Werktagsseite verlorengingen) unter Propst Floridus Leeb (1782-1799) in der Gemäldegalerie des Stifts verwahrt.
Bei der vom Bundesdenkmalamt 1962-1980 vorgenommenen Restaurierung wurden nach Entfernung der Übermalung der Werktagsbilder vier erhaltene Szenen aus der Karmelitengeschichte freigelegt, damit auch ein Wappen des Wiener Bürgers Oswald Oberndorffer (herzöglicher Hubschreiber 1411-1436, Hubmeister 1436/1437) als Stifter (oder Mitstifter). Die porträtgetreue Abbildung des Habsburgers Albrecht V. (als deutsch König Albrecht II. 1438/1439) zu Füßen der Muttergottes an der Spitze der weltlichen Christenheit (gegenüber dem Papst als Oberhaupt der Geistlichkeit) auf einem der Bilder des Sonntagszyklus ist nicht (wie früher vermutet) als Beweis einer herzöglichen Stiftung zu werten. Auf einem der Gemälde der Festtagsseite (Begegnung Joachims und Annas, der Eltern Mariens) sieht man im Hintergrund die älteste naturgetreue Abbildung von Wiener Kirchtürmen (St. Stephan, Maria am Gestade) sowie der Burg auf dem Leopoldsberg.
Die Altarflügel wurden nach Abschluss der Restaurierung in ihrer ursprünglichen Anordnung auf ein einem Flügelaltar nachempfundenem Gestell montiert und sind seit 1981 in einem auf den Grundmauern der einstigen Sebastianskapelle eigens errichtetem Gebäude zu sehen (Klosterneuburger Stiftsplatz). Der Meister der Gemälde ist unbekannt, möglicherweise war es Jakob Kaschauer (nachweisbar 1429-1463), der als Schöpfer des früheren Hochaltars der Michaelerkirche und des früheren Hochaltars des Doms von Freising belegt ist.
Literatur
- Floridus Röhrig [Hg.]: Der Albrechtsaltar und sein Meister. Wien: Edition Tusch 1981
- Gotik in Österreich. Ausstellung, 19. Mai – 15. Oktober 1967 [Ausstellungskatalog]. Krems a. d. Donau: Kulturverwaltung 1967, S. 105 f.
- Richard Perger: Oswald Oberndorffer: Stifter des Albrechtsaltars. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Hg. vom Österreichischen Bundesdenkmalamt. Horn/Wien: Berger / Wien/München: Schroll 33 (1979), S. 90 ff.
- Felix Czeike: Das Wiener Stadtbild in Gesamtansichten. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 88 (1974). Wien: Verlag für Jugend und Volk 1974, S. II/l5 ff.