Karl Lakowitsch
Karl Lakowitsch, * 5. Februar 1897 Wien, † 2. Februar 1975 Wien, Unternehmer, Politiker.
Biografie
Lakowitsch besuchte zunächst eine Realschule, an der er 1915 die Matura ablegte. Er studierte ein Jahr Chemie an der Technischen Hochschule und erlernte das Schusterhandwerk (1929 Meisterprüfung als Orthopädischer Schuhmacher). In Folge übernahm er den elterlichen Fachbetrieb.
Schon bald engagierte er sich in der Standesvertretung. 1930 wurde er in den Ausschuss der Schuhmachergenossenschaft gewählt, 1934 bis 1938 leitete er die Wiener Schuhmacherinnung und gründete 1934 die Produktivgenossenschaft der Schuhmacher Wiens. Er galt vor allem als einer der Vorkämpfer und Initiatoren der Altersunterstützung für Gewerbetreibende. 1938 wurde er aus politischen Gründen verhaftet.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er als Mandatar der ÖVP von 1945 bis März 1953 als Abgeordneter dem Nationalrat an, dann für einige Monate dem Bundesrat. Nach dem Rücktritt von Ernst Robetschek aus der Wiener Landesregierung wechselte Lakowitsch am 2. Oktober 1953 auf dessen Posten als Amtsführender Stadtrat für baubehördliche und sonstige technische Angelegenheiten und übte dieses Amt bis zum 24. April 1964 aus. Von 1954 bis 1964 saß er außerdem im Wiener Landtag und Gemeinderat, von 1959 bis 1964 wirkte er auch als Landeshauptmann-Stellvertreter. 1964 schied er aus allen Gremien aus und wurde Präsident der Kammer der gewerblichen Wirtschaft Wien (bis 1970).
Darüber hinaus bekleidete Lakowitsch auch diverse Funktionen im gewerblichen Genossenschaftswesen, um dessen erneuten Zusammenschluss er sich nach 1945 kümmerte. 1946 wurde er zum Obmann des Vorstandes des Österreichischen Genossenschaftsverbandes gewählt. Diese Funktion bekleidete er bis 1961, nach der Umstrukturierung der Verbandsgremien wirkte er als Präsident des Verbandsausschusses bis 1968; 1969 wurde er zum Ehrenpräsidenten des Verbandes gewählt. Außerdem wurde er 1946 zum öffentlichen Verwalter der damaligen Österreichischen Zentralgenossenschaftskasse bestellt und war danach im Vorstand und später im Aufsichtsrat dieser Organisation tätig.
Literatur
- Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 86
- Wiener Zeitung, 03.10.1953
- Rathauskorrespondenz, 02.10.1953
- Rathauskorrespondenz, 04.02.1975
- Johann Brazda/Robert Schediwy/Tode Todev: Selbsthilfe oder politisierte Wirtschaft. Zur Geschichte des Österreichischen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) 1872–1997. Wien: Österreichischer Genossenschaftsverband 1997
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Lakowitsch, Karl [Sign: TP-028357]