Hotel Sacher
48° 12' 14.61" N, 16° 22' 11.35" E zur Karte im Wien Kulturgut
Hotel Sacher (1., Philharmonikerstraße [ursprünglich Augustinerstraße] 4), weltberühmt gewordenes Hotel mit Tradition und Atmosphäre.
Hier stand ursprünglich ein Teil des Kärntnertortheaters, das 1873/1874 abgetragen wurde. Das heutige Haus (Grundfläche: 415 Quadratmeter) wurde 1874-1876 von der Union-Baugesellschaft nach deren eigenen Plänen (Architekt des Stammhauses war Wilhelm Fraenkel) für Eduard Sacher erbaut. Eine prachtvolle Kunstsammlung alter Ölbilder und wertvoller Stiche sowie historischer Möbel bilden einen wesentlichen Bestandteil der Innenausstattung. Das Kaffeehaus, die Blaue Bar und der historische Marmorsaal gehören zum Ambiente.
Legendäre Bedeutung erlangte das Hotel unter Eduards Witwe Anna Sacher, die durch ihre starke und resolute Persönlichkeit und ihren Charme den Stil des Hauses prägte. Vor dem Ersten Weltkrieg war das Hotel Sacher Treffpunkt von Angehörigen des Hofs, des österreichischen Hochadels, ungarischer Magnaten, aber auch von Politikern, Wirtschaftsgrößen und Künstlern. 1934 kaufte der Rechtsanwalt Dr. Hans Gürtler mit seiner Gattin das Hotel. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Hotel am 1. September 1945 von der britischen Besatzungsmacht beschlagnahmt, jedoch am 28. Mai 1948 zurückgestellt. Um die "Originale Sachertorte" entwickelte sich mit der Konditorei Demel ein langjähriger Streit (Anna Demel), den das Hotel Sacher jedoch 1955 für sich entscheiden konnte. Über Gürtlers Sohn Peter († 23./24. Oktober 1990) kam die Hotelverwaltung an dessen Witwe Elisabeth (geborene Mauthner), die die Leitung für die Kinder Alexandra und Georg übernahm.
Der von Elisabeth Gürtler geplante, 2003 ins Realisierungsstadium gelangte Ausbau des Dachgeschoßes (maximale Aufstockung um zwei Geschoße mit einem zusätzlichen Zwischengeschoß für Lagerräume) zwecks Gewinnung von zusätzlicher Fläche für den Bau von 33 Gästeappartements und eines hauseigenen Fitness-Centers (Bauvolumen für reine Baukosten und Infrastrukturinvestitionen, wie Aufzüge und Klimaanlage, etwa 15 Millionen Euro; Planverfasser Architekt Sepp Frank) geriet ins Kreuzfeuer der Kritik. Das Bundesdenkmalamt vertrat den Standpunkt, dass zwei Geschoße das Maximum an städtebaulichen Verträglichkeit darstellen, konnte allerdings nicht unmittelbar ins Geschehen eingreifen, da die zum Hotel zusammengeschlossenen sechs Gebäude nicht unter Denkmalschutz stehen, sondern lediglich dem Gesamtschutz der Innenstadt Rechnung zu tragen ist. Die Magistratsbehörden haben der Aufstockung ihre Zustimmung gegeben, weil die Bauordnung eine Erhöhung der Gebäude um maximal 7,5 Meter zulässt (derzeitige Firsthöhe 26 Meter); lediglich die Wahl eines Staffelgeschoßes, das aber der Verträglichkeit des Dachaufbaus dient, ist genehmigungspflichtig.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B74: E 9/190
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, B76: A 16/142a
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Handelsgericht, A47: HRA 6445
- Wien Museum Online Sammlung: hochauflösende Abbildungen zum Hotel Sacher
Literatur
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 415
- Ernst Hagen: Hotel Sacher. In deinen Betten schlief Österreich. Wien [u.a.]: Zsolnay 1976
- Paul Harrer-Lucienfeld: Wien, seine Häuser, Menschen und Kultur. Band 6, 1. Teil. Wien ²1956 (Manuskript im WStLA), S. 129 f.
- János Kalmár / Mella Waldstein: K. u. k. Hoflieferanten Wiens. Graz: Leopold Stocker Verlag, 2001, S. 10 ff.
- Emil Seeliger: Hotel Sacher. Weltgeschichte beim Souper. Berlin: Verlag für Kulturpolitik 1939
- Renate Wagner-Rieger [Hg.]: Die Ringstraße. Bild einer Epoche. Die Erweiterung der Inneren Stadt Wien unter Kaiser Franz Joseph. Band 4: Alois Kieslinger: Die Steine der Wiener Ringstrasse. Wiesbaden: Steiner 1973, S. 434 f.