Carl Ludwig von Giesecke

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Giesecke, Carl Ludwig von
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Gieseke; Karl Ludwig; Giesicke, Carl Ludwig; Metzler, Johann Georg Metzler
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Ritter von
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  365443
GNDGemeindsame Normdatei 116620153
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 6. April 1761
GeburtsortOrt der Geburt Augsburg (Deutschland) 4003614-5
SterbedatumSterbedatum 5. März 1833
SterbeortSterbeort Dublin (Irland) 4013170-1
BerufBeruf Schauspieler, Theaterdichter, Mineraloge
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Freihaustheater, Ludlamshöhle, Freimaurer, Schauspieler, Dichter
RessourceUrsprüngliche Ressource 
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ritter des Königl. dänischen Dannebrog-Ordens (Übernahme: 28. Juni 1814)
  • Kommandeur des Königl. dänischen Dannebrog-Ordens (Übernahme: 27. Februar 1818)


Carl Ludwig Ritter von Giesecke, * 6. April 1761 Augsburg (Deutschland), † 5. März 1833 Dublin (Irland), Schauspieler, Theaterdichter und Mineraloge.

Biografie

Der Sohn des Schneiders Johann Georg Metzler (um 1729–1805) und der Sibylla Magdalena, geborene Götz (1735–1794) kam 1761 als Johann Georg Metzler zur Welt. Er besuchte das Gymnasium in Augsburg und studierte die Rechte in Göttingen. Wegen Schulden floh er und schloss sich unter dem Namen Carl Ludwig Giesecke der Theatertruppe von Karl Friedrich Abt an, 1784 war er als Giesicke(!) Mitglied der Gesellschaft von Friedrich Wilhelm Großmann und spielte "Bediente und Hülfsrollen". Vermutlich wieder wegen Schulden wechselte er zur Bockschen Truppe in Regensburg, wo er bis 1786 zweite Liebhaber, liederliche Burschen und Bediente spielte und erstmals Prologe und Gedichte veröffentlichte. Anschließend trat er in Augsburg und im Herbst 1786 in Salzburg auf, wo er das "Salzburgische Theater-Journal" für 1786/87 herausgab. Dort schrieb er auch sein erstes Theaterstück "Das Muttersöhnchen auf der Galeere", ein Lustspiel nach Carlo Goldonis "Il padre di famiglia" (gedruckt 1787). Über Esterhazy und Linz kam er nach Graz (1788), wo sein Singspiel "Die glückliche Reisende" mit der Musik von Pasquale Anfossi aufgeführt wurde. Es handelt sich dabei um die Bearbeitung von "I viaggatori felici" von Fillipo Livigni. Von 1789 bis 1800 war er als Schauspieler, Inspizient, Übersetzer und Autor von Theaterstücken Mitglied am Wiener Freihaustheater. Während seiner Jahre in Wien erwarb er sich ein fundiertes Wissen über Geologie und Mineralogie. Ab 1800 bereiste er als konzessionierter Mineralienhändler verschiedene Bergbauregionen, von 1806 bis 1813 unternahm er eine Forschungsreise nach Grönland und sammelte unter anderem Mineralien und Gesteine. Von 1814 bis 1833 war er Professor für Mineralogie sowie Konservator, 1819 Direktor, des Museums bei der Royal Dublin Society, zuletzt Ehrenmitglied der Society.

Seine Vorlesungen über die Naturgeschichte Grönlands wurden von seinen Zuhörern mit Begeisterung aufgenommen. 1817–1819 reiste er über London, Kopenhagen, Göttingen, Dresden, Graz nach Wien, wo er von Dezember 1818 bis Mai 1819 weilte und in der Ludlamshöhle verkehrte. Er übersetzte und bearbeitete mehrere Libretti, schrieb Travestien und Ritterstücke, auch wird ihm in einer Reihe von älteren und neuen Abhandlungen die Verfasserschaft des Librettos zur "Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart zugeschrieben, bei der Uraufführung (30.09.1791) spielte er den ersten Sklaven. Darüberhinaus verfasste er zahlreiche mineralogische Artikel.

Er war Mitglied verschiedener Gelehrtengesellschaften, korrespondierte unter anderem mit Johann Wolfgang von Goethe; als Freimaurer gehörte er zur Wiener Loge "Zur neugekrönten Hoffnung". 1814 wurde er Ritter des Königlichen dänischen Dannebrog-Ordens und 1818 Kommandeur.

Bühnenwerke mit Datum der Ur- oder Erstaufführung (Auswahl)

  • Oberon, König der Elfen. Singspiel (Musik: Paul Wranitzky), 7. 11. 1789 Freihaustheater
  • Lutz von Unterstain(!). Ritterliches Schauspiel, 14. 4. 1790 Freihaustheater
  • Don Quixotte und Sancha(!) Pansa. Komische Oper (Musik: Franz Xaver Gerl), 17. 4. 1790 Freihaustheater
  • Die Wienerzeitung. Komische Oper (Musik: Benedikt Schack und Gerl), 12. 1. 1791 Freihaustheater
  • Georg von Asten oder Der gemalte Liebhaber Komische Oper (nach dem Französischen "Renaud d'Ast" von Jean Baptist Radet und P. Y. Barré frei bearbeitet; Musik: Nicolas Dalayrac), 27. 8. 1791 Freihaustheater
  • Das adeliche Bauernmädchen. Komische Oper (nach dem Italienischen "La Pastorella nobile"von Francesco Saverio Zini bearbeitet; Musik: Pietro Guglielmi), Ende 1791 Brünn
  • Das Schlaraffenland. Heroisch-komische Oper (Musik: Schack und Gerl), 23. 6. 1792 Freihaustheater
  • Die Hochzeit des Figaro. Komische Oper (nach dem Italienischen von Lorenzo Da Ponte für das deutsche Theater bearbeitet; Musik: Wolfgang Amadeus Mozart, 28. 12. 1792 Freihaustheater
  • Menschenhaß und kindliche Reue . Schauspiel (nach August von Kotzebue), 16. 7. 1793 Leopoldstädter Theater
  • Der bezauberte Baum. Komische Oper (nach dem Französischen "L'arbre enchanté" von Pierre-Louis Moliné bearbeitet; Musik: Christoph Willibald Gluck, 31. 5. 1794 Freihaustheater
  • Der travestierte Hamlet. Burleske in Knittelversen mit Arien und Chören (Musik: Vincenz Tuczek), 10. 7. 1794 Freihaustheater
  • Die Schule der Liebe oder So machen sie's alle. Komische Oper (nach dem Italienischen Stück "Così fan tutte" von Lorenzo Da Ponte frei bearbeitet; Musik: Mozart), 14. 8. 1794 Freihaustheater
  • Die Unterhaltung auf dem Lande oder Die unvermutete Wendung. Komische Oper (nach dem Italienischen frei bearbeitet; Musik: Josef Gazzaniga), 3. 3. 1795 Freihaustheater
  • Das entdeckte Geheimnis. Komische Oper (nach dem italienischen Stück "La Cifra" von Giuseppe Petrosellini (bearbeitet von Lorenzo Da Ponte) frei bearbeitet; Musik: Antonio Salieri), 8. 4. 1795 Freihaustheater
