Israelitischer Bethaus- und Unterstützungsverein Chawirah Ojse Chesed W'emes
48° 13' 5.27" N, 16° 23' 1.89" E zur Karte im Wien Kulturgut
Der Israelitische Bethaus- und Unterstützungsverein Chawirah Ojse Chesed W’emes („Übe Gnade in Wahrheit“) wurde 1922 in Wien gegründet und unterhielt in 2., Im Werd 13/4 (1922-1925), anschließend in 2., Große Sperlgasse 31/20 (ab 1925) und zuletzt in 2., Große Mohrengasse 42 (bis 1938) ein orthodoxes Bethaus und Vereinslokal. Der Vereinszweck war „seinen Mitgliedern und Nichtmitgliedern in der Not eine Unterstützung nach Maßgabe und Zulässigkeit der Vermögensverhältnisse des Vereins zu gewähren und sonst mit Rat und Tat beizustehen“ (Statut 1922, § 2). Mitglieder konnten nur aufgenommen werden, wenn sie „thoratreu“ waren (Statut 1924, § 4). Die Tätigkeit des Vereins ist aus einem im Vereinsakt einliegenden Protokoll der Ordentlichen Generalversammlung vom 3. Juni 1928 zu ersehen. Diese fand im Vereinslokal des Vereins „Seudat Sabat“ in 2., Malzgasse 2 statt. Zu dieser Zeit hatte der Verein 227 Mitglieder. Der Verein war streng orthodox ausgerichtet; seine Mitglieder engagierten sich in der Wohltätigkeit, bei den täglichen Gebeten und hielten die Erinnerung an verstorbene bedeutende Rabbiner Wiens hoch.[1] Der Verein wurde nach 1945 nicht wieder begründet.
"Oktoberpogrom", Arisierung und Vereinsauflösung
Am 14. Oktober 1938 kam es bereits zu einem kleineren Pogrom, vor allem gegen jüdische Bethäuser. Dabei drangen Jugendliche der Hitlerjugend auch in das Bethaus 2., Große Mohrengasse 42/Odenogasse 1 ein, warfen "Bänke, Tische und Kästen" um, verstreuten Kerzen, zerschlugen "eine mit Wein gefüllte Flasche" und verschütten diese am Fussboden. Die Polizeistation in der Kleinen Mohrengasse wurde verständigt, aber "am Tatort wurde ausser einigen Neugierigen niemand mehr angetroffen".[2] Die Auflösung des Vereins sowie dessen Löschung aus dem Vereinsregister durch den Stillhaltekommissar für Vereine, Organisationen und Verbände erfolgte im Verlauf des Jahres 1939. Das Vereinsvermögen wurde vom Stillhaltekommissar eingezogen.[3]
Vereinsvorstand 1928
- Obmann: Abraham Geiger (auch letzter Obmann 1938), Kaufmann, 1938 wohnhaft 2., Novaragasse 26.
- Schriftführer: Elias Kreppel, Kaufmann, 1928 wohnhaft in 2., Untere Augartenstraße 46.[4]
Quellen
- Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/14, Karton 555.
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A 32: 1435/1922
- Lehmann's Allgemeiner Wohnungsanzeiger 1929.
Literatur
- David Jüdische Kulturzeitschrift
- Hugo Gold: Geschichte der Juden in Wien. Ein Gedenkbuch. Tel-Aviv: Publishing House Olamenu 1966, S. 119.
- Jahresbericht der Israelitischen Kultusgemeinde Wien 1928, 1932 und 1936.
- Jüdisches Jahrbuch für Österreich, Wien 1932.
- Krakauer Kalender vom Jahre 1937.
Einzelnachweise
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A 32: 1435/1922 und Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/14, Karton 555.
- ↑ Yad Vashem Archives 05/118, Bericht des Leiters der SD-Außenstelle Wien 2" an den "SD-Führer des Unterabschnittes Wien" vom 17. Oktober 1938.
- ↑ Österreichisches Staatsarchiv, Archiv der Republik, Stillhaltekommissar Wien: IV Ac 31 A 2/14, Karton 555.
- ↑ Wiener Stadt- und Landesarchiv, M.Abt. 119, A 32: 1435/1922 und Lehmann's Allgemeiner Wohnungsanzeiger 1929.