Antonie Wallek
Antonia Wallek, * 1. Juli 1872 Wien, † 28. Oktober 1940 Wien (Südwestfriedhof), Haushälterin.
Biografie
Antonia Wallek war die Tochter des Metalldrechslers Johann Wallek aus Böhmen und Antonia Kaluzik aus Gilschwitz, Schlesien. Die Familie lebte in der Schützengasse 21, im III. Wiener Gemeindebezirk. Am 19. Juli 1897 brachte sie als 25-jährige "Arbeiterin" im Alservorstadtkrankenhaus eine uneheliche Tochter zur Welt, die auf den Namen Hermine getauft wurde. Viele solcher unehelich geborenen Kinder wurden in Pflege gegeben und starben oft einen frühen Tod. Hermine Wallek jedoch überlebte - wurde wahrscheinlich sogar von ihrer Mutter aufgezogen - und heiratete am 4. August 1924 den Schneidergehilfen Rudolf Lhota, von dem sie sich 1930 wieder scheiden ließ. Sie starb am 26. Jänner 1985 in Wien Hietzing.
Antonia Wallek - auch Antonie genannt - ist in der Kraus-Forschung als Haushälterin von Karl Kraus bekannt. Wann sie in seinen Dienst trat ist unklar, sie arbeitete jedoch viele Jahre lang, bis zu seinem Tod 1936, für der Satiriker.
Wallek wohnte außer Haus und kam täglich gegen Mittag in Kraus' Wohnung in der 4., Lothringerstraße 6 und richtete ihm ein Frühstück, da Kraus für gewöhnlich nachts arbeitete und erst zwischen fünf und sechs Uhr morgens schlafen ging. Darüber hinaus hielt sie seine Wohnung in Ordnung. Helene Kann berichtete, dass die Kommunikation zwischen den beiden oft herausfordernd war, weil Wallek es oft bei einfachen Sachverhalten nicht schaffte, sich deutlich auszudrücken und dies mit Kraus' hohen sprachlichen Ansprüchen kollidierte. In seinem Testament bedachte er sie mit 2.000 Schilling "für ihren treuen Dienst".
Antonie Wallek starb am 28. Oktober 1940 in Wien und wurde am 31. Oktober 1940 am Südwestfriedhof bestattet.
Quellen
- Karl Kraus Online: Das Testament von Karl Kraus
- Postkarten und Briefe an Karl Kraus, Wienbibliothek im Rathaus, H.I.N-173431
- Matricula Online zur Geburt von Hermine Wallek
- Matricula Online zur Heirat von Hermine Wallek
Literatur
- Anna Jungmayr: "... vor Schand und Noth gerettet"?! Findelhaus, Gebäranstalt und die Matriken der Alser Vorstadt. Wien: Bezirksmuseum Josefstadt 2021 (= Die Josefstadt: Schriftenreihe des Bezirksmuseums 24)
- Jens Malte Fischer: Karl Kraus. Der Widersprecher. Biografie. Wien: Paul Zsolnay Verlag 2020
- Friedrich Pfäfflin (Hg.): Aus großer Nähe. Karl Kraus in Berichten von Weggefährten und Widersachern. Göttingen: Wallstein Verlag 2008
- Verena Pawlowsky: Mutter ledig, Vater Staat. Das Gebär- und Findelhaus in Wien 1784 - 1910. Wien 2001.