Warenhaus Dichter

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Warenhaus Dichter, um 1935
Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1890
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 1938
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Philipp Diamandstein
Prominente Bewohner Walter Arlen, Ernest Dichter
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  50326
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
BildnameName des Bildes Warenhaus Dichter.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Warenhaus Dichter, um 1935
  • 16., Brunnengasse 40

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Werbeplakat, 1950
Inserat des Ariseurs Edmund Topolansky, 1940

Das Warenhaus wurde 1890 von Leopold Dichter in der Brunnengasse 40 in Ottakring gegründet. Der bekannte Komponist und Musikkritiker Walter Arlen, geboren 1920, verbrachte als Enkel des Firmengründers seine Kindheit im Warenhaus. Mit seinem breiten Sortiment für den täglichen Bedarf zog das Warenhaus Stamm- und Laufkundschaft vom nahen Brunnenmarkt an, auf Plakaten warb es mit dem Slogan „Das größte Warenhaus der äußeren Bezirke Wiens“. Leopold Dichter überlegte sich stets innovative Methoden der Inszenierung. 1923 ließ er im Warenhaus Lautsprecher installieren, über die das ganze Haus mit Schlagermusik beschallt wurde. Zahlreiche Schaufenster und eine Passage zogen die Passantinnen und Passanten an.

Bereits am Tag nach dem sogenannten „Anschluss“ 1938 wendeten sich die meisten MitarbeiterInnen gegen die jüdische Familie Dichter und das Warenhaus wurde durch Edmund Topolansky „arisiert“. Topolansky, der Bereits dem Dollfuß-Schuschnigg-Regime als Bankier gedient hatte, nutzte das so gewonnene Vermögen, um sein angeschlagenes Bankhaus zu sanieren.

Walters Vater wurde nach Dachau und später nach Buchenwald deportiert. Walter Arlen konnte im März 1939 nach New York fliehen, seine Familie, gemeinsam mit dem inzwischen freigekommenen Vater, schaffte etwas später die Flucht nach London. Die Familie Dichter erhielt nie eine Entschädigung.

Nach dem Krieg wurde über das Kaufhaus ein Rückstellungsverfahren eröffnet, die begünstigte Partei war jedoch nicht die Eigentümerfamilie Dichter, sondern Oskar Seidenglanz, der seinerseits Ariseur des Kaufhauses von Osias Schaja Sass in der Brigittenau war. Als dieses den Eigentümern rückgestellt wurde, erwarb Seidenglanz das ehemalige Kaufhaus Dichter. Unter seinem Namenskürzel "Osei" wurde das Kaufhaus bis 2004 weitergeführt.

Ein künstlerisches Projekt erinnerte 2005 Ottakring an das einst so populäre Warenhaus und die Familie Dichter: Die „Sammlung Dichter“ unter der künstlerischen Leitung von Eva Brunner-Szabo, Richard Schütz und Roland Schütz/Masc Foundation nutzte das Gebäude des ehemaligen Warenhauses Dichter vor seinem Abriss als Ausstellungsort, der dezidiert auf die Geschichte der Familie Dichter Bezug nahm. Zudem werden seit 2008 drei Litfaßsäulen am Yppenplatz als „Säulen der Erinnerung“ regelmäßig von Künstlerinnen und Künstlern gestaltet.

Nach dem Abriss des Hauses wurde 2008 auf dem Areal eine Wohnhausanlage errichtet, die zur Erinnerung an die ursprünglichen Eigentümer Dichterhof benannt wurde.

Siehe auch Gedenktafel Warenhaus Dichter

Quelle


Literatur

  • Astrid Peterle: Wien im Kaufrausch! Die Blüte der Wiener Kaufhäuser und k.u.k. Hoflieferanten. In: Kauft bei Juden. Geschichte einer Wiener Geschäftskultur. Hg. von Astrid Peterle. Wien: Amalthea 2017, S. 66-93
  • Marta Marková: Auf Knopfdruck. Vienna postwar flair. Wien: LIT 2018, S. 283 ff.

Weblinks