Alfred von Berger

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Alfred von Berger
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Berger, Alfred von
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Dr. phil., Dr. jur., Prof., Freiherr
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  8801
GNDGemeindsame Normdatei 118655930
Wikidata Q88890
GeburtsdatumDatum der Geburt 30. April 1853
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 24. August 1912
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Dramaturg, Schriftsteller
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Burgtheater (Institution), Karl Kraus (Portal)
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 12.04.2024 durch WIEN1.lanm09ua1
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32A, Nummer 46
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Alfred von Berger.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Alfred von Berger
  • 1., Kärntner Straße 30 (Wohnadresse)
  • 3., Reisnerstraße 57 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Alfred Freiherr von Berger, * 30. April 1853 Wien, † 24. August 1912 Wien, Dramaturg, Theaterdirektor, Schriftsteller.

Biografie

Alfred von Berger war der Sohn von Johann Nepomuk Berger. Schon früh wurde er mutterlos, war aber finanziell durch eine Erbschaft abgesichert. Nach dem Besuch des Schottengymnasiums studierte Berger an der Universität Wien zunächst Rechtswissenschaft und anschließend Philosophie und Literatur . Am 4. Juli 1878 verlieh Kaiser Franz Joseph I. ihm und seinem Bruder Wilhelm Berger aufgrund der Verdienste ihres Vaters Johann Nepomuk Berger den erblichen Freiherrenstand. Da beide allerdings ausschließlich weibliche Nachkommen hatten, erlosch der Name. Nach einer Indienreise 1886/1887 wurde er literarisch-artistischer Sekretär des Burgtheaters (1887−1890) und lehrte nach seinen Doktorexamen in beiden Fächern (Dr. phil., Dr. jur.) zunächst als Privatdozent für Philosophie und Ästhetik in Wien. 1889 heiratete er die Wiener Schauspielerin Stella Hohenfels, geborene Loderbank.

1890 erschienen seine "Dramaturgischen Vorträge". Ab 1896 lehrte er als außerordentlicher Professor an der Universität Wien, war mit dieser Stellung allerdings unzufrieden, lehnte die Stelle als Direktor des Raimundtheaters ab, um nach Hamburg zu gehen, wo er von 1899 bis 1909 zum Intendanten und ersten Direktor des neu gegründeten Deutschen Schauspielhauses wurde, an dessen Entstehen und Aufbau er maßgeblich beteiligt war und wo er sich besondere Verdienste um Hebbel und andere Klassikeraufführungen leistete. Sein Berater und Dramaturg war Friedrich Schik.

1910 kehrte er nach Wien zurück, um der Nachfolger von Paul Schlenther und damit der Direktor des Burgtheaters zu werden. In den zwei Jahren seiner Direktorenzeit ließ er neben Stücken der Weimarer Klassik auch zeitgenössische Werke von Henrik Ibsen, Oscar Wilde und Arthur Schnitzler aufführen. Seine Ehefrau Stella Hohenfels durfte zwar während seiner Tätigkeit als Direktor nicht auftreten, blockierte jedoch durch ihre Anwesenheit und den Besitz einer eigenen Künstlergarderobe die Nachbesetzung zahlreicher Rollen. Bergers Zeit als Direktor dauerte allerdings nicht lange, denn bereits zu Beginn des Jahres 1912 erkrankte er schwer und starb im August.

1913 erschienen seine "Gesammelten Schriften" in drei Bänden, herausgegeben von Anton Bettelheim und Karl Glossy.