  • Idris und Zenide. Heroisch-komische Oper (nach Christoph Martin Wieland bearbeitet, Musik: Franz Xaver Süßmayer), 9. 5. 1795 Freihaustheater
  • Das Ungeheuer oder Der Bauer als König. Zauberoper (Musik: Franz Seydelmann), 18. 8. 1795 Freihaustheater
  • Der Milzsüchtige. Oper in 3 Akten (nach dem Französischen frei bearbeitet; Musik: Etienne Nicolas Méhul), 19. 9. 1795 Freihaustheater
  • Die Belagerung von Cythere oder Die Macht der Liebe. Heroisch-komische Oper(nach dem Französischen von Charles Simon Favart bearbeitet. Musik: Gluck, mit Gesangseinlagen von Franz Anton Hoffmeister), 19. 1. 1796 Freihaustheater
  • Die Abentheuer im Gasthofe oder Die lächerlichen Reisenden. Komische Oper (nach dem Italienischen frei bearbeitet; Musik: Giovanni Paisiello), 9. 4. 1796 Freihaustheater
  • Die zwölf schlafenden Jungfrauen. Ein Schauspiel mit Gesang (nach der Geschichte von Christian Heinrich Spieß bearbeitet, Musik: Matthäus Stegmayer), 4. 6. 1796 Freihaustheater – 2. Teil: Uriels Glöcklein bey Willibalds Abentheuern, 15. 6. 1796 Freihaustheater
  • Die travestierte Agnes Bernauerin. Lustspiel mit Arien und Chören. Travestie in deutschen Knittelversen (Musik: Ignaz Xaver von Seyfried ), 11. 11. 1797 Freihaustheater
  • Elise, Gräfin von Hilburg. Komische Oper (nach dem italienischen Stück "Belisa" von Alessandro Pepoli, frei bearbeitet; Musik von Peter von Winter), 30. 1. 1798 Freihaustheater
  • Amadis, der fahrende Ritter aus Gallien. Singspiel (nach Christoph Martin Wielands "Der neue Amadis" bearbeitet; Musik: Gottfried Stengel), 4. 11. 1798 Hamburg
  • Die Pfaueninsel. Komische Oper (Musik: Seyfried und Matthäus Stegmayer), 26. 3. 1799 Freihaustheater
  • Der travestirte Aeneas. Farce (Musik: Seyfried und Stegmayer), 13. 8. 1799 Freihaustheater
  • Aeneas in der Hölle (auch unter dem Titel: Die Reise des Aeneas in die Hölle). Farce. Zweyter Theil des travestirten Aeneas (Musik: Stegmayer), 5. 7. 1800 Freihaustheater
  • Rache für Recht. Schauspiel mit Gesang, 13. 12. 1800 Freihaustheater
  • Die heimliche Ehe. Komische Oper (nach dem italienischen Stück "Il Matrimonio segreto" von Giovanni Bertati, frei bearbeitet; Musik: Domenica Cimarosa), 10. 6. 1809 Kärntnertortheater

