Hochwasser 1785
Am 29. Juli 1785 kam es an der Donau und an mehreren Wienerwaldbächen, wie dem Alser Bach oder dem Wienfluss zu Überschwemmungen. Entlang des Wienflusses wurden große Gebiete überschwemmt. Dieses Hochwasser zählt neben dem Jahrhunderthochwasser 1851 zu den größten Hochwässern an der Wien.
Eine anonym publiziertes Büchlein, wahrscheinlich von Ignaz de Luca, mit dem Titel "Umständliche, richtig und bestmögliche Beschreibung der am 29. Juli so unversehens plötzlichen und schaudervollen Überschwemmung, sowohl von hier, als auch denen auf dem Lande davon betroffenen Oertern, und des dadurch verursachten Schadens", publiziert 1785 in Wien, beschreibt sehr anschaulich die Überschwemmung der Gebiete am Wienfluss im Sommer 1785. In Folge von heftigen Niederschlägen vom Abend des 28. Juli bis zum Morgen des 30. Juli, traten am 29. Juli 1785 die Donau, der Alserbach und der Wienfluss über die Ufer. Berichtet wird von eingestürzten oder einsturzgefährdeten Häusern, ertrunkenen Menschen und Vieh, der Überschwemmung und der Vernichtung von Wiesen, Feldern und Weingärten, der Zerstörung von Brücken und dem Wegschwemmen des Hausrates.
"So schaudernd und staunend von dieser Seite das Elend ist, eben so, und fast noch ärger ist es von folgender Gegend, oder wohl gar betrübter, da der Wienfluss gleich einem stürmenden Meere ähnlich war, seine Ufern überstieg, und beyderseits überall eine Strecke von etlichen 40 Klaftern [ca. 70 bis 80 m, Anm. GP] in der Ebene sich ausbreitete, so zwar, daß er hier über die Strasse von der Kärntnerthorbrücke bis zur Wieden beynahe Klafterhoch [ca. 1,9 m, Anm.] einherströmte; ebenfalls so überstieg er die neue hohe Strasse am Heumarkt, und setzte diese ganze Gegend und Häuser an der Ungergasse und Landstrasse, dann das Hetzhaus, die Weißgärber und Erdberg an einigen Orten 3 bis 4 Schuh [gut einen Meter, Anm. GP] und darüber, unter Wasser. Durch den Ochsenstand nahm es seinen schnellsten Lauf, und riß auch beynahe mehr als drey Theile davon nieder, wobey zwey Weibspersonen auch durch die wütende Flut hier ihr Leben einbüßten.
Der Fluß war ganz erstaunend und schreckhaft anzusehen, da selber völlig mit Bäumen, Lusthäusern, Zäunen, Pfählen, und Hausgeräthschaften, Kästen, Tischen, Sesseln, halben Haustächern, u. d. gl., mit denen die Wellen des wütenden Wassers gleichsam wie mit einem Ballon spielten [...] wovon dann durch das gewaltige Hin- und Hertreiben der Bäume und Pfähle die Häuser, so zu nächst an dem Fluß liegen, als da sind: Hundsthurn, Ratzenstädtl, Magdalenagrund, der untere Theil von Gumpendorf, und auch Margarethen an der Wienseite, [...] welche theils schon eingestürzt, theils dem Einsturz ziemlich nahe sind, ohne der Zahl deren hinweggerissenen Wehren, Beschlächter, Zäune und Planken von Gärten und Wiesen, welche Anzahl in diesem Bezirke über etliche 70 sind beläuft, ohne den minder Beschädigten zu reden.
Nachdem nun das Wasser den 30. Jul. sich bereits ziemlich verlaufen hatte, sah man die verunglückten Einwohner sowohl auf auf [sic] der Wien, als am Alsterbach den ganzen Sonntag über beschäftiget, den in ihren Wohnungen häufig abscheulichst stinkenden hinterlassenen Schlamm hinauszuschaffen, und um ihre wenig gerettete Fahrnisse davon zu waschen und zu reinigen, welches man ohne empfindlichem Herzen nicht ansehen konnte. Auch die sogenannte Rhein, 5 und 6 Häusel, Meidling, wo es die erst aus dem Grunde gebaute grosse Wehren nebst den Beschlächten wegrieß, haben empfindlichen Schaden erlitten, jedoch ist kein Mensch hier um das Leben gekommen, wohl aber verschiedenes Vieh von kleinerer Gattung."
Die Beschreibung zeigt eindrücklich den Wildbachcharakter des Wienflusses. Hochwässer kamen sehr plötzlich, vergingen aber auch schnell wieder. Mit zunehmender Verbauung des Überflutungsgebietes im städtischen Gebiet, stieg auch die Überschwemmungsgefahr bzw. die durch Hochwasser verursachten Schäden. Gleichzeitig waren kleinere Hochwässer willkommen, weil sie den im Fluss abgelagerten Unrat wegspülten.