Carl Pruscha

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Pruscha, Carl
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel Mag. Dr.
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  36015
GNDGemeindsame Normdatei 119488345
Wikidata Q1040120
GeburtsdatumDatum der Geburt 10. Juni 1936
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Architekt
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
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  • Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 29. Juni 1998)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 5. Dezember 2006, Übernahme: 26. Mai 2008)
  • Ehrensenator der Universität der Bildenden Künste Wien (Verleihung: 6. Februar 2006)
  • Preis der Stadt Wien für Architektur (Übernahme: 15. November 2010)
  • Österreichischer Bauherrenpreis (Verleihung: 1997)
  • ZV Bauherrenpreis (Verleihung: 2005)


Carl Pruscha, * 10. Juni 1936 Innsbruck, Architekt.

Biografie

Carl Pruscha studierte ab 1955 an der Wiener Akademie der bildenden Künste Architektur bei Lois Welzenbacher und diplomierte 1959 bei Roland Rainer. 1962 ging er in die USA, um an der Graduate School of Design der Harvard University bei José Luis Sert und Fumihiko Maki Städtebau zu studieren.

In der Folge arbeitete er in den USA bei Paul Lester Wiener und Wallace Harrison an einer Stadtplanungsstudie für Downtown Manhattan und ging später als Experte für Raum- und Stadtplanung nach Nepal. Dort entwarf unter anderem Raumplanungskonzepte für die nepalesische Hauptstadt Katmandu, zum Schutz der Umwelt und der Kulturgüter des Kathmandu-Tales und für den Ort Lumbini, eine der vermuteten Geburtsstätten Buddhas. Einige Bauten im Kathmandu-Tal wurden 1981 im Rahmen einer Ausstellung in der Wiener Akademie der bildenden Künste sowie in einem Buchband der "Wiener Akademie-Reihe" vorgestellt.

Nach seiner Rückkehr nach Österreich 1973 war Carl Pruscha als selbständiger Ziviltechniker tätig, verfasste auf der Basis seiner praktischen Erfahrungen eine Dissertation über angewandte Raumplanung am Beispiel eines Entwicklungslandes und wurde damit im Jahr 1975 an der Technischen Universität Graz zum Dr. techn. promoviert. Sein Hauptinteresse galt in diesen Jahren auch der Sanierung und Revitalisierung alter Kulturbauten. Er beschäftigte sich in einer umfassenden Studie mit der Revitalisierung des Schlosses Neugebäude in Wien-Simmering, dem ersten Pracht-Renaissancebau nördlich der Alpen, und legte auch die Pläne für die Revitalisierung des "Narrenturms" vor.

Auf der Suche nach einem geeigneten Grundstück für sein eigenes Wohnhaus fand er einen barocken Getreidespeicher in Gattendorf im Burgenland, in den er nach umfangreichen Adaptionen einziehen konnte. 1986 bis 1988 baute er das ehemalige Piaristenkolleg zum Kunsthaus Horn um, anlässlich der niederösterreichischen Landesausstellung 2009 erfolgte ein weiterer Umbau.

Im Jahr 1976 wurde Pruscha zum ordentlichen Hochschulprofessor und Vorstand des neu geschaffenen Institutes für Planungsgrundlagen und Gebäudeforschung an der Akademie der bildenden Künste Wien bestellt. Von 1988 bis 2002 war er Rektor der Akademie. Pruscha betrieb während dieser Zeit auch ein kleines Architekturbüro in Wien. Unter seiner Leitung wurde die Lehre neu strukturiert und das Angebot der Akademie erweitert. Verschiedene räumliche Erweiterungsprojekte für die Akademie wurden realisiert, wie beispielsweise die Errichtung des Akademiehofes in der Makartgasse.

Ein wichtiges Projekt aus dieser Zeit, das Pruscha mit seinem Team (insbesondere Mathias Mullitzer) realisierte, war der Umbau des sogenannten Semperdepots in ein Atelierhaus für die Akademie der bildenden Künste. Das historistische "k.k. Hoftheater-Kulissendepot" war 1874 bis 1877 nach Plänen von Gottfried Semper und Carl von Hasenauer errichtet worden und ist ein exemplarisches Beispiel für eine Revitalisierung in Wien mit einer äußerst gelungenen Verbindung von alter und neuer Substanz.

Pruscha beteiligte sich auch an Wohnbauprojekten wie zum Beispiel der Siedlung Biberhaufenweg – diese wurde als Pilotprojekt bezeichnet, weil sie am Beginn der 1980er Jahre einen Aufbruch im Wiener sozialen Wohnungsbau signalisierte. Die Idee war, hier den großen Stadterweiterungsprojekten eine zunehmend kleinteilige, individuelle Architektur entgegenzusetzen. Gemeinsam mit Franz Wafler, Otto Häuselmayer, Wilfried Wafler (Wafler Architekten) und Heinz Tesar entwickelte er typologische Grundmuster des "Platzes" (Tesar), der "Gasse" (Häuselmayer) und des "Angers" (Pruscha).