Beziehung zu Karl Kraus

Die erste Begegnung zwischen Karl Kraus und Berger wird auf das Jahr 1894 datiert. Wahrscheinlich hatte Kraus ihn bereits bei der Abschlussaufführung des alten Burgtheaters am Michaelerplatz erlebt, als Berger zum ersten Mal als Autor des Epilogs auftrat. Zu der Zeit machte Karl Kraus mit Annie Kalmar Bekanntschaft und vermittelte sie an Berger, der sie zwar nach Hamburg verpflichtete, die ihr Engagement aber nicht antreten konnte. Entweder aus Sympathie zu Annie Kalmar oder zu Karl Kraus, oder beiden, besuchte Berger die Erkrankte regelmäßig und hielt Kraus über ihren Zustand auf dem Laufenden. Nach ihrem Tod kümmerte er sich um ihr Begräbnis und gemeinsam mit Detlev von Liliencron um ihr Grab. Nur zwei Jahre nach Kalmars Tod versuchte Kraus erneut, diesmal die Schauspielerin Kete Parsenow, an Berger zu vermitteln, dieser Versuch scheiterte allerdings an der Schauspielerin, die stattdessen nach Amerika ging.

Das Verhältnis zwischen Kraus und Berger zerbrach, weil Berger vergeblich versuchte, mit Kraus, als Herausgeber der Fackel, und mit Moriz Benedikt, dem Herausgeber der Neuen Freien Presse, auszukommen und Kraus ihm deshalb Nachgiebigkeit gegenüber der Presse vorwarf. Zudem trat Berger öffentlich für Maximilian Harden ein, der Kraus in den Gründungstagen der Fackel als Mentor und Ratgeber beigestanden war, der aber nach der Veröffentlichung einer spöttischen Bemerkung über Kraus' Beziehung zu Kalmar bei diesem in Ungnade gefallen war.

Als Berger 1910 Direktor der Burgtheaters wurde, widmete Kraus ihm einen auffällig langen Text in der Fackel, in dem er ihn einerseits scharf kritisierte, andererseits die einstige gegenseitige Sympathie, sein Regietalent und seine schriftstellerisches Talent hervorhob.

Quellen

Literatur

  • Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Wien: Paul Zsolnay 2020
  • Friedrich Pfäfflin [Hg.]: "Du bist dunkel vor Gold". Kete Parsenow und Karl Kraus Briefe und Dokumente. Göttingen: Wallstein 2011
  • Anton Bettelheim: Alfred Berger. 1921
  • Biographisches Jahrbuch für Altertumskunde (Nekrologe). Leipzig: Reisland 1879−1944
  • R. Blagout: Baron Berg und die Krise des Burgtheaters. Diss. Univ. Wien. Wien 1975
  • Henry Flebbe: 50 Jahre Deutsches Schauspielhaus in Hamburg 1900−1950. Hamburg: Selbstverlag 1950
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Franz Hadamowsky: Wien − Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u. a.]: Jugend & Volk 1988, Register
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u. a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Hietzing − ein Heimatbuch des 13. Wiener Gemeindebezirkes. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft für Heimatkunde in Hietzing. Band 2: Aus Geschichte und Gegenwart. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1932, S. 205 (Villa 13, Hietzinger Hauptstraße 31)
  • Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien [u. a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 30−32), S. 406, Anmerkung 451
  • Wilhelm Kosch: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisches und bibliographisches Handbuch. Band 1. Bern: Francke 1949 1925
  • Hans Pemmer / Franz Englisch: Landstraßer Häuserchronik. Manuskript in 11 Bänden (WStLA). Band 6. Wien: 1958 ff., S. 169
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1815-1950
  • Carl von Ossietzky: Der Baron Berger.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 22.08.1962, 25.04.1978
  • Herwig Rischbieter [Hg.]: Theater-Lexikon. Zürich: Orell Füssli 1983
  • Klaus Peter Schmidsberger: Alfred Freiherr von Berg. Tradition und Moderne, Diss. Univ. Wien. Wien 1959
  • Konrad Schrögendorfer: Schicksal Burgtheater. Alfred Freiherr von Berger und der Anbruch der Moderne. Graz / Wien [u. a.]: Stiasny 1966 Graz: Böhlau 1954−lfd.


Alfred von Berger im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks