Anna Sussmann

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Sussmann, Anna
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Goldscheider, Anna; Sussmann, Anni; Sussmann, Anne; Sußmann, Anna; Edith
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  370259
GNDGemeindsame Normdatei
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 8. Oktober 1909
GeburtsortOrt der Geburt Wien 4066009-6
SterbedatumSterbedatum 6. Oktober 1985
SterbeortSterbeort Wien 4066009-6
BerufBeruf Modistin, Zahnarztassistentin, Widerstandskämpferin
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) SDAP, KPÖ
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Widerstandsbewegung
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Letzte Änderung am 22.08.2024 durch WIEN1.lanm09kka
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Neuer Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 7A, Reihe 9, Nummer 13
  • 9., Rotenlöwengasse 33 (Wohnadresse)
  • 19., Sieveringer Straße 107 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Anna Sussmann, * 8. Oktober 1909 Wien, † 6. Oktober 1985 Wien, Modistin, Zahnarztassistentin, Widerstandskämpferin, Zeitzeugin.

Biografie

Anna – auch Anni oder Anne – Sussmann, geborene Goldscheider, war die Tochter der jüdischen Eltern Camilla Heller und Emmanuel Goldscheider, die noch während der Kindheit Sussmanns starben. Sie wuchs im 9. Bezirk auf, absolvierte eine Modistinnen-Lehre und nahm Schauspielunterricht. Ab 1929 arbeitete sie als Zahnarztassistentin.

Widerstand

Über die Sozialdemokratische Kunststelle, wo sie ihren späteren Ehemann Heinrich Sussmann kennen lernte, und den Arbeiterturnverein kam Anna Sussmann in Kontakt mit der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAP) und wurde Parteimitglied. Als die Partei nach den Februarkämpfen 1934 verboten wurde wechselte Sussmann wie viele andere zur – ebenfalls illegalen – Kommunistischen Partei Österreichs. Im Widerstand (Deckname Edith) gegen das austrofaschistische Regime verteilte sie etwa verbotene Zeitungen und versteckte Verfolgte.

Am 9. Juni 1937 flüchtete Anna Sussmann nach Frankreich. Am 4. November des gleichen Jahres heiratete sie den dort ebenfalls im Exil lebenden Grafiker und Maler Heinrich Sussmann. In Paris setzte Anna Sussmann ihre Widerstandstätigkeit für die Auslandsorganisation der KPÖ fort. Sie unterstützte österreichische Spanien-Kämpfer*innen, etwa Hermann Langbein, und engagierte sich ab 1938 im "Cercle Culturel Autrichien", einer Kulturorganisation für Exilösterreicher*innen. 1939 gelang es ihr im Auftrag der kommunistischen Partei eine Besuchserlaubnis für die Frauen der im französischen Lager Meslay-du-Maine internierten Österreicher zu organisieren. Im Juni 1940 flüchtete Anna Sussmann vor der nationalsozialistischen Besatzung nach Südfrankreich, wo sie wieder mit ihrem Ehemann zusammentraf. Beide schlossen sich in Marseille dem dortigen Widerstand an, verteilten Flugzettel und stellten gefälschte Papiere her. 1942 kehrten sie als kommunistische Verbindungspersonen über Lyon in das besetzte Paris zurück, wo sie am 1. Juni 1944 von der Gestapo aufgrund ihrer Widerstandsaktivitäten festgenommen wurden.

Konzentrationslager und Flucht

Am 31. Juli 1944 wurde Anna Sussmann vom Internierungslager Drancy in das KZ Auschwitz deportiert, wo sie am 4. August ankam. Zu diesem Zeitpunkt war Sussmann hochschwanger, was sie jedoch geheim hielt. Am 20. August brachte sie in ihrer Unterkunftsbaracke den Sohn Samuel Georg auf die Welt. Er wurde vor den Augen Anna Sussmanns kurz nach der Geburt vom SS-Lagerarzt Josef Mengele ermordet.

Nach einem Aufenthalt im Krankenblock wurde Anna Sussmann im Oktober 1944 nach Kratzau – ein Außenlager des KZ Groß-Rosen – verlegt. Dort verübte sie bei der Zwangsarbeit in der Waffenfertigung Sagotageakte, um die Produktionsmengen möglichst gering zu halten. Gemeinsam mit der in Deutschland geborenen Jüdin und Widerstandskämpferin Lilli Segal gelang Sussmann im Winter 1944 die Flucht aus dem Außenkommando. Getarnt als Ausgebombte konnten die beiden KZ-Häftlinge in die Schweiz flüchten, wo sie am 3. Dezember ankamen. Von der Schweiz kehrte Anna Sussmann zu Kriegsende nach Frankreich zurück und traf dort auf ihren Ehemann, der das KZ Auschwitz überlebt hatte.

Leben nach 1945

Anna und Heinrich Sussmann kehrten 1945 nach Wien zurück. Der Kampf um Anerkennung als Verfolgte des nationalsozialistischen Regimes und Entschädigung war wie für viele auch für Anna Sussmann ein nervenaufreibender und langwieriger Prozess. 1962 wurde ihr schließlich von Frankreich der Status als deportierte Widerstandskämpferin zugesprochen, ab 1963 erhielt sie aufgrund der gesundheitlichen KZ-Folgen eine Invalidenpension.

Sussmann engagierte sich in der Nachkriegszeit als aktive Zeitzeugin und im politischen Feld, etwa in der Bezirksleitung Döbling des KZ-Verbandes. Außerdem half sie bei der Aufgreifung von NS-Täter*innen. Anfang der 1950er Jahre wurde sie wegen des Verdachts der Weitergabe von aus dem Österreichischen Staatsarchiv entwendeten Geheimdokumenten an sowjetische Kreise vorübergehend festgenommen, im Gerichtsprozess aber freigesprochen.

Anna Sussmann verstarb 1985 in Wien und wurde am Neuen Israelitischen Friedhof (Wiener Zentralfriedhof) beigesetzt. Auf dem Grabstein wird auch ihrem im KZ Auschwitz geborenen und ermordeten Sohn gedacht.

1989 nahm die testamentarisch verfügte "Anni und Heinrich Sussmann Foundation" ihr Arbeit auf und fördert seitdem Künstler*innen, die sich Demokratie und Antifaschismus widmen. In Paris erinnert das "Mémorial de la Shoah" an Anna Sussmann. 2024 zeigte das österreichische Kulturforum Paris die Ausstellung "Résistance à l’autrichienne", die Österreicher*innen in der französischen Résistance thematisierte und in der Anna Sussmann – neben Herbert Traube und Tilly Spiegel – eine der drei porträtierten Widerstandskämpferinnen war.

Quellen

Literatur

Weblinks