Heinrich Sussmann

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person

Heinrich Sussmann, * 20. November 1904 Tarnopol, Galizien, † 12. Dezember 1986 Wien, Graphiker, Maler, Bühnenbildner, Karikaturist.

Biografie

Der in Galizien geborene Heinrich Sussmann kam 1914 nach Wien, weil seine Eltern nach antisemitischen Pogromen aus ihrer Heimat flüchteten. Sussmannn absolvierte das Gymnasium, studierte 1925/1926 in Paris und 1927/1928 Innenarchitektur und Bühnenbildgestaltung an der Kunstgewerbeschule bei Oskar Strnad. Er arbeitete in Wien als Bühnenbildner und Illustrator für Zeitungen. 1929 ging Sussmann nach Berlin, wo er für die Universum Film AG (UFA) als Bühnenbildner und für den Ullstein-Verlag als Grafiker und Karikaturist arbeitete. 1933 flüchtete er nach Wien, wo er als Karikaturist, Gebrauchsgraphiker und Innenarchitekt arbeitete, bis er nach dem "Anschluss" neuerlich flüchten musste. Über Prag und Zürich gelangte er nach Paris und tauchte schließlich in Südfrankreich unter. In Marseille lernte er die aus Wien stammende Anne Goldscheider (1909–1985) kennen, seine spätere Frau. 1942 schloss er sich der Résistance an, in deren Auftrag er nach Paris zurückkehrte. Im April 1944 wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert.

Sussmann und seine Frau überlebten die Shoa und kehrten 1945 nach Wien zurück. Heinrich Sussmann arbeitete in der Folge wieder als Maler und Graphiker, etwa bei den Ausstellungen "Niemals Vergessen!", "Erste Große Österreichische Kunstausstellung" (1947), "Wien baut auf" (1947) und "Internationale Plakatausstellung" (1948).

Von Heinrich Sussmann gestaltetes Plakat zur Ausstellung "Niemals vergessen", 1946

In Sussmanns künstlerischem Werk nach 1945 nahmen nun das Judentum und die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus, insbesondere der Shoa einen zentralen Platz ein. Mit dem Zyklus "Ich erinnere mich wieder an Auschwitz" (1960) brachte er persönliche Eindrücke aus Auschwitz zu Papier, während "Ecce Homo" (1967) die Shoa in symbolhafter Bildsprache thematisiert. 1968 gestaltete Sussmann die Glasfenster der Zeremonienhalle im jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs, 1978 die Votivfenster der österreichischen Gedenkstätte in Auschwitz. Sein Denkmal für die Opfer des Faschismus am Reumannplatz in Wien wurde 1981 enthüllt.

Sussmann wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Theodor-Körner-Preis (1962, 1965), der Ehrenmedaille in Silber (1979) und dem Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kultur (1974).

Sein künstlerischer Nachlass befindet sich als Dauerleihgabe im Jüdischen Museum Wien. Sussmanns Testament entsprechend fördert die 1989 gegründete Anni and Heinrich Sussmann Foundation KünstlerInnen, die sich den Idealen von Antifaschismus und Demokratie verschrieben haben.

Werke (Auswahl)

  • Heinrich Sussmann: Ich erinnere mich wieder an Auschwitz. Wien: Europa Verlag 1962
  • Heinrich Sussmann: Ecce Homo. Wien [u. a.]: Verlag für Jugend und Volk 1967

Quellen

Literatur

  • Heidrun-Ulrike Wenzel: "Eine Ausstellung ist wie ein Buch" – Victor Slama, der kreative Kopf hinter der Idee. Bernhard Hachleitner / Julia König [Hg.]: Victor Th. Slama. Plakate Ausstellungen Masseninszenierungen, Wien: Metroverlag 2019, S. 162–172
  • Peter Michel: Ankunft in der Freiheit. Essays gegen den Werteverlust der Zeit, Verlag am Park Berlin 2011, S. 129ff.
  • Anna Sussmann: Deutschland ist schwarz. In: Karin Berger / Elisabeth Holzinger / Lotte Podgornig / Lisbeth N. Trallori: Ich geb Dir einen Mantel, dass Du ihn noch in Freiheit tragen kannst. Widerstehen im KZ. Österreichische Frauen erzählen. Promedia, Wien 1987, S. 247–252; hier 248
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Hans Vollmer [Hg.]: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts. 6 Bände. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 1953-1962
  • Karl Albrecht-Weinberger / Felicitas Heimann-Jelinek [Red.]: Judentum in Wien. Katalog. Wien: Eigenverlag 1987 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 108)
  • Künstlerhaus Wien [Hg.]: Sussmann - Versuche. Aquarell, Gouache, Bleistift, Tusche, photomontage, Öl. Wien: Künstlerhaus 1977
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich : Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
  • Kurier, 26.11.1984
  • Arbeiter-Zeitung. Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs. Wien: Vorwärts-Verlag 01.02.1985, 21.02.1958
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989, S. 123
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 299 f.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 09.11.1979


Heinrich Sussmann im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks