Alma Rosé
Alma Rosé * 3. November 1906 Wien, † 5. April 1944 Auschwitz, Violinistin.
Biografie
Alma Rosé stammt aus einer bekannten Musikerfamilie. Ihr Vater Arnold Rosé (1863-1946) war Geiger und Erster Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, der Wiener Hofoper und des Rosé-Quartetts. Ihre Mutter Justine (1868-1938) war eine Schwester Gustav Mahlers. Alma Mahler-Werfel war ihre Taufpatin. Arnold Rosé war 1891 und Justine 1902 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten.
Auf der Violine wurde Alma Rosé von ihrem Vater ausgebildet. Gemeinsam mit ihm gab sie am 16. Dezember 1926 ihr Wiener Debüt im Großen Musikvereinssaal als Solistin im Doppelkonzert für zwei Violinen (d-Moll BWV 1043) von Johann Sebastian Bach. Als einzige bekannte Tonaufnahme gilt eine spätere Aufnahme eben dieses Konzerts. Die folgenden Jahre waren von Konzertreisen als Instrumentalsolistin geprägt.
1930 heiratete sie in Wien den tschechischen Star-Geiger Váša Příhoda (1900-1960). Trauzeugen waren Arnold Rosé und der Schriftsteller Franz Werfel. Alma Rosé setzte auch danach ihre Konzertreisen – gelegentlich auch gemeinsam mit ihrem Mann – fort, wobei sie immer wieder nach Wien zurückkehrte. Hier gründete sie 1932 die neun- bis fünfzehnköpfige Damenformation "Wiener Walzermädeln", die bereits 1933 auf eine große Europatournee ging. Das Repertoire umfasste Walzer, Operetten- und Salonmusik. 1935 ließen sich Alma Rosé und Váša Příhoda scheiden.
Nach dem sogenannten Anschluss wurden die "Wiener Walzermädeln" aufgelöst. 1939 gelang Alma und Arnold Rosé die Flucht nach England. Dort konnte Alma mit ihrem Vater das Rosé-Quartett wiederbeleben, das bereits ab Ende 1939 die ersten Engagements erhielt. Da Alma jedoch keine Arbeitserlaubnis als Solistin aufzutreten erhielt und ein Angebot aus Den Haag bekam, reiste sie in die Niederlande. Nach der Besetzung der Niederlande durch deutsche Truppen hielt sie sich einige Zeit durch Hauskonzerte finanziell über Wasser. Sie ging außerdem eine Scheinehe mit dem Medizinstudenten Constant August van Leeuwen Boomkamp ein. Dennoch wurde sie 1942 verhaftet und konnte nur mit Hilfe ihres Mannes und ihrer Freundin, der Widerstandskämpferin Marie Anne Tellegen, wieder frei kommen. Sie versuchte, über Frankreich in die Schweiz zu flüchten, wurde jedoch in Dijon von der deutschen Besatzungspolizei aufgegriffen und im Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Lager wurde ihr die Leitung eines Frauenorchesters übertragen, des sogenannten „Mädchenorchesters“ von Auschwitz. Obwohl nur die wenigsten Mitglieder professionelle Musikerinnen gewesen waren, konnte sie einen Klangkörper formen, dem selbst die NS-Schergen Respekt zollten. Alma Rosé starb am 5. April 1944 im Konzentrationslager. Um die Todesursache ranken sich verschiedene Spekulationen, sehr wahrscheinlich ist eine Lebensmittelvergiftung nach dem Genuss verdorbener Konserven.
1969 wurde die Alma-Rosé-Gasse in Wien-Favoriten (10. Bezirk) nach ihr benannt. In Wien-Floridsdorf (21. Bezirk) wurde im April 2020 der Alma-Rosé-Park eröffnet.
Literatur
- Michaela Raggam-Blesch / Monika Sommer / Heidemarie Uhl (Hg.): Nur die Geigen sind geblieben. Alma & Arnold Rosé. Wien: Haus der Geschichte 2019
- Richard Newman: Alma Rosé. Wien 1906 - Auschwitz 1944. Bonn: Weidle 2003
- Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit: Alma Rosé
Alma Rosé im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.