1988 bis 1991 entstand die von Pruscha und seinem Team Habitat (Franz Loranzi, Julia Nuler, Andreas Pfusterer, Damijan Minowsk) entworfene Wohnsiedlung Traviatagasse in Wien 23. Dabei handelt es sich um ein kompaktes Siedlungskonzept mit sogenannten "Hofhäuser", die auf geringstem Raum in die Höhe wachsen. Pruscher & Team entwickelten jeweils neun Wohneinheiten mit Innenhöfen von fünf mal fünf Metern in vier Blöcken. Die untersten Ebenen wurden als Kellergeschoß deklariert (und darum in der Nutzflächensumme für die Wohnbauförderung nicht mitgezählt). Der neutrale, nicht weiter definierte Raum befindet sich unten, die Schlafebene in der Mitte und das Wohnen im engen Sinn – in Verbindung mit einer Terrasse – findet ganz oben statt.

2001 bis 2005 wechselte Pruscha innerhalb der Akademie der bildenden Künste auf den Lehrstuhl für Entwurf und Habitat, Environment & Conservation.

Nach Beendigung seiner Tätigkeit als Rektor im Jahr 2002 nahm er die Einladung des Getty Instituts in Los Angeles an und verfasste kritische Analysen der architektonischen Entwicklungen in Ländern des Globalen Südens in der Auseinandersetzung mit der ihnen eigenen, authentischen Architekturformen. Pruscha ließ seine früheren Erfahrungen aus Nepal einfließen und publizierte seine Gedanken in "Himalayan Vernacular" (2004): "Es ist faszinierend, heute noch Bauten und Siedlungsformen zu begegnen, deren Ursprünge an den Beginn menschlichen Behausungsschaffens zurückführen und welche in ihrer unglaublich reichen Vielfalt auf die Fähigkeit des Menschen zur Interaktion mit der Umwelt – der Topographie und dem Klima – verweisen, auf die Begabung, sich soziale Normen und Rahmenbedingungen für seine Bautätigkeiten zu schaffen".

Ab Jänner 2005 realisierte Pruscha einen Schulneubau für die Organisation "One World Foundation" in Sri Lanka. Das nach dem Tsunami zerstörte Gebäude konnte aufgrund baubehördlicher Bestimmungen nicht an derselben Stelle aufgebaut werden. Mit Hilfe vieler Sponsoren, unter anderem der Stadt Wien, wurde ein neues Grundstück in Ahungalla angekauft. Pruscha entwickelte ein Gesamtkonzept für die Vorschul-, Englisch- und Computerklassen, die Schneiderei, die Musikklasse und die neu hinzukommenden Grundschulklassen. Der Bungalow-Entwurf mit einer aufgeständerten Stahlkonstruktion und dem Innenausbau aus Holz ist der Versuch, der Lage an der tropischen Küste Rechnung zu tragen. 2010 wurde dieser Entwurf bei der Architekturbiennale in Venedig ausgestellt.

Carl Pruscha war Vorsitzender des Beirates Kunst und Bau im Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Forschung. Er ist gefragtes Jurymitglied bei Kunst- und Architekturwettbewerben. Für sein architektonisches Schaffen wurde Pruscha am 29. Juni 1998 das Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst verliehen. 2008 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, 2010 den Preis der Stadt Wien für Architektur. Seine Projekte von 1955 bis zur Gegenwart sind mittels Modellfotografien, Plänen, Randerings und Skizzen auf seiner Website visualisiert.

Literatur

  • Website von Carl Pruscha [Stand 24.07.2020]
  • Arno Ritter / Eva Schlegel / Lars Müller [Hg.]: Carl Pruscha. Ein ungewöhnlicher Architekt. Zürich: Lars Müller Publishers 2020
  • Klaus-Jürgen Bauer: Mein Haus in Lajtakatta – Carl Pruscha Architect. Architektur Raumburgenland 2017
  • Carl Pruscha: Himalayan Vernacular. Wien: Schleebrügge 2004
  • Anja Weiberg [Red.]: Die Akademie in der Zeitenwende. Wien: Akademie der bildenden Künste 2002
  • Carl Pruscha [Hg.]: Das Semper-Depot: die Adaptierung des Semper'schen Kulissendepots in Wien zum Atelierhaus der Akademie der bildenden Künste. München: Prestel-Verlag 1997
  • Carl Pruscha: Bauen im Kathmandu Tal. Katalog zur Ausstellung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Wien: Akademie der bildenden Künste 1981 (Wiener Akademiereihe, 9)


Carl Pruscha im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,119488345 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].

Weblinks