Bethausverein Petach Tikwah
48° 13' 8.11" N, 16° 23' 50.87" E zur Karte im Wien Kulturgut
Vereinsgeschichte
Der Bethausverein Petach Tikwah (=Tür zur Hoffnung) wurde 1934 in Wien gegründet und unterhielt in 2., Stuwerstraße 1 ein jüdisches Bethaus und Vereinslokal. Die Proponenten reichten die Statuten im März 1934 unter dem Namen „Ohel Chajes“ (=Zelt Chajes) ein. Der Vereinszweck war „die Errichtung und Erhaltung eines Israelitischen Betlokales, für die tägliche Abhaltung des rituellen Gottesdienstes, die Pflege der hebräischen Sprache, die Pflege der alten und neuen judaistischen Lehre und Literatur, sowie die sittlich religiöse Erziehung der Jugend“ (Statut 1934, § 2). „Ordentliche Mitglieder“ konnten nur Männer, die das 18. Lebensjahr überschritten hatten und „sich als Mitglieder der zionistischen Sektion Prater ausgewiesen haben“, sein (Statut 1934, § 4). Der Verein wurde im Gedenken an den Oberrabbiner von Wien Hirsch Perez Chajes, * 13. Oktober 1876 Brody, † 13. Dezember 1927 Wien, so benannt, musste aber aufgrund eines Einspruchs der Israelitischen Kultusgemeinde seinen Namen in Petach Tikwah ändern, da diese „schwerste Bedenken“ hatte, „dass unter den mehreren Hunderten jüdisch-konfessionellen Vereinen in Wien ein Verein den Namen des verstorbenen Oberrabbiners zu seinem Namen macht“ und dass „ein Privatverein alle jene Vorzüge, die dem Wesen des Oberrabbiners Dr. Chajes verbunden sind, sozusagen für sich usurpiert“.[1] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.
Beschlagnahme durch NSDAP, Arisierung des Vereinsvermögens und Vereinsauflösung 1938/1939
Das Bethaus samt Einrichtung wurde bereits am 13. März 1938 von der NSDAP und der Hitlerjugend beschlagnahmt. Die Auflösung des Vereins sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. Zu dieser Zeit war der Verein schon ohne Vermögen. [2]
Proponenten 1934
- Isaak Adler, Vertreter, wohnhaft 2., Wohlmutstraße 15
- Josef Altmann, Kaufmann, wohnhaft 2., Wolfgang-Schmälzl-Gasse 16
- Chaim Dörfler, Kaufmann, wohnhaft 2., Ybbsstraße 29
- Isak Aaron Gerstel, Privatangestellter, wohnhaft 2., Mumbgasse 2
- Isak Schein, wohnhaft 2., Ausstellungsstraße 37
- Jakob Wahl, "Delikatessen", wohnhaft 2., Lassallestraße 5, Geschäft: 2., Franzensbrückenstraße 19
Vereinsvorstand 1934
- Obmann: David Kreppel, Rechtsanwalt, wohnhaft 1., Biberstraße 15
Vereinsvorstand 1938
- Letzter Obmann: Leiser Wolf Belzer, Privater, 1938 wohnhaft 2., Engerthstraße 230/19, später 2., Sturgasse 2.[3]
Quellen
- Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac A2/33, Schachtel 555.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl.2140/1934
- Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt [...]
Literatur
- David Jüdische Kulturzeitschrift
- Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 120.
- Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1936.
- Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
- Elisheva Shirion: Gedenkbuch der Synagogen und Jüdischen Gemeinden Österreichs. Hg. Vom Synagogen Memorial, Jerusalem. Wien: Berger-Horn 2012 (Synagogen Gedenkbücher Deutschland und Deutschsprachige Gebiete, 5 Österreich), S. 98.
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl.2140/1934.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A2/33, Schachtel 555
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M. Abt. 119, A 32: Zl.2140/1934 und Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger : nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt [...].