Cäcilie Lippa
Cäcilie Lippa, * 3. September 1867 Wien, † 4. August 1935 Wien, Näherin, Gemeinderätin.
Biografie
Cäcilie Lippa wurde in eine kinderreiche Familie in Hernals geboren. Ihre Eltern führten ein kleines Geschäft, mit dem sie sich und ihre elf Kinder gut ernähren konnten. Bereits früh erlebte sie allerdings Not und Armut in der unmittelbaren Nachbarschaft. Als Cäcilie siebzehnjährig eine Lehre als Weißnäherin absolvierte, erhielt sie Einblick in die Lebensbedingungen von Arbeiterinnen. Über ihren späteren Ehemann Bernhard Lippa, ein Drechslergehilfe und Arbeitskollege von Jakob Reumann, kam sie schon als junges Mädchen mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Kontakt. Gemeinsam führten sie nach der Heirat in Hernals eine sogenannte "Pfaidlerei", ein Geschäft, in dem Wäschewaren und Nähzubehör verkauft wurden. Das Paar hatte zwei Kinder.
1892 ergriff Cäcilie Lippa bei einer sozialdemokratischen Versammlung spontan das Wort. Die redegewandte junge Frau wurde bald darauf in die Parteiarbeit integriert und als Rednerin zu zahlreichen Veranstaltungen entsandt. Ebenfalls noch 1892 gründete sie die gewerkschaftliche Organisation der Wäsche-, Krawatten- und Miedererzeuger, deren Obfrau sie wurde. Als sich diese Organisation dem Verband der Textilarbeiter anschloss, wählte man Cäcilie Lippa in den Vorstand. Ab 1894 leitete sie das neu geschaffene Frauenagitationskomitee in Hernals. Zudem war sie für einige Jahre im Arbeiterbildungsverein tätig und wurde bei der ersten Frauenreichskonferenz 1898 zur Vorsitzenden des Frauenreichskomitees gewählt. Cäcilie Lippa engagierte sich primär im gewerkschaftsnahen Bereich und setzte sich vor allem für die Rechte der Wäscherinnen und Wäscher ein. 1903 gelang es ihr, durch Streikmaßnahmen den Missstand abzuschaffen, dass Wäschereien junge Frauen und Männer als Dienstboten anstellten, diese jedoch wie gewerbliche Arbeiterinnen und Arbeiter einsetzten. Ab 1906 war Lippa Beamtin im Verband der Textilarbeiter und -arbeiterinnen, wenig später wurde sie Obfrau der Wäschebranche. Cäcilie Lippa hatte die Gabe Menschen zu mobilisieren und scheute vor der Konfrontation mit politisch Andersdenkenden nicht zurück.
Cäcilie Lippa gehörte von 20. Mai 1919 bis 11. Mai 1921 dem Niederösterreichischen Landtag an; zunächst als Vertreterin der Kurie Wien, anschließend als Wiener Delegierte. Sie war für zwei Legislaturperioden, von 13. November 1923 bis 24. Mai 1932, für den 16. Bezirk Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien. Cäcilie Lippa zählte zu den ersten weiblichen Gemeinderatsmitgliedern und war im Gemeinderatsausschuss für Ernährungs- und Wirtschaftsangelegenheiten tätig.
Quellen
- Wienbibliothek im Rathaus, Tagblattarchiv: Lippa, Cäcilie [Signatur: TP 030385]
- Wienbibliothek digital: Adolph Lehmann's allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Handels- u. Gewerbe-Adressbuch für d. k.k. Reichshaupt- u. Residenzstadt Wien u. Umgebung Wien, 1859–1922 (1905)
Literatur
- Ilse Korotin [Hg.]: biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Band 2. Wien / Köln / Weimar: Böhlau Verlag 2016, S. 1999
- Wolfgang Solt: Biographien der Gemeinderäte, Abgeordneten und Bezirksvorsteher 1918–2003. Wien [2003]
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918–1934. Wien: 1995
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963 [Stand: 15.11.2019]
- Wienbibliothek digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien (1963), S. 232 [Stand: 15.11.2019]
- Biographisches Handbuch des NÖ Landtages 1861–1921 [Stand: 07.02.2019]
- Frauen in Bewegung: Cäcilie Lippa [Stand: 06.02.2019]