Karl Pick
Karl Pick, * 21. Dezember 1867 Petschek (Böhmen), † 3. August 1938 Wien, Politiker, Gewerkschafter.
Biographie
Der Sohn eines jüdischen Fleischhauers in Böhmen absolvierte ein Realgymnasium und besuchte Abendkurse einer deutschsprachigen Handelsschule in Prag. 1892 kam er als Angestellter nach Wien und wurde 1892 bei dessen Gründungsversammlung Mitglied des Vereins kaufmännischer Angestellter; der Verein schloss sich 1893 der sozialdemokratischen Gewerkschaftskommission an. 1895 wurde Pick Obmann des Vereins, 1902 nach einem Sieg über christlichsoziale und nationale Gruppierungen Obmann des Gehilfenausschusses beim Gremium der Wiener Kaufleute und der Krankenkasse der Wiener Angestellten. Außerdem beteiligte er sich an der in diesem Jahr realisierten Vereinigung der verschiedenen in der Monarchie bestehenden Gewerkschaftsvereine zu einem Verband, aus dem sich 1904 der Zentralverein der kaufmännischen Angestellten Österreichs entwickelte, dessen Obmann er bis Februar 1934 blieb.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs gehörte Pick dem provisorischen Gemeinderat der Stadt Wien an und fungierte als Provisorischer Stadtrat. Zudem war er Mitglied der Konstituierenden Nationalversammlung und war von 1920 bis zur Ausschaltung des Parlaments 1934 sozialdemokratischer Abgeordneter zum Nationalrat.
Auf gewerkschaftlicher Ebene war er als Vorstandsmitglied im Bund freier Gewerkschafter und im Internationalen Bund der Privatangestellten tätig. Von 1921 bis 1926 fungierte er auch als Vizepräsident der Wiener Arbeiterkammer. Pick gehörte zu den Vorkämpfern für Angestelltenrechte und Angestelltenschutz (Sonntagsruhe, 48-Stunden-Woche, Krankenfürsorge und Ausbau der Krankenvorsorge), war Mitbegründer des Sanatoriums der Wiener Kaufmannschaft, Obmann der Gremialkrankenkasse und langjähriger Redakteur der Österreichischen Angestellten-Zeitung.
Nach den Februarkämpfen 1934 wurde Pick für mehrere Wochen festgenommen. Er zog sich (auch von illegaler) politischer Betätigung zurück und starb bereits nach dem "Anschluss" im Sommer 1938 nach einem Hüftbruch. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt. Die Gewerkschaft der Privatangestellten stiftete ihm zu Ehren 1962 die "Karl Pick-Medaille" für Verdienste um die Handelsangestellten. Eine in den 1960er Jahren errichtete Wohnhausanlage in Wien-Leopoldstadt wurde in Karl-Pick-Hof benannt und trägt eine Gedenktafel. 1993 wurde die Pickgasse in Wien-Favoriten nach dem Politiker und Gewerkschafter benannt.
Quellen
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, Totenbeschreibamt, A1.25528/1938: Totenbeschaubefund, Grabanweisung: Pick Karl
- Wiener Stadt- und Landesarchiv, BPD Wien, K11 - Prominentensammlung, 19.Jh.-20.Jh.: Meldezettel von Karl Pick
Literatur
- Franz Nekula-Berton: Karl Pick. Aus seinem Leben, aus seinem Werk. Wien: Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes 1967
- Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
- Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
- 100 Jahre Gewerkschaftsbewegung in Österreich [1893-1993]. Ausstellung des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. Hrsg. Wolfgang Maderthaner. Wien: Österreichischer Gewerkschaftsbund 1993, S. 32 f.
- Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950. Band 8. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1983, S. 61 f.
- Wienbibliothek im Rathaus/Tagblattarchiv: Pick, Karl [Sign.: TP-038617]
- Wienbibliothek Digital: Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861-1962. In: Handbuch der Stadt Wien. Band 77. Wien: Verlag für Jugend und Volk 1963
- Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934. Wien: 1995