Daten zum Eintrag
In den Ballhäusern spielte man eine Vorform des heutigen Tennis, ein seit dem ausgehenden Mittelalter in Europa äußerst beliebter Zeitvertreib.
Hofballhäuser
Für die Verwaltung und Pflege waren am Wiener Hof Ballmeister verantwortlich, die auch als Trainer, Spieler und Ratgeber für die kaiserliche Familie und deren Gäste fungierten. Darüber hinaus gab es in Wien auch einige private Ballhäuser.
- Ballhaus (Ebersdorfer Haus): 1525 erwähnt
- Ballhaus (Hofburg, Lustgarten), 1540/1542 errichtet, 1741/1742 umgebaut in das Alte Burgtheater
- Ballhaus beim Kaiserspital, 1746 errichtet, in Verwendung bis 1858; namensgebend für den Ballhausplatz
Private Ballhäuser
- Boyersches Ballspielhaus (1, hinter dem Himmelpfortkloster; Ballgasse), urkundlich bereits 1628 nachzuweisen. Ende 17. Jahrhundert wurden hier deutsche und italienische Komödien gespielt. Das Boyersche Ballhaus verschwand, als das Prinz-Eugen-Palais errichtet wurde.
- Ballhaus in der Teinfaltstraße. Dort traten deutsche Schauspielgruppen auf.
- Ballhaus (1, Ballgasse, hinter dem Himmelpfortkloster, Gegend "auf der Dacken"). 1609 im Hoefnagel-Plan bereits als "Altes Ballhaus" bezeichnet. 1658 mietete die Stadt Wien das Haus und vermietete es ihrerseits fallweise an italienische Komödianten. Im Lauf des 18. Jahrhunderts kam das Haus in den Besitz des Johann Edler von Zoller, von welchem es die Innung der Tischler erwarb (Tischlerherberge); an der Stelle des alten Ballhauses entstand das 1772 vollendete Innungshaus (1, Ballgasse 8).
- Ballhaus im Stadtgraben (1805 in der "Preßburger Zeitung" erwähnt).
Literatur
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [der Ausgabe von 1883]). Band1. Cosenza: Brenner 1967, S. 375 f.
- Johann Evangelist Schlager: Wiener Skizzen aus dem Mittelalter. Neue Folge [1]. Wien: Gerold 1839, S. 242 ff.
- Franz Gräffer: Kleine Wiener Memoiren. Historische Novellen, Genrescenen, Fresken, Skizzen, Persönlichkeiten und Sächlichkeiten, Anecdoten und Curiosa, Visionen und Notizen zur Geschichte und Charakteristik Wien's und der Wienerin älterer und neuerer Zeit. Teil 5. Wien: Beck 1846, S. 272 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 315
- Renate Leggatt-Hofer [bis 2015 Holzschuh-Hofer] / Reinhold Sahl [Hg.]: Die Wiener Hofburg. Sechs Jahrhunderte Machtzentrum in Europa. Wien: Brandstätter Verlag 2018.
- Hellmut Lorenz / Anna Mader-Kratky [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1705–1835. Die kaiserliche Residenz vom Barock bis zum Klassizismus. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2016 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 3)
- Mario Schwarz [Hg.]: Die Wiener Hofburg im Mittelalter. Von der Kastellburg bis zu den Anfängen der Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2015 (Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 1)
- Herbert Karner [Hg.]: Die Wiener Hofburg 1521–1705. Baugeschichte, Funktion und Etablierung als Kaiserresidenz. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 2014 Veröffentlichungen zur Bau- und Funktionsgeschichte der Wiener Hofburg, 2)
- Cees de Bondt: Ballhaus. In: Werner Paravicini [Hg.]: Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Bilder und Begriffe. Ostfildern: Thorbecke Verlag 2005 (Residenzenforschung, 15 II, Teilband I), S. 205–207
- Armin Klettenhammer: Ballspielhäuser und Ballspiele in Österreich in der Frühen Neuzeit. Dipl.-Arb. Univ. Innsbruck. Innsbruck 2003
- Heiner Gillmeister: Kulturgeschichte des Tennis. München: Wilhelm Fink-Verlag 1990
- Adam Wandruszka / Mariella Reininghaus: Der Ballhausplatz, Wien / Hamburg: Paul Zsolnay Verlag 1984 (Wiener Geschichtsbücher, 33)
- Fritz K. Mathys: Die Ballspiele. Eine Kulturgeschichte in Bildern. Dortmund: Harenberg Verlag 1983