Göttweiher Hof
1., Göttweiher Hof, identisch mit Spiegelgasse 9, Göttweihergasse 2 und Seilergasse 10 (Konskriptionsnummer 1089)
Miethaus des Stifts Göttweig (Niederösterreich) mit Wohnung des Abts. Nachdem Kaiser Friedrich II. die Abtei Göttweig mit all ihren Gütern, Personen und Rechten in den Schutz des Reichs genommen hatte, kaufte der Abt 1298 das Haus Seifrieds in der Weihenburg (Konscriptionsnummer 939), wo sich demnach der älteste Göttweiger Hof befand (1, Weihburggasse 4).
1393 war Mathes von Liechtenstein, Kammermeister des Herzogs Albrecht III., Besitzer des Hauses. Über 200 Jahre war das Gebäude im Besitz der Herren von Hofkirchen, von denen es dann zur Familie Hardegg überging. 1598 kam das Haus über Elisabeth Anna, der Gemahlin des Hanns Wilhelm von Neidegkh an den Freiherrn von Herberstein.
Am 2. Februar 1608 erwarb das Stift Göttweig von Georg Ruprecht Freiherr von Herberstein dessen Haus in der Seilergasse zurück und ließ es umgestalten.
In Anbetracht der "Türkengefahr" ordnete der Kaiser anm den stiftlichen Freihof in Wien mit einer Jahresproviantierung zu versorgen. Die Pfarrer und Vicare, die von der Türkensteuer verschont geblieben sind, wurden aufgefordert, die jedem Einzelnen spezifizierten Viktualien innerhalb Monatsfrist entweder nach Göttweig oder nach Wien zu liefern, bzw. die Naturalien in Geld zu ersetzen.
1715 nahm der Maurermeister Johann Michael Zoss wieder eine grundlegende bauliche Veränderung vor. 1744 wurde dem Stift der Weinausschank verboten, 1749 war der Hof Freihaus. Im Parterre befanden sich Geschäftslokale, darunter eines mit dem Alt-Wiener Ladenschild "Zum Fürst Ypsilanti".
1822/1823 wohnte Franz Schubert hier bei seinem Freund Franz von Schober und schuf eines seiner Hauptwerke, die "Unvollendete" (Symphonie in h-Moll; Gedenktafel 1928). Der Göttweiger Hof wurde schließlich 1828 nach Plänen von Josef Kornhäusel durch die Baumeister Jakob Hainz und Anton Grünn in klassizististischer Art neu erbaut (drei Stockwerke mit 19 Fensterachsen). Über dem Haustor befindet sich das Stiftswappen.
Literatur
- Georg W. Rizzi / Roland L. Schachel: Die Zinshäuser im Spätwerk Josef Kornhäusels. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1979 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 4), S. 21 f.
- Hedwig Herzmansky, Der G. H. in Wien EinWerk Josef Kornhäusels. In: WGB11. 27 (1972), S. 416 ff.
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 150
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 2. Teil. Wien ²1957 (Manuskript im WStLA), S. 243-249
- Helmut Kretschmer: Wiener Musikergedenkstätten. Wien: Jugend & Volk ²1990, S. 150
- Friedrich Reischl: Die Wiener Prälatenhöfe. Wien: Selbstverlag 1919, S. 109 ff.
- Margarete Girardi: Wiener Höfe einst und jetzt. Wien: Müller 1947 (Beiträge zur Geschichte, Kultur- und Kunstgeschichte der Stadt Wien, 4), S. 83 ff.
- Josef Bergauer: Das klingende Wien. Erinnerungsstätten berühmter Tondichter. Wien: Günther 1946, S. 68
- Hans Markl: Kennst du alle berühmten Gedenkstätten Wiens? Wien [u.a.]: Pechan 1959 (Perlenreihe, 1008), S. 87
- Rudolf Klein: Schubertstätten. 1972, S. 57 f.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 345