Erwin W. Spahn
Erwin W. Spahn (eigentlich Grünspan), * 15. Oktober 1898 Wien, † 3. Juni 1941 Konzentrationslager Dachau, Textdichter.
Biografie
Erwin W. Spahn, geboren als Erwin Grünspan, war der Sohn des Apothekers Severin Heinrich Grünspann (sic!) (1869–1937) und seiner Ehefrau Helene Grünspan, geborene Kary (* 1873). Seine Eltern hatten am 30. Juni 1895 im Wiener Stadttempel geheiratet. 1907 ließen sie sich scheiden und Erwin W. Spahn dürfte bei seiner Mutter geblieben sein, die zu ihrer Mutter Therese Kary (1844–1926) zog. Am 6. Oktober 1908 heiratete die Mutter den Industriellen Robert Fanto, jedoch nahm sie sich am 16. Jänner 1909 das Leben.
Welche Schule Erwin W. Spahn in Wien anfangs besuchte, ist unbekannt. Ab dem Schuljahr 1912/1913 war er im Gymnasium in Horn, das er im Frühjahr 1917 mit der sogenannten Notmatura während eines Urlaubs vom Militärdienst abschloss. Aufgrund eines gesundheitlichen Gebrechens wurde er jedoch schon bald als für den Militärdienst ungeeignet eingestuft. Er studierte (ohne Abschluss) ab dem Sommersemester 1917 Medizin an der Universität Wien, ab dem Wintersemester 1920/1921 belegte er auch Vorlesungen aus Urheberrecht, Geschichte Ägyptens, indische Kunst und Chinesisch. Unter seinem Künstlernamen Spahn entstanden seine ersten Texte zu Schlagern und Wienerliedern. 1921 begann eine intensive Zusammenarbeit mit Ernst Arnold (etwa "Der Wein, nur der Wein!", " Auf der Türkenschanze ist es Mai…!"). Weitere Texte schrieb er für und zusammen mit Hermann Leopoldi, unter anderem "Das große Wunder, das man 'Liebe' nennt", "Das Töchterlein vom Herrn Pedell" und in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Willy Engel-Berger "Ich kauf mir ein Auto" und "Du hast so blaue Augen, wie die blaue Adria". 1923 schuf Spahn für Edmund Eysler fünf Texte: "Das ist die Gretel aus Fünfhaus", "In ihren Armen hab' ich an Dich gedacht", "In Neustift am Wald", "Nur zu bald wird man alt" und "Wann i nur mei' Weinderl hab'".
1923 bekam Spahn Probleme mit der Justiz, da er als angeblicher Geschäftsführer eines Londoner Verlags ein Preisausschreiben veranstaltete und vermeintlichen Preisträgern Geld entlockte. Ob er strafrechtlich belangt wurde und eine Gefängnisstrafe verbüßen musste, ist nicht bekannt. In den nächsten Jahren dürfte Spahn weniger getextet haben, weiterhin bestand die Zusammenarbeit mit Ernst Arnold und Heinrich Strecker. Spätestens 1926 gründete er seinen eigenen Verlag, die Edition Wiener Schlagerwerke (EWS). Obgleich zwei Drittel der Schlager auch auf Radio Wien (RAVAG) gespielt wurden, blieb der große Erfolg aus.
Für Arnold schrieb er den Text zu dessen Operette "Das Doktorat der Liebe" (1929), die aber nicht aufgeführt wurde. Weitere Liedtexte schrieb er für die Schwankoperette "Aber Otty" (Text: Julius Horst, Musik: Egon Baderle), die am 10. März 1929 an der Kleinen Bühne in Prag uraufgeführt wurde. Ab 1929 arbeitete Spahn intensiv mit Willy Engel-Berger zusammen, für den er auch Gesangstexte zu dessen zwei Revuen schrieb: "Achtung, Kurve" (ab 1.9.1929) und "Spiel mit mir" (ab 5.11.1929), aufgeführt in der Femina. Auch dürften von Spahn die Gesangstexte für die Operette "Die Frau, für die man schwärmt" (Musik: Camillo Faust, Text: Julius Horst) sein, die im Oktober 1931 am Stadttheater Troppau (Opava/Tschechien) zur Uraufführung kam.
Spahns Lieder wurden jetzt vermehrt im Verlag Doblinger gedruckt, für den er ab 1930 auch ausländische Schlager übersetzte. 1935/1936 war Spahn am Radio als Liedtexter an zwei Hörspielen und als Bearbeiter und Übersetzer an einem Radiosketch beteiligt. Am 12. September 1937 wurde das lustige Funkspiel "Klingende Gärten" und am 26. Jänner 1938 der Experimentalvortrag "Die Zeitmaschine" (zusammen mit Jens Friedrich) gesendet.
Während der NS-Zeit als Jude verfolgt, wurde Spahn im Oktober 1938 in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert, Anfang September 1940 nach Dachau verlegt und dort acht Monate später im Zuge seiner qualvollen Arbeit auf der sogenannten "Plantage" ermordet. Begraben ist er am Wiener Zentralfriedhof.
Weitere Bühnenwerke
- Seine Hoheit, der Rebell. Singspiel (Gesangstexte von Spahn; Musik: Camillo Faust, Text: Julius Horst und Fritz Lunzer), 2.3.1934 Bürgertheater
- Postamt X. Musikalisches Lustspiel (Musik: Ernst Sennhofer), 26.2.1937 Raimundtheater
Literatur
Erwin W. Spahn im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Österreichisches Musiklexikon Online: Erwin Spahn
- Biografisches Gedenkbuch der Münchner Juden 1933–1945 online (zu Severin Heinrich Grünspann)