Johann Böhm (Gewerkschafter)

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Johann Böhm (1958)
Daten zur Person
PersonennameName der Person im Format Nachname, Vorname Böhm, Johann
Abweichende NamensformAlternative Formen des Namens wie z.B. Pseudonyme oder Mädchennamen im Format Nachname, Vorname
TitelAkademische Titel (abgekürzt), Amtstitel, Adelstitel
Geschlecht männlich
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  1362
GNDGemeindsame Normdatei 118660667
Wikidata Q1692776
GeburtsdatumDatum der Geburt 26. Jänner 1886
GeburtsortOrt der Geburt Stögersbach (Niederösterreich)
SterbedatumSterbedatum 13. Mai 1959
SterbeortSterbeort Wien
BerufBeruf Gewerkschafter, Politiker
ParteizugehörigkeitAngabe der Partei (bei PolitikerInnen) Sozialistische Partei Österreichs, Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), Sozialdemokratische Partei Österreichs
EreignisEreignis, mit dem die Person in Verbindung gebracht wird
Nachlass/Vorlass
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RessourceUrsprüngliche Ressource  Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage, POLAR
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Letzte Änderung am 19.09.2024 durch WIEN1.lanm09fri
BestattungsdatumDatum der Bestattung  20. Mai 1959
FriedhofFriedhof, auf dem eine Person begraben wurde Zentralfriedhof
Grabstelle Gruppe 32C, Nummer 21
GrabwidmungGrabwidmung als Ehrengrab, historisches oder ehrenhalber gewidmetes Grab  Ehrengrab
BildnameName des Bildes Johannboehmgewerkschafter.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Johann Böhm (1958)
  • 18., Gersthofer Straße 158 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Abgeordneter zum Nationalrat (02.12.1930 bis 17.02.1934)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (19.12.1945 bis 13.05.1959)
  • Zweiter Präsident des Nationalrates (19.12.1945 bis 13.05.1959)
  • Staatssekretär für Soziale Verwaltung (27.04.1945 bis 20.12.1945)
  • Abgeordneter zum Wiener Landtag und Mitglied des Gemeinderates der Stadt Wien (20.05.1927 bis 30.11.1930)
  • Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1945 bis 1959)
  • Obmann der Ortsgruppe Währing der Gewerkschaft der Maurer (1905)
  • Vorstand der Baugewerkschaft (1909)
  • Obmann der Vereinigung der Wiener Ortsgruppen der Gewerkschaft der Maurer (1912)
  • Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft (1921)
  • Vorsitzenden der Baugewerkschaf (1927)
  • Obmann der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft (1929 bis 1934)
  • Vorstandsmitglied der Wiener Arbeiterkammer
  • Provisorischer Vorsitzender des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (1945)

  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 21. November 1958, Übernahme: 6. Dezember 1958)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 5. Mai 1954)
  • Dr.-Karl-Renner-Preis der Stadt Wien (Verleihung: 1951)

Johann Böhm, * 26. Jänner 1886 Stögersbach (Niederösterreich), † 13. Mai 1959 Wien, Politiker, Gewerkschafter.

Biografie

Herkunft und Familie

Johann Böhm wuchs in ärmlichen Verhältnissen im niederösterreichischen Waldviertel auf. Nach Besuch der Volksschule und Bürgerschule in Waidhofen an der Thaya musste Böhm, der als intelligenter und wissbegieriger Junge galt, das Maurerhandwerk erlernen und arbeitete als Bauarbeiter. Mit seiner ersten Gattin Rosa Geppert, die 1930 einem Herzleiden erlag, hatte er drei Kinder. Kurz nach dem Tod von Rosa heiratete er Marianne Grem.

Erstes gewerkschaftliches Engagement

Nach Absolvierung einer Maurerlehre in Wien trat Böhm 1903 der Gewerkschaft der Maurer bei und wurde Funktionär einer Ortsgruppe. Als erst 18-Jähriger wurde er zum gewerkschaftlichen Vertrauensmann auf einer Wiener Baustelle gewählt, 1905 erfolgte seine Wahl zum Hauptvertrauensmann, gleichzeitig wurde Böhm auch Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Obmann der Ortsgruppe Währing der Maurergewerkschaft wurde Böhm 1905 und Obmann der Vereinigung der Wiener Ortsgruppen der Gewerkschaft der Maurer 1912.

1909 kam Böhm in den Vorstand der Baugewerkschaft und wurde 1912 als deren Vertreter in die Arbeiter-Unfallversicherungsanstalt entsandt, dessen Vorstand er 1913 wurde. Er bildete sich auf Arbeiterschulen und in technischen Kursen weiter. Nach Absolvierung des Kriegsdiensts, Böhm wurde 1915 an der russischen Front schwer verwundet, wandte er sich neuerlich gewerkschaftlichen und politischen Tätigkeiten zu. Im Jahr 1918 fungierte er als Geschäftsführer des Arbeitsamtes für das Baugewerbe in Wien sowie als stellvertretender Vorsitzender des Landesarbeitsamtes, wurde zudem in den Vorstand der Freien Gewerkschaften gewählt und war stellvertretender Vorsitzender der Industriellen Bezirkskommission. Auch in der Gewerkschaft machte er weiter Karriere: So wurde er 1918 Sekretär, 1921 auch Leiter der Ortsgruppe Wien der Bau- und Holzarbeitergewerkschaft für die er von 1929 bis 1934 als Obmann fungierte. Zudem war er 1927 Vorsitzender der Baugewerkschaft.

