Georg von Slatkonia
- Bischof von Wien (1.03.1513 bis 26.04.1522)
- Hofkantor
- Hofkaplan
- Kirchenmusiker
Slatkonia Georg (eigentlich Slatkonja), * 21. März 1456 Laibach (Ljubljana, Slowenien), † 26. April 1522 Wien (innere Nordwand des nördlichen Chors [Frauenchor] von St. Stephan; marmorne Grabplatte mit porträtgetreuer Gesamtfigur, Loy Hering zugeschrieben), Bischof von Wien, Musiker, slowenischer Abkunft (der Name bedeutet soviel wie Goldpferd).
Biografie
Studien und Tätigkeit als Hofmusiker
Am 21. März 1456 in Laibach (Ljubljana, Slowenien) geboren, immatrikulierte sich Georg von Slatkonia 1477 an der Artistenfakultät an der Universität Wien und erwarb 1477 den Grad eines Baccalaureus. Im Jahr 1495 wurde er von König Maximilian I. zum Kantor und Hofkaplan ernannt und stieg 1498 zum Singmeister des neu gegründeten Hofchores auf, 1513 wurde er Kapellmeister.
Die kaiserliche Hofkapelle wurde durch ihn zum musikalischen Zentrum der Hauptstadt. Er nahm auch begabte Nicht-Kleriker als Sänger auf und erweiterte das musikalische Repertoire über die Kirchenmusik hinaus, indem er bedeutende Kirchenmusiker seiner Zeit einlud (Abb. in der Holzschnittfolge „Triumphzug" Maximilians I.).
Bischof von Wien
Er wurde von Kaiser Maximilian I. mit einer Reihe von Pfründen belehnt, unter anderem mit der Dompropstei Laibach, dem Benefizium St. Georg am Dom zu Laibach und dem Bistum Piden (Petena) in Istrien. Maximilian I. ernannte ihn am 1. März 1513 auch zum ersten Residentialbischof von Wien. Am 12. August desselben Jahres erfolgte die päpstliche Bestätigung. Slatkonia empfing die Bischofsweihe am 13. November 1513 durch Gregor de Zeghedino, Weihbischof in Raab (Győr, Ungarn) und Novo Mesto (Deutsch: Rudolfswerth oder Neustadtl, in Unterkrain, Slowenien). Als Bischof von Wien behielt er die ihm anerkannten Pfründe, hatte seinen Wohnsitz jedoch in Wien. Somit war er der erste Residentialbischof der noch jungen Diözese. Am 22. Juli 1515 hielt Slatkonia im Stephansdom anlässlich der habsburgisch-jagellonischen "Wiener Doppelhochzeit" das Hochamt ab.
Seine weitere Pflege der Musik führte auch zur Anschaffung neuer Orgeln für den Wiener Stephansdom. So sorgte er im Jahr 1517 für die Errichtung einer weiteren Orgel im linken Seitenschiff des Doms, für die Anton Pilgram den Orgelfuß schuf.
1519 erhielt Slatkonia den Propst Konrad Renner aus Löwen als Koadjutor. In den Jahren 1514 bis 1519 war Slatkonia Rat des niederösterreichischen Regiments, der damaligen Niederösterreichische Landesregierung.
In seine Amtszeit fiel auch das erste Aufkeimen der reformatorischen Bewegung, für die viele Universitätsprofessoren und Domkapitulare seiner Zeit Sympathie hegten. Gegenüber der Lehre Martin Luthers, die nach 1517 rasch in Wien bekannt wurde, nahm Slatkonia eine tolerante Haltung ein. Er zögerte geraume Zeit, die päpstliche Bannbulle vom 15. Juni 1520 zu verlautbaren (wie dies der päpstliche Kommissar Dr. Eck am 14. Oktober 1520 verlangt hatte), weshalb die theologische Fakultät der Universität Wien am 2. Februar 1521 den Kontakt mit ihm abbrach. Erst auf Befehl Karls V. setzte er am 24. Februar 1521 den Wiener Klerus von der Bulle in Kenntnis. Den lutherischen Humanisten und ehemaligen Domprediger zu Würzburg und Salzburg, Paulus Speratus, ließ er am 15. Jänner 1522 im Stephansdom predigen. Dieser warb unter großem Zulauf der Bevölkerung für die neue Lehre, indem er Ordensleute zu Klosteraustritt und Heirat aufforderte.
Als Bischof führte Georg von Slatkonia auch umfangreiche Visitationen durch. Er verstarb am 26. April 1522 und ist an der inneren Nordwand des nördlichen Chors [Frauenchor] des Wiener Stephansdoms begraben.
Sein Wappen zeigt ein goldenes Pferd, das auf die im Humanismus übliche Gräzisierung seines Nachnamens Slatkona zurückgeht: Slowenisch: zlati konj = Deutsch: goldenes Pferd = Griechisch: Chrysippus.
Quellen
Diözesanarchiv Wien, Bischofsakten.
Literatur
- Joseph Kopallik: Regesten zur Geschichte der Erzdiözese Wien. Band 1: Regesten zur Geschichte der aufgehobenen Klöster Wiens. Wien 1890, Nr. 2, 4, 19
- Franz Loidl: Slatkonia. In: Wiener Kirchenblatt, 8. 5. 1955, S. 8
- Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 26 f.
- Anton Perger: Der Dom zu St. Stephan in Wien. Triest: Lloyd 1854, S. 85 ff.
- Walter Senn: Maximilian und die Musik. In: Ausstellung Maximilian I. Innsbruck. Katalog. Hg. von Erich Egg. Innsbruck: Eigenverlag 1969, S. 78
- Albert Starzer: Beiträge zur Geschichte der niederösterreichischen Statthalterei. Wien: Niederösterreichische Statthalterei 1897, S. 416
- Johann Weißensteiner: Georg Slatkonia. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon. Band 1: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Gatz Erwin. Berlin: Duncker & Humblot 1983, S. 668-669
- Theodor Wiedemann: Geschichte der Reformation und Gegenreformation im Lande unter der Enns. Band 1. Prag: Tempsky 1879, S. 5 f., S. 10 ff.
- Josef Wodka: Kirche in Österreich. Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 197, 201.