Ateliertheater am Naschmarkt
48° 12' 0.05" N, 16° 21' 54.84" E zur Karte im Wien Kulturgut
Das Ateliertheater am Naschmarkt (6., Linke Wienzeile 2) eröffnete im Frühjahr 1961 eröffnete in den Räumen der Literatur am Naschmarkt beziehungsweise des Kaleidoskop (ein kollektivistisches Unternehmen begeisterter junger Bühnenkünstler unter der Leitung des Burgschauspielers Veit Relin) ein Kabarett und entwickelte sich rasch zur extremsten Avantgarde der Literatur; Beachtung erzwang es sich noch im Eröffnungsjahr durch die Aufführung des Kokoschka-Jugenddramas „Orpheus und Eurydike".
Geschichte
Veit Relin (* 1926 Linz) hatte am Max Reinhardt Seminar studiert, musste jedoch zu Kriegsende in eine Munitionsfabrik und debütierte erst nach Kriegsende in Innsbruck. 1945/1946 spielte er am Landestheater Linz, von 1946 bis 1948 bei Leon Epp an der Insel in der Komödie und 1948 kurz am Burgtheater neben Oskar Werner in Max Halbes "Jugend". Er ging danach in die Schweiz – und spielte nach seiner Rückkehr am Neuen Theater in der Scala, dann am Landestheater Salzburg sowie für einige Jahre erneut in Deutschland. Zurück in Wien spielte er am Theater am Parkring ("Die Fliegen" von Jean Paul Sartre) und im Theater der Courage ("Immoralist" von Gide; "Die Braut von Messina" von Friedrich Schiller) sowie erneut am Burgtheater ("Das weite Land" von Arthur Schnitzler; "Sechs Personen suchen einen Autor" von Pirandello).
Bereits ab den frühen 1950er Jahren beschäftigte er sich intensiv mit Malerei, studierte bei Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste, beteiligte sich 1957 an der Biennale für junge Malerei in Paris und hatte 1959 seine erste große Ausstellung in der Staatsdruckerei Wien. Relins Hauptanliegen für das von ihm gegründete Theater war dementsprechend die enge Verbindung von Theater und bildender Kunst. So brachte das Ateliertheater am Naschmarkt in seiner künstlerischen Leitung österreichische Erstaufführungen neuerer internationaler Stücken, die bis dahin in Wien noch nicht gezeigt worden waren. Hier kamen Stücke von Boris Vian und Jean Genet, von Edward Albee und Edward Bond heraus, Relin arbeitete mit Oskar Kokoschka (Orpheus und Eurydike), Jean Cocteau und Pablo Picasso, dessen Wie man Wünsche am Schwanz packt er 1962 hier zur Erstaufführung brachte.
Das enge Zusammenwirken von Ausstattung/Bühnenbild und Inszenierung war – neben der eigenständigen Auswahl neuer internationaler Autoren – bald schon das Markenzeichen des Theaters. Relin selbst spielte daneben weiter am Burgtheater und am Volkstheater, inszenierte am Theater in der Josefstadt, arbeitete für Film und Fernsehen.
Gemeinsam mit Maria Schell ging Veit Relin schließlich erneut nach Deutschland und beendete seine Gründungsintendanz am Ateliertheater an der Wienzeile. 1967 wurde das Theater von Peter Janisch (1924–2014) übernommen, der es 37 Jahre lang führte.
Neuer Standort
Nach der Schließung des Standortes im Jahr 1997, die dem Bau einer Tiefgarage folgte, siedelte das Ateliertheater in den 7. Bezirk: zuerst in die Lerchenfelder Straße 45 und ab 1999 in die Burggasse 71 , wo sich zuletzt das Star Kino befunden hatte.
2005 folgte ihm dort Manfred Tscherne, ehe es mehrere Wechsel in der künstlerischen Leitung gab und das Theater 2020 vorerst geschlossen werden musste. 2021 wurde es in neuer Intendanz wiedereröffnet.
Siehe auch: Ateliertheater, Ateliertheater (7, Lerchenfelder Straße 45), Ateliertheater (7, Burggasse 71)
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 2 Einträge von Personen, die im Ateliertheater am Naschmarkt engagiert waren.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
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Krista Stadler | Schauspielerin | 15 August 1942 | ||
Rudolf Steinboeck | Schauspieler Regisseur Theaterleiter | 7 August 1908 | 19 August 1996 |
Quellen
Literatur
- Felix Czeike: VI. Mariahilf. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1981 (Wiener Bezirkskulturführer, 6), S. 34 f.
- Herbert Lederer: Bevor alles verweht ... Wiener Kellertheater 1945 bis 1960. Wien: ÖBV 1988, S. 165
- Das Wiener Heimatbuch – Mariahilf. Hg. von der Arbeitsgemeinschaft des Mariahilfer Heimatmuseums. Wien: Austria Press 1963, S. 199