Quellen

Literatur

  • Tjeu van den Berk: Het werkelijke brein achter "Die Zauberflöte". Karl Ludwig Giesecke (1761–1833) Utrecht: KokBoekencentrum Uitgevers 2021
  • Gerd Ibler: Goethe und Karl Ludwig Giesecke, eine mineralogische Korrespondenz (in: Goethe-Jahrbuch 133) Göttingen: Wallstein 2017, S. 163–177
  • Gerd Ibler: Karl Ludwig Giesecke 1761–1833. Theaterdichter, Forschungsreisender und Mineraloge (in: Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft [...] 3 = Lebensbilder aus dem bayerischen Schwaben) Deiningen: Druckerei&Verl. Steinmeier 2014
  • Gerd Ibler: Zur Erinnerung an den frühen Forschungsreisenden und Mineralogen Karl Ludwig Giesecke (1761–1833) (in: Der Aufschluss 64/3) Heidelberg, Hannover: VFMG 2013, S. 169–191
  • Gerd Ibler: Karl Ludwig Giesecke (1761–1833). Ein Augsburger Theaterdichter, Forschungsreisender und Mineraloge (in: Geohistorische Blätter 21) Berlin: Verlag Geowissenschaften 2011, S. 67–90
  • Gerd Ibler: Karl Ludwig Giesecke (1761–1833). Das Leben und Wirken eines frühen europäischen Gelehrten. Protokoll eines merkwürdigen Lebensweges (in: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft 156) Wien: Eigenverlag 2010, S. 37–114
  • Rudolf Angermüller: Wenzel Müller und "sein" Leopoldstädter Theater. Mit besonderer Berücksichtigung der Tagebücher Wenzel Müllers. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 2009
  • Tadeusz Krzeszowiak: Freihaustheater in Wien 1787–1801. Wirkungsstätte von W. A. Mozart und E. Schikaneder. Sammlung der Dokumente. Wien u. a.: Böhlau 2009
  • Alfred Whittaker: Karl Ludwig Giesecke. His albums and his likely involvement in the writing of the libretto of Mozart's opera "The Magic Flute" (in: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft 155) Wien: Eigenverlag 2009, S. 130–114
  • Stefan Polke: Karl Ludwig Gieseckes Grönlandreise: 1806–1813 (in: Akten des X. Internationalen Germanistenkongresses Wien 2000 [...], herausgegeben von Peter Wiesinger) Bern: Lang 2002, S. 189–193
  • Alfred Whittaker: Karl Ludwig Giesecke: His Life, Performance and Achievements (in: Mitteilungen der Österreichischen Mineralogischen Gesellschaft 146) Wien: Eigenverlag 2001, S. 451–479
  • Martin Kirchmayer: Ist Karl Ludwig Giesecke, gebürtig aus Augsburg, Mitautor von Schickaneders Libretto zu Mozarts "Zauberflöte"? (in: Auslese) Berlin: Frieling, 2001, S. 197–204
  • Stefan Polke: Karl Ludwig Giesecke. Vom ersten Sklaven der Zauberflöte zum Entdecker Grönlands. Roskilde: CØNK 2000
  • Wolfgang Kunz: Ur-gestein. Karl Ludwig Giesecke. Schauspieler, Theaterdichter und Mineraloge (in: Ebbes Heft 1) Augsburg: Presse-, Druck- u. Verl.-GmbH 1996
  • Günter Hoppe: Karl Ludwig Giesecke (1761-1833) und Berlin (in: Der Aufschluss 42) Heidelberg, Hannover: VFMG 1991, S. 53–63
  • Günter Hoppe: Karl Ludwig Giesecke. Ein preußischer Bergrat (?) auf Grönland 1806–1813 (in: Fundgrube: Zeitschrift für Geologie, Mineralogie, Paläontologie und Bergbaugeschichte 26/3) Berlin: Meteor 1990, S. 109–114
  • Otto Erich Deutsch: Der rätselhafte Gieseke (in: Die Musikforschung 5.Jahrgang, Heft 2/3) Kassel: Bärenreiter 1952, S. 152–160
  • Eduard Castle: Aus Goethes mineralogischer Korrespondenz. Karl Ludwig Metzler von Giesecke, der angebliche Dichter der "Zauberflöte" (in: Chronik des Wiener Goethe-Vereins 48-50) Wien: Österreichischer Bundesverlag 1946, S. 81–90
  • Wolfgang Gerhold: Karl Ludwig Giesecke. Sein Leben und Wirken (Dissertation) Wien 1938
  • Emil Karl Blümml: Karl Ludwig Gieseke als Gelegenheitsdichter (in: Mozarteums-Mitteilungen 2, Heft 4) Salzburg 1920, S. 112–121
  • Johann Evangelist Engl: Karl Ludwig Giesecke. Der Dichter der Mozartschen Oper "Die Zauberflöte" (in: Jahresbericht. Internationale Stiftung Mozarteum in Salzburg 33) Salzburg 1914, S. 27–29
  • Friedrich Ratzel: Zur Biographie des Augsburger Grönlandforschers Johann Georg Karl (oder Karl Ludwig) Metzler-Giesecke (in: Jahresbericht der Geographischen Gesellschaft in München für 1877–1879) München: Akademische Buchdruckerei von F. Straub 1880, S. 157–166 (mit einem Verzeichnis seiner wissenschaftlichen Arbeiten)


Carl Ludwig von Giesecke im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks