Bettelkotter
48° 12' 48.11" N, 16° 22' 8.77" E zur Karte im Wien Kulturgut
Bettelkotter (1., Börsegasse 1, Tiefer Graben 25, Konskriptionsnummer 176).
Die Behauptung Schimmers, der Bettelkotter habe sich bereits im 15. Jahrhundert hier befunden (Kisch spricht sogar vom 14. Jahrhundert), ist unrichtig. Der älteste bekannte Eigentümer ist Peter Grünpekh, dem 1475 Wolfgang Grünpekh folgte. Nach dessen Tod kam das Haus 1511 an den Ratsherrn Lorenz Hüttendorfer und verblieb dann längere Zeit in dessen Familie.
Die Gemeinde Wien kaufte das Gebäude 1655 an, um nunmehr hier den sogenannten Bettelkotter einzurichten, in welchem arbeitsscheue Vagabunden und Bettler eingesperrt wurden. Zwischen 1679 und 1709 wurden in dem nach seinem Vorbesitzer als Parzmayrsches Haus bezeichneten Gebäude vom Bürgerspital Kranke untergebracht. Grundbücherlich lässt sich der Bettelkotter bis 1785 verfolgen, dann transferierte man ihn in das inzwischen aufgelassene Siebenbüchnerinnenkloster am Fleischmarkt, das als Polizeigefangenenhaus fungierte. Neben dem Bettelkotter gab es auch das Diebsschergenhaus. Längere Zeit hindurch haftete am Bettelkotterhaus der Schildname "Zum (eisernen) Harnisch".
1892/1893 wurde an seiner Stelle und an jener des Nachbarhauses (Konskriptionsnummer 177, Heiligtumstuhlhaus; Sitz des Totenbeschreibamtes) ein sechsstöckiges Miethaus errichtet (Architekt Hugo Steiner).
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 319, 349
- Wilhelm Kisch: Die alten Straßen und Plätze von Wiens Vorstädten und ihre historisch interessanten Häuser. (Photomechan. Wiedergabe [d. Ausg. v. 1883]). Cosenza: Brenner 1967, Band 1, S. 618
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4. Wiesbaden: Steiner 1969–1981, S. 366 f.