Betty Roose
Betty Roose (geborene Elisabeth Eckardt), * 20. Oktober 1778 Hamburg, † 24. Oktober 1808 Wien, Schauspielerin.
Biografie
Als ihr Vater Siegfried Eckardt, genannt Koch, Theaterdirektor in Riga (Lettland) war, betrat sie 1788 zum ersten Male die Bühne, und zwar als Julchen in dem Lustspiel "Das Räuschgen" von Christoph Friedrich Bretzner. Sie spielte danach in Mainz, Mannheim, Hamburg, Hannover und Bremen. Überall hatte sie großen Erfolg und so wurde sie gemeinsam mit ihrem Vater ans Wiener Burgtheater engagiert, wo sie am 29. September 1798 als Margarethe in August Wilhelm Ifflands "Die Hagestolzen" debütierte. In den Rollen der "jugendlichen Heroine" und der "sentimentalen Liebhaberin" wurde sie schnell zum Liebling des Wiener Publikums. Am 20. Oktober 1799 vermählte sie sich mit ihrem Kollegen Friedrich Roose, mit dem sie in den folgenden Jahren zahlreiche Gastspielreisen absolvierte, unter anderem nach Prag, Brünn und Breslau. Zum letzten Mal trat sie auf am 19. September 1808 als Pauline in "Das Testament des Onkels"von Ignaz Franz Castelli (nach dem Französischen des Benoît Pelletier-Volmeranges). Wenige Tage danach gebar sie ein Kind, das während der Geburt starb.
Zu ihren Glanzrollen zählten unter anderem die Desdemona in "Othello, der Mohr von Venedig" von William Shakespeare, die Titelrolle in "Iphigenie auf Tauris" von Johann Wolfgang von Goethe, in den Stücke von August von Kotzebue bei den Wiener Erstaufführungen: Oktavia in dem gleichnamigen Stück (3. Mai 1800), Bertha in "Die Hussiten vor Naumburg im Jahre 1432" (2. März 1803) und Lady Athol in "Eduard in Schottland" von Alexandre Duval, frei übersetzt von Kotzebue (22. Februar 1804). Ebenso berührte sie durch ihr Spiel in den Erstaufführungen als Polyxena (15. Oktober 1803) in dem gleichnamigen Stück und als Maria in "Balboa" (16. März 1805), beide von Heinrich Joseph Collin. Hervorgehoben wird ihre volltönende harmonische Stimme und ihr edler majestätischer Gang. Seit 1930 ist der Betty-Roose-Weg im 12. Bezirk (Obermeidling, Gartenstadt "Am Tivoli") nach ihr benannt.
Quellen
Literatur
- Burgtheater 1776–1976. Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren, 2 Bände (herausgegeben vom Österreichischen Bundestheaterverband. Sammlung und Bearbeitung des Materials Minna von Alth) Wien: Ueberreuter 1979
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Leipzig: Paul List 1903
- Ignaz Franz Castelli: Memoiren meines Lebens. Gefundenes und Empfundenes, Erlebtes und Erstrebtes. Wien [u.a.]: Kober & Markgraf 1861 (Seite 214 f.)
- Mathäus von Collin: Betty Roose (in: Wiener Hof-Theater Taschenbuch auf das Jahr 1811, 8. Jahrgang) Wien: Wallishausser [1811], Seite 55–80
- Josef Passy: "An den Schatten der Betty Roose [...])". Gedicht (in: Der Sammler. Ein Unterhaltungsblatt, 24. 10. 1811, Nr. 28, Seite 3 (511)
- Annalen der österreichischen Literatur. Intelligenzblatt der Annalen der Literatur des österreichischen Kaiserthums. December 1808, Spalte 25–28
- Johann Wächter: Rede am Sarge der am 24. Okt. 1808 verstorbenen k.k. Hof-Schauspielerin, Marie Betty Roose, geb. Koch. Wien: Wallishausser 1808
- Ignaz Franz Castelli: Auf den Tod der k.k. Hofschauspielerinn Betty Roose. Wien: Anton Strauss 1808
- J. B. v. V.: Empfindungen am Grabe der verdienstvollesten Schauspielerin Betty Roose, geborne Koch. Wien: 1808
- Augsburgische Ordinari Postzeitung von Staats-, gelehrten, historisch- u. ökonomischen Neuigkeiten, 4. 11. 1808, Nr. 265, Seite 1
Betty Roose im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.