Ernest Dichter
Ern(e)st Dichter, * 14. August 1907 Wien, † 22. November 1991 Peekskill, New York, Vereinigte Staaten, Psychologe, Marktforscher, politischer Berater, Autor.
Biografie
Ausbildung und beruflicher Werdegang
Ernest Dichter war der älteste von drei Söhnen einer jüdischen Familie. Nach seinem Studium in Wien und Paris dissertierte Ernest Dichter 1934 in Wien bei Karl Bühler. Auf einem Meldezettel 1935 wurde er als Fachpsychologe angeführt. 1937 übersiedelte er nach Paris und 1938 in die Vereinigten Staaten. Bis zu seiner Emigration nach Amerika arbeitete er unter anderem an der Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle mit Paul Lazarsfeld zusammen. In New York begründete er 1946 das Institute of Motivational Research, das in vielen Ländern Filialen eröffnete.
Dichter, der als Begründer der Motivforschung und Pionier der Marktpsychologie anzusehen ist, veröffentlichte eine Reihe von einschlägigen Standardwerken, darunter "Strategie im Reich der Wünsche" (1960), "Handbook of Consumer Motivations" (1964), "Why not" (1973), "The Naked Manager" (1974), "Motivforschung. Mein Leben" (1977) und "Neues Denken bringt neue Märkte" (1991). Einer breiteren Öffentlichkeit wurde Dichter durch die Veröffentlichung von Vance Packards Werk "The Hidden Persuaders" (1956) bekannt. Dieses befasste sich mit der Ethik der Motivforschung und Werbeindustrie. Die Werbetechniken wurden in der Öffentlichkeit daraufhin kontrovers diskutiert und kritisiert.
Politische Beratertätigkeit
Im Zuge seiner Arbeit am Institute of Motivational Research war Dichter auch politisch beratend aktiv. Von 1949 bis 1979 verfasste er 33 politische Texte, die sich mit dem Thema der politischen Kommunikation, insbesondere der Inszenierung der Kandidaten und der Kampagne beschäftigen. Die Dokumente werden im Ernest Dichter-Archiv in Wien am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien aufbewahrt und sind frei einsehbar.
Der 1967 in der Magistratsdirektion geschaffene Presse- und Informationsdienst der Stadt Wien griff bei seiner Öffentlichkeitsarbeit Ende der 1960er Jahre auf Erkenntnisse Dichters zurück. Dazu war Helmut Krebs mit Dichter in Kontakt.
Weitere Nachweise
Zwei erhaltene Meldezettel Dichters geben Boryslaw in Polen als Ort der Zuständigkeit Dichters an. Dichters Vater stammte aus dem altösterreichischen Galizien. Der Ort befand sich südlich von Lemberg. Dichters Sterbeort wird öfter (ohne weitere Angaben) als Peaksville angeführt, wobei es in den Vereinigten Staaten mehrere Orte dieses Namens gibt.
Quellen
Literatur
- Ernst Bruckmüller [Hg.]: Personenlexikon Österreich. Wien: Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon 2001
- Brockhaus Enzyklopädie 4 (1968)
- Thomas Cudlik: Ernest Dichter, Depth Boy. Motivation als Imperativ der Informationsgesellschaft. Eine Systematisierung von Theorie und Praxis des "Vaters der Motivforschung" mit einer Einschätzung seiner aktuellen Praxisrelevanz. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1999