Dorothea Zeemann

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Zeemann, Dorothea
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Holzinger, Dorothea; Holzinger, Dora
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  7443
GNDGemeindsame Normdatei 118636332
Wikidata Q113882
GeburtsdatumDatum der Geburt 20. April 1909
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 11. Dezember 1993
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Krankenschwester, Schriftstellerin, Hörspielautorin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Österreichisches Literaturarchiv, Wienbibliothek im Rathaus
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki 
RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 14.11.2024 durch WIEN1.lanm09lue
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 30 B, Reihe 14, Nr. 16
  • 13., Wolkersbergenstraße 1 (Sterbeadresse)
  • 14., Hadikgasse 112/1 (Wohnadresse)
  • 3., Lorbeergasse 15 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Dorothea Zeemann, * 20. April 1909 Wien, † 11. Dezember 1993 Wien, Schriftstellerin, Hörspielautorin.

Biografie

Dorothea Zeemann wuchs in bescheidenen Verhältnissen im 3. Wiener Gemeindebezirk auf. Mutter und Großmutter waren emanzipierte Frauen und überzeugte Sozialistinnen. Nach der Mittelschule absolvierte Zeemann eine Pflegeausbildung an der psychiatrischen Abteilung des AKH Wien.

Von 1929 bis zu dessen Tod 1949 war sie mit dem zwölf Jahre älteren Maler Rudolf Holzinger verheiratet, den sie mit 15 kennengelernt hatte. Holzinger führte sie in einen Künstler- und Intellektuellenfreundeskreis ein, der vor allem bei Eugenie Schwarzwald zusammenkam. Der von Schwarzwald geförderte Philosoph Walther Schneider, der ihr enger Freund wurde, stellte Zeemann Egon Friedell vor. Durch diesen als Schriftstellerin ermutigt, begann sie einen Roman über Goethes Schwiegertochter. "Ottilie. Ein Schicksal um Goethe" konnte aber erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs erscheinen. Bereits 1941 veröffentlichte sie unter dem Namen Dora Holzinger ihr erstes Buch, die wenig beachtete Jugenderzählung "Signal aus den Bergen".

Nach dem Tod ihres Ehemannes 1949 verdiente Zeemann mit Rezensionen, Theaterkritiken und Kurzgeschichten für Presse und Rundfunk ihr Geld. Bekanntheit als Schriftstellerin erlangte sie, als 1959 ihr "Rapportbuch" erschien, das vor dem "Anschluss" in einer Wiener Nervenklinik spielt.

1955 lernte sie Heimito von Doderer kennen, mit dem sie eine mehrere Jahre andauernde Beziehung einging – "offenen Auges bei vollem Bewußtsein in den falschen verliebt"[1], wie Zeemann im zweiten Band ihrer Autobiografie, "Jungfrau und Reptil. Leben zwischen 1945 und 1972" (1982), formulierte. Das Buch gibt überaus intime Einblicke in das Verhältnis. Die Empörung, die es wegen seiner Indiskretheit insbesondere bei Doderer-Verehrern auslöste, beeinflusste die Zeemann-Rezeption stark und trug maßgeblich zu ihrer Bekanntheit bei.

Der erste Erinnerungsband, "Einübung in Katastrophen. Leben zwischen 1913 und 1945", war 1979 erschienen, 20 Jahre nach dem "Rapportbuch". Darauf folgten in kürzeren Abständen ein Erzählband ("Eine unsympathische Frau", 1983) und mehrere Romane ("Das heimliche Fest", 1983; "Eine Liebhaberin", 1989; "Reise mit Ernst", 1991).

Indiskret und schonungslos sich selbst und anderen gegenüber befasste sich Zeemann in ihren Texten mit tabuisierten Themen wie weiblicher Sexualität besonders auch im Alter. Laut Anna Baar, die 2023 die erste umfassendere Lebensbeschreibung über Zeemann vorlegte, wurde "[d]ie Überwindung der Scham […] zur Essenz der Geschichten der Dorothea Zeemann".[2]

Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Zeemann 1965 bis 1978 Leiterin des Vortragsdienstes der Österreichischen Volkshochschulen und 1970 bis 1972 Generalsekretärin des Österreichischen PEN-Clubs. Mit letzterer Funktion kollidierten ihr politisches Engagement und ihr Einsatz für die Mitglieder der Wiener Gruppe. Zeemann umgab sich besonders in späteren Jahren gern mit von ihr bewunderten jungen Künstlern und Intellektuellen. 1973 wurde Franz Schuh zu Zeemanns Privatlektor und Protegé, der durch sie im Literaturbetrieb Fuß fassen konnte.

In den letzten Lebensmonaten war Dorothea Zeemann mit dem Elektrotechniker Slaheddine Samaali verheiratet. 1993 starb sie 84-jährig in Wien. Günter Kaindlstorfer widmete der "Grand Old Lady der heimischen Dichterzunft" einen Radionachruf. Anlässlich des 80. Geburtstags war (ebenfalls auf Ö1) als "Hörbild zur Literatur" ein "Porträt der Dichterin" ausgestrahlt worden. Beide Sendungen sind in der Österreichischen Mediathek nachzuhören. Das Filmportrait "Das heimliche Fest" von Susanne Freund erschien 1992. Wendelin Schmidt-Dengler bezeichnete Zeemann in seinem Nachruf als "Autorin von Rang […], dessen Besonderheit es noch zu beschreiben gilt"[3]

Aus Zeemanns Nachlass wurden 2010 der Kriminalroman "Uriel", 2023 die Stücke "Auf einem Bein" und "Erbe" (Uraufführung 2024, Theater Nestroyhof Hamakom) veröffentlicht.[4]

Der in der Wienbibliothek im Rathaus verwahrte und 204 Inventarnummern umfassende "Teilnachlass Dorothea Zeemann" enthält Korrespondenzstücke und Werke von Heimito von Doderer.

Publikationen

  • Signal aus den Bergen. Erzählung. Dresden: Flechsing 1941
  • Ottilie. Ein Schicksal um Goethe. Roman. Salzburg: Pallas 1949
  • Das Rapportbuch. Roman. München: Biederstein 1959
  • Einübung in Katastrophen. Leben zwischen 1913 und 1945. Autobiografie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1979
  • Jungfrau und Reptil. Leben zwischen 1945 und 1972. Autobiografie. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1982
  • Eine unsympathische Frau. Erzählungen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1983
  • Das heimliche Fest. Roman. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1986
  • Eine Liebhaberin. Roman. Frankfurt am Main: Eichborn 1989
  • Reise mit Ernst. Roman. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1991
  • Uriel. Kriminalroman. Wien: Verlag Der Apfel 2010
  • Auf einem Bein. Wien: Thomas Sessler Verlag 2023
  • Erbe. Wien: Thomas Sessler Verlag 2023

Quellen

Literatur


Dorothea Zeemann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks

Referenzen

  1. Dorothea Zeemann: Jungfrau und Reptil. Leben zwischen 1945 und 1972. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1982, S. 56
  2. Anna Baar: Über Dorothea Zeemann. Wien / Berlin: mandelbaum verlag 2023, S. 35
  3. Wendelin Schmidt-Dengler: Neugierig auf Neugierde. In: Falter 51/52, 1993, o. S.
  4. Dorothea Zeemann im Thomas Sessler Verlag [Stand: 06.11.2024]