Feuerbestattung
Die Feuerbestattung, die in vorchristlichen Kulturen vielfach anzutreffen ist, wurde anlässlich der Eröffnung des Zentralfriedhofs am 1. November 1874 von Anhängern der Hygienebewegung neuerlich ins Gespräch gebracht; sie forderten den Bau einer Einäscherungsanlage, damit die „facultative Verbrennung der Leichen ermöglicht werde". Damit begann ein Parteienkampf, der erst durch die sozialdemokratische Gemeindeverwaltung nach dem Ersten Weltkrieg gelöst wurde. Bürgerlich-liberale Personen, die 1885 den Verein „Die Urne" gründeten, fanden bald Unterstützung bei kleinen Vereinen der Arbeiterschaft. Im Prinzip handelte es sich um eine fundamentale, vorwiegend gegen die christlichsoziale Weltanschauung gerichtete Bewegung, in deren propagandistischem Zentrum die Ökonomisierung des Todes stand (unproduktive Kosten der Erdbestattung, Verbrauch kostbaren städtischen Bodens, Berufung auf die Dogmen der öffentlichen Gesundheitslehre). Obwohl sich die Feuerbestattung ab dem Beginn des 20. Jahrhunderts durchsetzte und 1922 unter Bürgermeister Jakob Reumann zur Errichtung des Krematoriums auf dem Zentralfriedhof führte, wurden die konfessionellen Bedenken gegen die Feuerbestattung erst in den 1960er Jahren gemildert; seit 1966 ist die Feuerbestattung der Erdbestattung gleichgestellt.
Siehe auch: Die Flamme, Feuerhalle Simmering, Friedhöfe.
Literatur
- Paulus Ebner: Der Streit um die Feuerbestattung zwischen Katholischer Kirche und Sozialdemokratie : eine Studie zum Kulturkampf in der 1. Republik. Dipl. Univ. Wien. Wien 1989