Käthe Sasso
Käthe Sasso, * 18. oder 28. März 1926 Wien, † 14. April 2024 Wien, Widerstandskämpferin, Zeitzeugin.
Biografie
Käthe Sasso, geborene Katharine Smudits, wuchs bei ihrer Großmutter Majka im burgenländischen Nebersdorf mit Burgenländisch und Kroatisch auf und zog später nach Wien. Ihre politisch engagierten Eltern Agnes und Johann Smudits traten aktiv im kommunistischen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime und den Ständestaat ein. Als ihr Vater 1940 zur Wehrmacht eingezogen wurde und ihre Mutter 1941 nach einer schweren Krankheit starb, engagierte sie sich in der Widerstandsgruppe Gustav Adolf Neustadl, der auch Emilie Tolnay, Therese Dworak, Rosalia Graf und Maria Sip angehörten, die später alle wegen Hochverrats hingerichtet wurden. Die Gruppe versorgte Witwen hingerichteter Widerstandskämpfer mit Lebensmitteln, sammelte Gelder für die Familien Inhaftierter, unterstützte das Hören ausländischer Radiosender und verteilte kommunistisches Propagandamaterial gegen den Nationalsozialismus.
Während des Zweiten Weltkriegs drang der Gestapospitzel Alois Larva in die Reihen der kommunistischen Bezirksorganisation Favoriten ein und denunzierte zahlreiche Mitglieder, darunter auch Sasso. Im Alter von 16 Jahren wurde sie am 22. August 1942 von der Gestapo inhaftiert und kam im Jänner 1943 ins Wiener Landesgericht. Am 21. April 1944 wurde sie zu 18 Monaten Jugendgefängnis wegen Hochverrats verurteilt, entkam nur knapp dem Todesurteil und wurde ins Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf gebracht. Im September 1944 wurde sie nach Berlin und schließlich in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Am 28. April 1945 trat sie den Todesmarsch ins KZ Bergen-Belsen an, konnte jedoch bereits in der ersten Nacht mit ihrer Freundin Mizzi Bosch flüchten und kehrte mit der Unterstützung von sowjetischen Alliierten nach Wien zurück.
Bald nach ihrer Ankunft traf sie Josef Sasso, der ebenfalls Widerstandskämpfer gewesen und aus dem KZ Buchenwald zurückgekehrt war. Das Paar heiratete, bekam drei Kinder und übersiedelte nach Winzendorf in Niederösterreich, wo Josef Sasso eine Spenglerwerkstatt betrieb. Ab den 1990er Jahren beteiligte sich Käthe Sasso aktiv an Gedenkinitiativen für Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen und politisch Verfolgte des NS-Regimes und engagierte sich gegen Faschismus. Als Zeitzeugin sprach sie etwa im Rahmen von Gedenkkundgebungen am Wiener Heldenplatz (5. Mai 2008 und 27. Jänner 2013) sowie 2013 beim Holocaust-Gedenken der Netzwerkplattform "Jetzt Zeichen setzen!". Zudem setzte sie sich für die Errichtung einer Gedenkstätte für die hingerichteten Widerstandskämpfer und Widerstandskämpferinnen der Gruppe 40 am Wiener Zentralfriedhof ein. Die Nationale Gedenkstätte wurde anlässlich des 75. Jahrestages des "Anschlusses" 1938 am 11. März 2013 eröffnet und am 27. Oktober 2015 wurde eine Gedenktafel mit 50 Namen von Opfern der NS-Justiz enthüllt.
Am 17. Dezember 2002 wurde Sasso für ihr Engagement das "Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich" verliehen. Zudem erhielt sie im Dezember 2023 von den sozialdemokratischen Bildungsorganisationen Österreichs SPÖ Bildung den 2. Marie-Jahoda-Preis für herausragende wissenschaftliche Erkenntnisse.
Quellen
- ANNO: Widerstandskämpferin und Gedenkarbeiterin. In: Der Neue Mahnruf, 2005, S. 6
- ANNO: Zwei Widerstandskämpferinnen geehrt. In: Der Neue Mahnruf, 2003, S. 4
- ANNO. Gestapospitzel brachte Freiheitskämpfer aufs Schafott. In: Österreichische Volksstimme, 09.07.1948
Literatur
- Käthe Sasso: "Ich weiß, ich habe das Richtige gemacht". In: Gerhard Schmid/Marcus Schober (Hg.): Positionen und Perspektiven der Sozialdemokratie. OGB: Wien, 2023, S. 245–247
Käthe Sasso im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.
Weblinks
- Wikipedia. Käthe Sasso [Stand: 18.06.2024]
- Nationalfond der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus: Abschied von Käthe Sasso [Stand: 18.06.2024]
- denkmal wien: Käthe Sasso (geb. 1926) [Stand: 18.06.2024]
- DÖW: Das DÖW trauert um Käthe Sasso. [Stand: 18.06.2024]
- Widerstandskämpferin Käthe Sasso (98) gestorben. In: Kurier, 15.04.2024