Donau Versicherung AG
Die Donau Versicherung AG ist durch ihr 1824 gegründetes Vorgängerinstitut eine der ältesten österreichischen Versicherungen und seit 1971 Teil der Vienna Insurance Group. Sie ist die einzige österreichische Versicherung, die ihren Gründungsnamen noch heute trägt.
Geschichte bis 1938
Die Donau Versicherung ging aus der am 9. März 1824 gegründeten „[[Erste österreichische Brandversicherungs-Gesellschaft in Wien | Ersten österreichischen Brandversicherungs-Gesellschaft]]“ hervor. Diese geriet 1867 in wirtschaftliche Schwierigkeiten und führte ihre Geschäftstätigkeit ab 1. September dieses Jahres unter dem neuen Namen „Donau“ weiter. Sie führte ihre Tätigkeit mit einer Kapitalerhöhung und teilweise neuen Aktionären, unter anderem der „Magdeburger Hagelversicherungsgesellschaft“ als Rückversicherer weiter. Die Magdeburger hatte in der Folge auch großen Einfluss auf die Reorganisation und die Erfolge der Donau. Deren Tätigkeitsbereich erstreckte sich neben der Feuerversicherung auch auf die Transport-, Hagel- und Lebensversicherung. Bis 1914 kamen noch die Glas-, die Einbruch-Diebstahl- sowie die Auto- und Haftpflicht-Versicherung dazu.[1] Die Donau blieb vom Börsenkrach im Jahr 1873 weitgehend verschont und bezog 1874 ihr kurz zuvor umgebautes Geschäftshaus auf dem 1, Schottenring 13 / Wipplingerstraße 36, wo sie noch immer tätig ist.
Das Unternehmen litt im Ersten Weltkrieg wie alle Versicherungen an der Kündigung der internationalen Rückversicherungsvereinbarungen und dem späteren Vermögensverlust durch den Kauf der Kriegsanleihen, die rund 75 % des Aktivbestandes der Bilanz umfassten. Die Donau durfte nach 1919 nicht mehr in den ehemaligen Kronländern tätig sein, womit sie drei Viertel ihres Geschäftes verlor. Nur in den vor 1918 österreichischen Gebieten Italiens sowie durch die Gründung von Tochtergesellschaften in der Tschechoslowakei und kurzfristig durch Repräsentanzen in Agram/Zagreb und Budapest konnte sie außerhalb Österreichs Neugeschäfte tätigen. Allerdings konnte sie in den 1930er Jahren im damaligen Konstantinopel sowie in Saloniki, Kairo und Palästina Fuß fassen.[2] Der Konkurrenzkampf der österreichischen Gesellschaften in der Ersten Republik war groß, weil seit 1921 die wirtschaftlich gefährdeten Lebensversicherungsgesellschaften auch Sachversicherungen verkaufen durften. Besonders die Einführung der Kfz-Haftpflichtversicherung führte zu einem heftigen „Konkurrenzkampf der Versicherungsgesellschaften (der von) Preisunterbietungen, aber auch von Betrug und Täuschungen begleitet wurde“.[3] Die Donau war nach den zwei Phönix-Gesellschaften die größte Versicherung Österreichs in der Ersten Republik und war deshalb auch stark in deren Sanierungsmaßnahmen nach der Liquidation der Phönix-Leben 1936 eingebunden.
Geschichte zwischen 1938 und 1945
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich musste die Donau das mühsam aufgebaute Geschäft im Ausland aufgeben und konnte es auch nach 1945 durch die politischen Umstürze in den Nachbarländern nicht mehr aufnehmen. Sie wurde 1938 mit einer deutschen Versicherung zur „Donau-Concordia“ zusammengeschlossen und blieb weiterhin eng mit der Magdeburger Feuergesellschaft verbunden. Die Anteile der Schweizerischen Rückversicherung, die seit 1881 bestanden, mussten an die Bayerische Rückversicherung verkauft werden.
Geschichte nach 1945
Der Anteil der beiden deutschen Gesellschaften betrug 1945 70%, womit die Donau, die wieder ihren alten Namen zurückerhielt, als „Deutsches Eigentum“ betrachtet und unter Staatsverwaltung gestellt wurde. Somit fiel auch der Anteil der Magdeburger Gesellschaft an den Staat, die Schweizer Rückversicherung bekam hingegen ihren Anteil wieder zurück. Die Neuaufnahme des Geschäftes gestaltete sich nach 1945 sehr schwierig und eine Bilanzierung war erst nach dem Versicherungswiederaufbaugesetz 1955 möglich. Als die Staatsverwaltung über die „Donau“ 1958 beendet wurde, kam zu schwierigen Verhandlungen um die Überführung des Anteils der Republik an eine private Gesellschaft. Die „Donau“ lehnte 1958 ein Anbot der Wiener Städtischen für eine Fusion ab und verkaufte mit Zustimmung der Bundesregierung die Aktienmehrheit an eine französischen Gesellschaft, die sie an die Zürich Kosmos weitergab. Die Schweizer Gesellschaft bemühte sich in der Folge um den Neuaufbau des Geschäftes. Nach einem langwierigen Prozessverfahren musste 1971 die Aktienmehrheit an die Wiener Städtische Versicherung abgegeben werden. Diese hatte gegen den Entscheid des Jahres 1958 erfolgreich Einspruch erhoben und vor Gericht recht bekommen.[4]
Die Wiener Städtische ließ die „Donau“ unter ihrem alten Namen weiterarbeiten, was ein erster Ansatz der Mehrmarkenstrategie der späteren Vienna Insurance Group war. 1977 wurde der Anglo-Danubian Lloyd, eine hundertprozentige Tochter der Städtischen, mit der Donau fusioniert. Damit stieg der Anteil der Städtischen an der Donau auf 75 Prozent. Die Donau Versicherung ist nach dem Erwerb des Aktienanteils der Schweizer Rückversicherung durch die damalige Girozentrale und Bank der österreichischen Sparkassen im Jahr 1990 wieder zu 100 Prozent in österreichischem Besitz. Im Jahr 2000 erfolgte die Fusion mit der Sun Alliance Versicherung AG, einer Tochtergesellschaft der britischen Royal & Sun Alliance. Die Donau gehört seit 2000 wieder zu den fünf größten Versicherungen Österreichs.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/6: Ges 6/158: K.K. priv. oesterreichische Versicherungs-Gesellschaft "Donau"
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/35: Ges 35/128: K.k. priv. oesterreichische Versicherungs Gesellschaft "Donau"; K.k. priv. Oesterreichisch Versicherungs-Gesellschaft "Donau"
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/51: Ges 51/136: K.k. priv. Oesterreich. Versicherungs-Gesellschaft "Donau"
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B75/63: Ges 63/119: K.k. priv. Oesterreich. Versicherungsgesellschaft "Donau"; C.k. priv. rakouská pojistovaci spolecnost "Dunaj"; J.r. priv. Societá Austriaca di assicurazioni "Danubio"; C.k. uprzyw austryachie Towarzystwo Ubezpieczen "Dunaj"; C.kr. priv. avstr. Zavarovalna druzba "Dunav"; Oesterreich. Versicherungs-Gesellschaft "Donau"; Donau, Allgemeine Versicherungs-Aktiengesellschaft
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B77/19: B 19/182: "Donau" Allgemeine Versicherungs-Aktien-Gesellschaft; Donau, Allgemeine Versicherungs-Aktien-Gesellschaft
Literatur
- Peter Eigner, Andrea Helige (Hrsg.): Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20.Jahrhundert – 175 Jahre Wiener Städtische. Wien: Brandstätter Verlag 1999
- Peter Ulrich Lehner: Das Versicherungswesen in der Zweiten Republik und Der Konzern der Wiener Städtischen – Ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 840-842, 1083-1084
- Max Leimdörfer: 100 Jahre Donau-Versicherung 1867 – 1967, Wien: Eigenverlag 1967
Links:
Einzelnachweise:
- ↑ Max Leimdörfer: 100 Jahre Donau-Versicherung 1867 – 1967, Wien: Eigenverlag 1967, S. 24-29.
- ↑ Max Leimdörfer: 100 Jahre Donau-Versicherung 1867 – 1967, Wien: Eigenverlag 1967, S. 117, 130.
- ↑ Peter Eigner, Andrea Helige (Hrsg.): Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20.Jahrhundert – 175 Jahre Wiener Städtische. Wien: Brandstätter Verlag 1999, S. 124.
- ↑ Peter Ulrich Lehner: Das Versicherungswesen in der Zweiten Republik und Der Konzern der Wiener Städtischen – Ein Wegbereiter des österreichischen Versicherungswesens. In: Wolfgang Rohrbach: Versicherungsgeschichte Österreichs, Band III: Das Zeitalter des modernen Versicherungswesens. Wien: A. Holzhausens Nfg. 1988, S. 841-842.