Auf kommunaler Ebene kandidierte er 1927 im 21. Bezirk bei den Gemeinderatswahlen und war von 1927 bis 1930 sozialdemokratischer Gemeinderat der Stadt Wien und Abgeordneter zum Wiener Landtag. Auf nationaler Ebene gehörte er von 1930 bis 1934 dem Nationalrat an. In der Wiener Gebietskrankenkasse nahm er die Funktion eines Vizepräsidenten ein und er war Vorstandsmitglied in der Wiener Arbeiterkammer. Daneben war er seit 1921 auch als Vorstand der Baugenossenschaft "Grundstein" tätig. Zu den politischen und gewerkschaftlichen Schwerpunkten Böhms in der Zwischenkriegszeit gehörten die Bereiche Sozialpolitik, Wohnungswesen und technische Angelegenheiten.

Böhm in den Jahren 1934 bis 1945

Am 12. Februar 1934 wurde er vom Dollfuß-Schuschnigg-Regime aus politischen Gründen festgenommen und ins Anhaltelager Wöllersdorf gebracht, welches er im September desselben Jahres wieder verlassen konnte. Nach Verlust seiner politischen und gewerkschaftlichen Ämter musste er seinen Lebensunterhalt als Angestellter bei der Urlaubskommission der Bauarbeiter bestreiten. Auch für die Nationalsozialisten blieb Böhm ein politisches Feindbild. Nach dem "Anschluss" 1938 wurde er mehrfach verhaftet und stand unter Polizeiaufsicht. 1939 wurde er Polier, ab 1940 war er bei einer Bauberufsgenossenschaft tätig. Am 20. Juli 1944 wurde er neuerlich aus politischen Gründen inhaftiert, jedoch kurz vor Jahresende wieder aus der Haft entlassen.

Politische Karriere nach 1945

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für Böhm einen Wiederbeginn seiner politischen Karriere. Am 27. April 1945 wurde er auf Seiten der Sozialdemokratische Partei Österreichs zum Staatssekretär für soziale Verwaltung (bis 20. Dezember 1945) ernannt. Am 25. November 1945 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1959 angehörte. Dabei fungierte er in dieser Zeit als Zweiter Nationalratpräsident.

Johann Böhm hatte maßgeblichen Anteil an der Wiedergründung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes im Jahr 1945. In den letzten Kriegstagen trafen sich sozialdemokratische Gewerkschafter, darunter auch Böhm, in der Wiener Wohnung von Josef Battisti und berieten über die Gründung einer neuen Gewerkschaft. Auf Böhms Initiative hin wurde die Schaffung eines überparteilichen Gewerkschaftsbundes beschlossen, dessen provisorischen Vorsitz Böhm übernahm. Von 1948 bis zu seinem Tod 1959 amtierte er als "ordentlicher" Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Im selben Zeitraum war er auch Mitglied im Vorstand der Sozialdemokratische Partei Österreichs und Präsident des Hauptverbands der Sozialversicherungsträger. Gewerkschaftlichen und politischen Erfolgen, etwa im Zusammenhang mit der Einführung von Kollektivverträgen, standen auch umstrittene Maßnahmen wie die fünf Lohn- und Preisabkommen gegenüber, die in den Jahren 1947 bis 1951 unter Böhms Präsidentschaft abgeschlossen wurden. Für die Stabilisierung der Währung und die Ankurbelung der Wirtschaft war er bereit, Kompromisse zulasten der Arbeiterschaft zu schließen, da er vom perspektivischen Erfolg dieser Politik überzeugt war. Er gilt als einer der Väter der österreichischen Sozialpartnerschaft und war maßgeblich an der Entwicklung der österreichischen Sozialpolitik beteiligt.

Ehrungen

Böhm erhielt 1951 den Karl-Renner-Preis und 1954 das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich. 1958 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. 1956 wurde anlässlich seines 70. Geburtstages die Johann-Böhm-Stiftung geschaffen, die begabte, aber mittellose Arbeiter- und Angestelltenkinder bei der Weiterbildung unterstützen soll. 1966 wurde in Brigittenau die städtische Wohnhausanlage Johann-Böhm-Hof nach dem Politiker benannt. Im Jahr 2009 erfolgte die Benennung des Johann-Böhm-Platz in Leopoldstadt, an dem sich seit 2010 die Zentrale des Österreichischen Gewerkschaftsbundes ("Catamaran") befindet. Die Johann-Böhm-Plakette ist die höchste vom Österreichischen Gewerkschaftsbund vergebene Auszeichnung und der Johann-Böhm-Fond dient der Förderung von Abschlussarbeiten an Universitäten, Fachhochschulen und entsprechenden Akademien zu gewerkschaftsrelevanten Themen.

Werke

  • Johann Böhm. Eine Auswahl seiner Reden und Veröffentlichungen. Wien: Verlag des ÖGB 1951
  • Erinnerungen aus meinem Leben. Wien: Verlag des ÖGB 1986

Quellen

Literatur

  • Karin Holzer: Johann Böhm, eine Biographie. 2., neu bearb. Auflage. Wien: Verlag des ÖGB 1998
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 85 ff.
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 19. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1977
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Johann Böhm zum Gedenken. In: Amtsblatt der Stadt Wien, 1. Februar 1961, S. 1
  • Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995

Weblinks