Jacqueline Groag

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Daten zur Person
PersonennameName der Person Groag, Jacqueline
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens Blumberger, Hilde; Pick, Hilde
Titel
Geschlecht weiblich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  367884
GNDGemeindsame Normdatei 130336084
Wikidata
GeburtsdatumDatum der Geburt 16. April 1903
GeburtsortOrt der Geburt Wien
SterbedatumSterbedatum 13. Jänner 1986
SterbeortSterbeort London
BerufBeruf Kunsthandwerkerin, Textildesignerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Victoria and Albert Museum
Siehe auchVerweist auf andere Objekte im Wiki  Wiener Werkstätte
RessourceUrsprüngliche Ressource 
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Recherche
Letzte Änderung am 17.01.2024 durch WIEN1.lanm09ua1
BestattungsdatumDatum der Bestattung 
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Pariser Kolonialausstellung (Verleihung: 1931)
  • Auszeichnung für ihr innovatives Textildesign bei der Triennale in Mailand (Verleihung: 1933)
  • Royal Designer for Industry (Verleihung: 1984)


Jacqueline Groag (eigentlich: Hilde Blumberger), * 16. April 1903 Prag, † 13. Jänner 1986 London, Kunsthandwerkerin, Textildesignerin.

Biografie

Über Hilde Blumbergers Kindheit und frühe Jahre ist wenig bekannt. Sie wurde als Hilde Pick in Prag geboren und stammte aus einer jüdisch-assimilierten Familie. In erster Ehe war sie mit dem Privatbeamten Karl Ludwig Blumberger verheiratet gewesen, welcher bei Kampfhandlungen im ersten Weltkrieg gestorben war. Vermutlich durch den frühen Tod ihres Mannes sah sich Hilde Blumberger dazu veranlasst, eine Ausbildung anzufangen, um auf eigenen Füßen stehen zu können. Bereits verwitwet kam sie nach Wien und absolvierte von 1926 bis 1929 ein Studium an der Kunstgewerbeschule in Wien bei Franz Cizek und bei Josef Hoffmann für Architektur.

Blumberger spezialisierte sich nach Abschluss ihrer Ausbildung auf Textildesign. Ihre Textilmuster-Entwürfe erfreuten sich im deutschsprachigen Raum bald großer Beliebtheit und so wurde auch die Wiener Werkstätte und die Wiener Secession auf sie aufmerksam, für die sie ab 1929 Stoffmuster designte. Ihre berufliche Tätigkeit setzte sie in Paris mit Aufträgen für die Modehäuser Chanel, Lanvin, Rodier, Elsa Schiaparelli und Paul Poiret fort. Zudem arbeitete sie auch als Modell. Die Maler Josef Dobrowsky und Sergius Pauser porträtierten sie mehrmals und die Fotografin Trude Fleischmann fertigte einige Fotoserien mit ihr an. 1931 wurde sie bei der Pariser Kolonialausstellung mit einem Preis ausgezeichnet und spezialisierte sich nun zunehmend auf das Design von Bekleidungs- und Möbelstoffen sowie Vorhängen. Im selben Jahr verlobte sie sich mit Jacques Groag, einem Mitarbeiter von Adolf Loos, mit dem sie nach Wien zurückging und über den sie mit zahlreichen Persönlichkeiten wie Oskar Kokoschka, Paul Klee und Sigmund Freud in Kontakt kam. Die Wiener Werkstätte wurde zwar 1932 aufgrund des aufkommenden Antisemitismus geschlossen, sie arbeitete als freischaffende Künstlerin allerdings weiterhin an ihren Designs und unternahm zahlreiche Reisen nach Deutschland, New York und in andere Mode-Metropolen. 1933 erhielt sie auf der Triennale von Mailand für ein Stoffdesign einen Preis.

1937 präsentierte sie bei der Pariser Weltausstellung ihre Designs im Österreichischen Pavillon und erlangte dort die Gold-Medaille. Im gleichen Jahr heiratete sie Jacques Groag. Das junge Ehepaar sah sich jedoch bereits im Mai 1938 nach dem so genannten Anschluss veranlasst, nach Prag zu emigrieren. Da Jacques Groag tschechischer Staatsbürger war, konnten sie problemlos aus Österreich ausreisen und schlossen sich dort wahrscheinlich dem österreichischen Emigrantenkreis an. 1940 konnten sie ohne Visum, noch bevor die Grenzen geschlossen wurden, über Paris und Holland weiter nach London fliehen, wo Blumberger wahrscheinlich den Künstlernamen, der an den Namen ihres Ehemannes angelehnt war, annahm. Ihr alter Name klang für das im Krieg befindliche England zu deutsch und sollte vermutlich auch unterstreichen, dass das Paar künftig plante, gemeinschaftlich als Designerpaar aufzutreten. Denn während Jacqueline Groag unabhängig von finanzstarken Auftraggebern rasch als Freelancerin Fuß fassen konnte, tat sich ihr Mann aufgrund seiner mangelnden Englischkenntnisse und der schlechten Baukonjunktur schwer, Aufträge zu finden und etablierte sich stattdessen als Möbeldesigner. Ein Freund ihres Ehemannes, Charles Reilly, hatte zudem im "Art and Industry Magazin" einen Artikel über ihre Arbeiten verfasst. Diesem folgten zahlreiche andere, durch die sie große Bekanntheit erlangte und ihr eigenes Designstudio gründen konnte. Ihre Teilnahme an der Ausstellung "Britain can make it" im "Victoria and Albert Museum" im Jahre 1946 verschaffte ihr weltweite Bekanntheit. Jacqueline Groag übernahm in weiterer Folge die textile Ausstattung der "British Rail", "Fluglinie B.O.A.C" und "British Ocean Steamships". Zudem lieferte sie auch Entwürfe für Keramikservice und Spiel- und Glückwunschkarten und designte für die größten Textil- und Modefirmen Englands und der USA wie Cavendish, De la Rue, Liberty, Hallmark. Sogar die damalige Thronfolgerin Prinzessin Elizabeth, die spätere Königin Elizabeth II, trug bei einer Fotoserie aus dem Jahre 1946 ein Kleid mit Groags Stoffmuster "Tulip". Im Jahre 1947 nahm sie die britische Staatsbürgerschaft an.

1949 gestaltete Groag mit ihrem Freund Sir Misha Black ein Kaffeehaus um, was ihr viele Folgeaufträge von anderen Restaurants verschaffte. Zudem setzte sich auch die erfolgreiche Zusammenarbeit des Ehepaars Groag im Bereich des Innenraumdesigns fort und äußerte sich etwa in gemeinsamen Projekten wie dem "Festival of Britain" 1951. Mitte der 1950er Jahre erlangte sie auch große Erfolge in den Vereinigten Staaten von Amerika und wurde so Mitglied der "Associated American Artists". 1984 wurde sie in England zum "Royal Designer for Industry" ernannt, eine Auszeichnung, die ihr, bereits hochbetagt, von Königin Elizabeth verliehen wurde. Ihre Erfolge äußerten sich vor allem auch in ihren Coverentwürfen für führende englische und amerikanische Design-Zeitschriften. Sie galt als Pionierin des Textildesigns, mit der Fähigkeit, Innovation mit klassischen und traditionellen Mustern zu verbinden.

Ihr Nachlass befindet sich im Victoria und Albert Museum.

Literatur

Weblinks