Hermes Phettberg

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Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Phettberg, Hermes
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname Fenz, Josef
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  43757
GNDGemeindsame Normdatei 119337959
Wikidata Q871643
GeburtsdatumDatum der Geburt 5. Oktober 1952
GeburtsortOrt der Geburt Hollabrunn 4025618-2
SterbedatumSterbedatum
SterbeortSterbeort
BerufBeruf Schauspieler, Schriftsteller, Moderator, Aktionskünstler, Kolumnist
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen)
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Theater, Schauspieler, Falter
RessourceUrsprüngliche Ressource  Gedenktage, Gedenktage-GW
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Franz-Grillparzer-Preis der "Anonymen Aktionisten" (Verleihung: 1993)
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Verleihung: 2002, Übernahme: 15. Mai 2003)


Hermes Phettberg (eigentlich Josef Fenz), * 5. Oktober 1952 Hollabrunn, Schauspieler, Performancekünstler, Schriftsteller, Kolumnist, Moderator.

Biografie

Als Josef Fenz in Unternalb bei Retz als Sohn von Weinbauern in einem katholisch-bäuerlichen Milieu aufgewachsen, absolvierte er die örtliche Volksschule und besuchte anschließend die Hauptschule und die Handelsschule in Retz (1966–1969). Danach ging er nach Wien und arbeitete zunächst als Bankangestellter (1969–1973). Es folgten theologische Fortbildungen und eine Anstellung als Pastoralassistent in der Erzdiözese Wien (1975–1979/1981). Von 1982 bis 1989 war er als Kanzlist im Amt der niederösterreichischen Landesregierung tätig.

Ab Mitte der 1980er Jahre trat Phettberg als Initiator von vorwiegend sadomasochistischen Performances und Publikationen in Erscheinung. Er war Mitbegründer des Vereins "Sadomasochismusinitiative Wien" und des Projektes "Polymorph Perverse Klinik Wien". Öffentliche Bekanntheit erlangte er mit sadomasochistischen Kunstaktionen wie beispielsweise 1991 mit einer "Verfügungspermanenz" im WUK gemeinsam mit Walter Reichl. Es folgten Auftritte bei künstlerischen Happenings und sexuellen Performances sowie Talkshows. Bereits bei der ersten Regenbogenparade 1996 ließ er sich Zeitung lesend über den Wiener Ring kutschieren, was seither zu einem Fixpunkt bei diesem Event wurde.

Seit 1991 spielte Hermes Phettberg unter der Regie von Kurt Palm in verschiedenen Inszenierungen der Theatergruppe "Sparverein Die Unzertrennlichen". Im März 1992 veröffentlichte er in der Wiener Stadtzeitung "Falter" erstmals die Kolumne "Phettbergs Predigtdienst", die seither wöchentlich erscheint. In seiner Kolumne, die in Form einer Predigt auf den liturgischen Texten des jeweiligen Sonntags im katholischen Kirchenjahr aufbaut, erweist er sich als ein genauer und radikaler Beobachter des Alltagslebens. In der Straßenzeitung "Augustin" werden seine Texte seit Juni 2016 regelmäßig publiziert. Am 6. Dezember 1993 hielt Phettberg in der Wiener Queer-Buchhandlung "Löwenherz" erstmals eine Nikolaus-Lesung ab, für die er über viele Jahre zum Nikolaus-Tag engagiert wurde. Im Rahmen des 4. Österreichischen Lesben- und Schwulenforums im Herbst 1994 in Wien las er um fünf Uhr früh auf einer öffentlichen Bedürfnisanstalt, der ehemaligen Schwenderloge, kniend aus seinen Texten.

Am 12. November 1994 ging im Margarete-Schütte-Lihotzky-Saal des Globus-Verlags erstmals die von ihm moderierte und von Kurt Palm produzierte Talkshow "Phettbergs Nette Leit Show" über die Bühne, die sich rasch zu einem Publikumserfolg entwickelte. Zu Gast waren vor allem Wiener Prominente, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Angehörige "interessanter Berufsgruppen" – einige der Gespräche gelten als legendär, beispielsweise das Interview mit Opernkenner Marcel Prawy, der wie Phettberg seine persönlichen Besitztümer vorwiegend in Plastiksackerln aufbewahrte, oder mit Elizabeth T. Spira, Hermann Nitsch, Manfred Deix, Josef Hader und vielen anderen. Die Anfangsfrage an die Gäste "Frucade oder Eierlikör?" ist nicht nur der Titel eines Buches mit Auszügen aus den Interviews, sondern geriet zum geflügelten Wort. Von Juni 1995 bis April 1996 wurden 19 Folgen dieser Show im Rahmen der Sendung "Kunststücke" vom ORF und von 3sat im Fernsehen ausgestrahlt. Seine unkonventionellen Fragen, das genüssliche Ausweiden von Wissenslücken anderer sowie die schonungslose Darstellung eigener Probleme und erotischer Fantasien machten Phettberg rasch einem größeren Publikum im deutschsprachigen Raum bekannt. Ein Streit mit Kurt Palm beendete jedoch das erfolgreiche Format.

2000 wurde Phettberg (gemeinsam mit Mandy E. Mante) durch eine wöchentlich online ausgestrahlte Fernsehsendung, in der er sich fesseln und auspeitschen ließ und währenddessen er seinen Predigtdienst vortrug, zu einem Pionier des Internetfernsehens als Massenmedium. "Die Phette Box. Phettbergs Nette Leit Show mit 20 Shows" erschien 2007 auf sechs DVDs, im selben Jahr stellte Kurt Palm den biografischen Dokumentarfilm "Hermes Phettberg, Elender" fertig. Von November 2007 bis Juni 2018 führte Phettberg ein penibles "Gestionsprotokoll". Dabei handelt es sich um eine Art Tagebuch, dessen aktuelle Einträge er sonntäglich auf seiner Homepage veröffentlichte. Auch auf der Social-Media-Plattform Twitter war Phettberg von 2008 bis 2016 aktiv. Zudem wirkte Phettberg im Oktober 2009 an dem Projekt "Transkatholische Vögel" von Gini Müller (nunmehr: Gin Müller) im Künstlerhaus-Theater mit. Das Stück basierte auf Texten von Phettberg und des italienischen Regisseurs Pier Paolo Pasolini und beschäftigt sich mit den Parallelen der zwei Künstler. Beide eint ihr Katholizismus, ihre Homosexualität sowie ihre Zugehörigkeit zur politischen Linken.

Hermes Phettberg zählt zu den bekanntesten, aber auch umstrittensten Gesichtern der österreichischen Kunstszene. Von Fans und Künstlerkollegen hoch verehrt – Franzobel schrieb mit "Phettberg. Eine Hermes-Tragödie" (Edition Selene) bereits 1999 ein Stück über ihn –, fühlten sich viele Menschen durch seine unverblümte Ausdrucksweise, seine radikale Unangepasstheit und nicht zuletzt auch durch sein Äußeres provoziert. Zuletzt wurden die von Hermes Phettberg seit den 1990er Jahren in seinen Kolumnen verwendeten Wortkreationen wie "das Lesy" (für die Leserin/der Leser) oder "die Ärztys" (für Ärztinnen und Ärzte), die durch eine Y-Endung an den Wortstamm gebildet werden, als Variante für geschlechtersensible Personenbezeichnungen diskutiert.

Nach mehreren Schlaganfällen ist der Künstler gesundheitlich stark beeinträchtigt und tritt nur noch selten in der Öffentlichkeit auf.

Literatur


Literatur von und über Hermes Phettberg finden Sie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.

Weblinks