Die Insel in der Komödie
48° 12' 17.91" N, 16° 22' 18.80" E zur Karte im Wien Kulturgut
Die Insel in der Komödie bestand von 1945 bis 1951 an der Adresse 1., Johannesgasse 4.
Geschichte
Der Wiener Schauspieler, Regisseur und Intendant Leon Epp hatte bereits 1936 die Idee für ein literarisch ambitioniertes, paneuropäisches, humanistisches und zeitkritisches Literaturtheater gehabt. In der Spielzeit 1936/1937 eröffnete der Die Insel am Parkring in der ehemaligen Sattelkammer des Deutschmeisterpalais, musste diesen ersten ambitionierten Versuch jedoch im Zuge des "Anschlusses" wieder aufgeben.
Leon Epp arbeitete danach unter anderem an der Komödie in der Johannesgasse 4, die damals von Rudolf Haybach geleitet wurde. Als Haybach das Theater finanziell nicht halten konnte und an die NS-Organisation "Kraft durch Freude" übergab, musste Epp das Haus verlassen. Er arbeitete zuerst in Deutschland und danach in Graz, wo er auch sofort nach Kriegsende erfolglos versuchte, wieder Fuß zu fassen. Währenddessen hatte seine Frau Elisabeth Epp in Wien erfahren, dass die schwer beschädigte Komödie frei stand. Sie war es auch, die vorerst auf eigene Faust mit einem ehemaligen Mitarbeiter mit den Anträgen für eine Konzession und dem Wiederaufbau der Bühne begann.
Nachdem Leon Epp seine Grazer Pläne aufgeben musste, kehrte er nach Wien zurück, stieg im Mai 1945 in die Verhandlungen um die Wiedereröffnung der Räume der ehemaligen Komödie ein, sprach ehemalige Schauspielerinnen und Schauspieler der "Kleinen Insel" am Parkring an und bemühte sich um Stücke. Die Aufbauarbeiten zogen sich weit über den Sommer, und auch die Zusammenstellung eines Spielplanes erwies sich als schwieriger als erwartet. Noch zum Zeitpunkt der geplanten Eröffnung waren die Aufbauarbeiten nicht fertig und mussten Tag um Tag verschoben werden. In ihren Lebenserinnerungen schildert Elisabeth Epp die letzten Stunden vor der Wiedereröffnung des Theaters: "Da kam plötzlich Hilfe! Ein ganzes Team einer Redaktion kam mit Lastautos! […] und am Morgen des 18. Oktober war ein Meter breiter Weg durch Stiegenhaus und Hof zum Bühneneingang gebahnt. Die Forderung der Behörde war erfüllt, der Eröffnung am Abend stand nichts mehr im Wege."
Schließlich konnte an diesem Abend mit einer Dreierpremiere das neue, 450 Personen fassende Theater, das Leon Epp nun "Die Insel in der Komödie" nannte – zum einen, um auf seine frühere "Insel-Idee" hinzuweisen, dessen Konzeption er an der neuen Insel weitertrug, zum anderen auf den in Wien bereits etablierten Standort, die Komödie. Gespielt wurden: Onkel Wanja von Anton Tschechow, Zu wahr um schön zu sein von Bernard Shaw und Legende eines Lebens von Stefan Zweig.
Leon Epp bot in den folgenden sechs Jahren engagiertes zeitgenössisches Theater. Zu den hier gespielten Autoren zählten unter anderen Gerhart Hauptmann, Henrik Ibsen, Rainer Maria Rilke, Stefan Zweig, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, August Strindberg, Franz Molnár, Rudolf Weys, John Galsworthy, Georg Kaiser, A. A. Milne, Clifford Odets, John Patrick, Emmanuel Roblés, Romain Rolland, Jean Anouilh, Marcel Achard, André Birabeau, Paul Claudel, Maxim Gorki, A. N. Afinogenow, A. Galitsch/K. Issajew, Jan de Hartog und Luigi Pirandello sowie ältere und jüngere Klassiker von William Shakespeare, Friedrich Schiller, Lope de Vega, Nestroy, Anton Pawlowitsch Tschechow und Bernard Shaw; zu en wenigen weiblichen Autorinnen zählten Lilian Hellmann, Mary Chase, Friederike Faßl, Grete Simmetinger und Emma Urban.
Und Leon Epp begann, Theateraufführungen der Insel auch in den "Außenbezirken" der Stadt zu spielen und gründete damit ein "Theater in den Außenbezirken", das er ab 1952 auch am Wiener Volkstheater mit Erfolg weiterführen sollte.
Doch spätestens in der Spielzeit 1948/1949 geriet das Theater in eine schwere finanzielle Krise, da mit dem wachsenden Kauf- und Kulturangebot in der Stadt das Interesse an dem immer öfter als zu ernst und zu trocken beschriebenen Programm der Insel sank. Die Übernahme der Renaissancebühne als zweitem Spielort für "leichte Kost" und mit Publikumslieblingen wie Hans Moser oder Gisela Werbezirk im Jahr 1949, gegen die sich seine Frau von Beginn an vehement wehrte, führte nicht zur erhofften Rettung des Hauses in der Johannesgasse, sondern zu weiteren massiven finanziellen Problemen. Im Mai 1951 war die Insel in der Komödie, der auch die finanzielle Hilfe aus dem "Kulturgroschen" nicht mehr in der nötigen Höhe genehmigt wurden, nicht mehr zu retten. Zeitgleich interessierte sich die Gemeinde Wien in Form der Kiba für den Betrieb, um hier ein weiteres gediegenes Wiener Innenstadtkino eröffnen zu können. Noch 1951 wurde hier das Metro Kino als Kiba-Betrieb eröffnet.
Leon Epp wurde 1952 als neuer Direktor des Wiener Volkstheaters bestellt, dessen Intendanz er bis zu seinem frühen Tod in Folge eines Autounfalls im Dezember 1968 innehatte.
Schauspielerinnen und Schauspieler
Im Wien Geschichte Wiki gibt es 11 Einträge von Personen, die im Die Insel in der Komödie engagiert waren.
BildName des Bildes | Name | BerufBeruf | GeburtsdatumDatum der Geburt | SterbedatumSterbedatum |
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Karl Bachmann | Schauspieler Regisseur | 7 September 1883 | 28 April 1958 | |
Paul Barnay | Schauspieler Schriftsteller Theaterdirektor | 27 März 1884 | 13 Juni 1960 | |
Inge Brücklmeier | Schauspielerin | 1929 | 7 Juli 2015 | |
Gustaf Elger | Schauspieler | 1908 | 1991 | |
Elisabeth Epp | Schauspielerin | 26 Januar 1910 | 29 Oktober 2000 | |
Leon Epp | Schauspieler Regisseur Theaterdirektor | 29 Mai 1905 | 21 Dezember 1968 | |
Hugo Gottschlich | Schauspieler | 30 Oktober 1905 | 22 März 1984 | |
Herbert Hauk | Schauspieler Produzent | 1924 | 16 März 1988 | |
Gertrud Helmer | Schauspielerin | 25 Juli 1928 | 8 September 1986 | |
Helmut Janatsch | Schauspieler | 12 Oktober 1918 | 25 November 1985 | |
Paula Pfluger | Schauspielerin | 24 August 1909 | 29 August 1990 |
Literatur
- Angela Eder [Heide]: Zwischen Avantgardetheater und Papierrose. Die Insel in der Komödie, 1945–1951. Diss. Univ. Wien. Wien 2005
- Elisabeth Epp: Glück auf einer Insel. Leon Epp – Leben und Arbeit. Wien 1974