Georgsbrunnen
48° 12' 39.23" N, 16° 21' 58.20" E zur Karte im Wien Kulturgut
Georgsbrunnen (1., Strauchgasse 1-3, im ehemaligem Vestibül der Anglo-österreichischen Bank, jetzt ein Arbeitsraum).
Der Brunnen wurde 1852/1853 von Erzgießer und Bildhauer Anton Dominik Fernkorn errichtet. Als Auftraggeber fungierte Herr von Engel, Besitzer der Baugründe des Palais Montenuevo, der nach dem Umbau des Gebäudes den Hof mit diesem Brunnenmotiv schmücken wollte. Der erste Vertrag über die Entstehung des Brunnens ging verloren, gemäß dem zweiten Vertrag verpflichtete sich Fernkorn, die Figurengruppe um 5000 Gulden zu modellieren und in Zink zu gießen. Den Guss führte die fürstlich Salmsche Eisengießerei in Blansko durch. Die Aufstellung der vier Meter hohen, aus Zink gegossenen und ziselierten Statue erfolgte am 11. Juni 1853. Fernkorn hatte freie Wahl beim Sujet und entschied sich für den Heiligen Georg. 1854 wurde die Kopie der Georgsgruppe aus Zinkguss auf der Münchner Industrieausstellung aufgestellt. Eine kleinere Kopie wurde für 5000 Gulden gefertigt und am Platz vor der Akademie in Agram/Zagreb aufgestellt. Auf der Pariser Weltausstellung 1855 erhielt der Georgsbrunnen eine Auszeichnung und bis 1860 soll es bereits zehn nach Russland und England verschickte Rekonstruktionen gegeben haben.
Nachdem die "Anglo-österreichische Bank" 1871 das Haus erworben hatte, wurde der Hof überdacht und zum Kassenraum umfunktioniert, später wurde hier ein Arbeitsraum eingerichtet. Die frühere Installation des Hl. Georg auf einem Steinhügel mit vorgelagertem Brunnenbecken wurde verändert. Der Steinhügel wurde abgetragen und das Brunnenbecken entfernt, sodass die Heiligenfigur nur noch als Statue auf einem Sockel Verwendung fand. Die bis zum Zweiten Weltkrieg sichtbar gewesene Inschrift ist nach dem Wiederaufbau des Brunnens verschwunden, die heutige Inschrift zeigt das Datum der Restaurierung im neuen Marmorsockel. So steht der Heilige Georg zwar heute immer noch in seiner Nische, weist aber keinerlei Hinweise auf seine frühere Verwendung als Brunnen auf.
Georg war ein römischer Offizier, den Kaiser Diokletian 303 n. Chr. als einen der letzten Märtyrer aufgrund seines Engagements für den christlichen Glauben enthaupten ließ. Im Volk galt er als ein Ideal an Tapferkeit, Rittersinn und erfolgreicher Kämpfer gegen das Böse. Seit Friedrich Schillers Ballade " 1798 hatte man sich vermehrt mit dem Thema "Kampf der Titanen" und "Kampf mit dem Drachen" beschäftigt. Das bisher im sakralen Themenbereich genutzte Sujet unterlag nun einer künstlerischen Renaissance.
In einer Nische, die durch einen auf Pfeilerbündeln ruhenden Rundbogen abgeschlossen ist, steht oberhalb des länglichen Brunnenbeckens auf einem felsartigen Untersatz die überlebensgroße Bronzefigur des heiligen Georg mit Schuppenpanzer und Helm, der zu Pferd mit geschwungenem Schwert den Drachen tötet. Die Inschrift lautet:
Anton von Fernkorn fecit anno MDCCCLII.
Quellen
Literatur
- Gerhardt Kapner: Freiplastik in Wien. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1970, S. 459 f. (dort weitere Literatur)
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Geschichte und Kultur. Band 2, 1. Teil. Wien ²1952 (Manuskript im WStLA), S. 196
- Ruth Koblizek, Nicole Süssenbek, Die Trinkwasserversorgung der Stadt Wien von ihren Anfängen bis zur Gegenwart, Teil 3 (ungedruckte Dissertation Wien). Wien. 1999/2000, S. 473-475